Licht und Schatten

Iyrawen
6. November 2008 • Kommentare: 6

Ein schlichter Zettel, schon sehr vergilbt. Das Papier wirkt wie zigfach zerknüllt und wieder glattgestrichen bevor es nun – aus wer weiß welchen Tiefen des Schreibtisches –  in das Notizbuch der Medica geklebt wurde.

Hörst Du die Trommeln des Krieges? Sie rufen bei Tag und bei Nacht.

Hörst Du die Trommeln des Krieges? Fürchte Dich, halte Wacht.

Ihr dröhnender Klang bringt die Schrecken, ihr dumpfes Lied singt vom Tod.

Ihr schwerer Schlag ruft die Schatten und kündet von Elend und Not.

Hör wie die Trommeln schlagen, sieh in der Ferne die Glut,

Atme den Rauch wilder Feuer, fühle die sturmblinde Wut.

Wappne Dich gegen den Schrecken, rüste Dich gegen den Schmerz,

Wandle auf sicheren Wegen und kehr bald zurück

Mein Herz.

Krieg also. Es war nur eine Frage der Zeit, wann sein langer Schatten Minas Faer erfassen würde, und nun ist es soweit. Zwar wird des Fürsten Banner nicht unter den Streitkräften Gondors zu sehen sein, doch das bedeutet nicht, dass das Haus ungeschoren davon kommt.  Elmion und Zarroc Angor haben sich gemeldet, um den freien Völkern im Kampf gegen Mordor beizustehen. Ihre Entscheidung, auf dem Sippentreffen verkündet, lässt mich ratlos zurück. Für das Haus ist ihr Fortgang ein schwerer Verlust. Sie werden fehlen. Ihre Erfahrung wird fehlen, wenn Düsternis auch das Breeland erfasst. Und doch war ich kurzzeitig versucht, mich den beiden Kämpen anzuschließen, dem Ruf des Feuers zu folgen. Aber ich schwor einen Eid, ich gab ein Versprechen. Ich werde es halten.

Und dann sind da noch die Bilder, nächtliche Erinnerungen, die mich seit meinem Aufenthalt in Schragen verfolgen. Das grausame Brüllen der Orks, die schrillen Schreie Verwundeter. Die tiefe Verzweiflung, nicht genug tun zu können. Nie genug. Aber vielleicht bin ich auch einfach nur feige geworden, verweichlicht im sicheren Schoß eines Fürstenhauses. Was ist richtig, was ist falsch? Selbst das Feuer weiß keine Antwort darauf.

Antworten ganz anderer Art erhofft sich der Fürst dafür nun offenbar von einem sonderbaren Fremdling, der dem Haus seit kurzem angehört. Ein Gelehrter in Glaubensfragen, den ich misstrauisch beobachte. Vermutlich wieder einer dieser fanatischen Pfaffen, in ihren Ansichten mindestens ebenso verbohrt wie der elende Klingenputzer. Dieser wohnte dem jüngsten Treffen des Hauses ebenfalls bei und gab wie üblich nicht mehr als Geringschätzung und grunzende Brummlaute von sich. Zunder noch einmal, was auch sonst!

Immerhin ist trotz seiner Hetztiraden Lysawyn nicht mehr länger Schall und Rauch, auch wenn sie wohl eine streunende Katze in den Straßen von Bree bleiben wird. Und Bregon Strago ist zurück. Auch wenn mich mit ihm bislang nicht viel verbindet, tat es gut, seinen flammenfarbenen Schopf wieder im Haus zu sehen.

Dann ist da noch das Mündel des Fürsten, eine Gräfin oder Komtess, doch was scheren mich Titel und Ränge. Sie ist schwer erkrankt, nicht nur wegen des Düsterwassers, das sie versehentlich zu sich nahm. Irgendwer, irgendetwas hat ihre Stimme geraubt. Das und ihre…Gabe…Oder sollte ich besser Bürde sagen? Im Kampf gegen Fieber und Husten konnte ich ihr Linderung verschaffen. Doch was den Rest betrifft – es gibt Dinge, die lassen sich wohl mit keinem Kraut und mit keinem Trank Mittelerdes heilen. Wer wüsste das nicht besser als ich, die ich tagaus, tagein so heiser krächze wie mein Rabe Morchant, weil ich den wahren Klang meiner Stimme längst verlor. Vor langer Zeit, in einem anderen Leben.

Und obwohl ich, gerade ich, es also besser wissen müsste, setze ich närrischerweise trotzdem  Hoffnungen darauf, dass der seltsame Kundige aus Bree vielleicht doch ein Mittel für den Fürsten finden wird. Auch wenn es bestimmt nie nötig sein wird, dieses einzusetzen. Vermutlich mache ich mir seit dem Schattenkuss der falschen Diplomatin völlig zu Unrecht sorgen. Vermutlich auch das ein Zeichen dafür, wie verweichlicht ich längst bin. Oh, so unklug, sein Herz an Menschen binden, oh so dumm, zu lange an einem Ort zu verweilen!

Kälte kriecht aus der Dunkelheit. Ich sollte das Feuer schüren.

  1. Alejandro Salas sagt:

    *sich umschau* Will noch wer außer mir Flämmi drücken?

  2. Damares sagt:

    *hüpfend meld*

    Zudem hat sie meine Sem bedacht. 😀

  3. Alrich sagt:

    *meld* Oder zumidnest ein schönes, warmes Kaminfeuer schüren

  4. Mewen sagt:

    oder eins nach dem anderen 😀 * Feuerholz rübereich*

  5. Zarroc sagt:

    Da hat mir dich das Gedicht glat nen Schauer über den Rücken gejagt!*brr*

  6. Iyrawen sagt:

    Zarroc fröstelt es? Dagegen hilft nur: Noch mehr Feuer! Ha! 😉 *dankend das Feuerholz von Mew annimmt und eine Runde Kaminfeuer für alle anwirft*

Du musst eingeloggt sein, um zu kommentieren.