Wohin die Liebe fällt

Giselher Aldorn
26. September 2010 • Kommentare: 2

Der Seneschall des Hauses saß noch lange in seinem Arbeitszimmer, zwar hatte er seine Gedanken so halbwegs zu Papier gebracht, das hieß aber noch lange nicht, dass er nun besser als zuvor wüsste, was zutun war.

Es wäre ja auch zu schön, wenn es einfacher würde. Da habe ich also diesen Jungen namens Eondra, der Knappe werden will. Soweit so gut. Er macht sich auch nicht schlecht, und ist vor allem sehr bemüht und fleißig. Allerdings habe ich es bisher versäumt, ihm all‘ das beizubringen, was ich selber so mühevoll lerne.
*An den Rand gekritzelt* hätte ich so in meinem ersten Jahr gearbeitet, wäre mir manches erspart geblieben. Dienste bem Koch der Wache zum Beispiel!

Höfisches Benehmen also. Das kann heiter werden oder eher ein Trauerspiel, die Hälfte von dem, was dort erwartet wird halte ichfür kompletten Unsinn! Ich selber habe mich schwer genug damit getan nach den Regeln Gondors um eine Dame zu werben. Vor allem, da Eondra darum bat, mir seinen Eid leisten zu dürfen. Er hat ihn geleistet.
*An den Rand gekritzelt* .. was für mich bedeutet, dass dieses verdammte höfische Gehabe nun zu meinem Problem wird!

Und da er ihn geleistet hat, wird es durchaus auch zu meinem Thema, wenn er sich ausgerechnet in das Mündel Cinlirs verliebt, so wie es aussieht. Verliebt ist gut, die beiden sind schon bei ‚Heirat‘ das ist ein schwerer Fall von Liebe.  Nehmen wir es genau, hat also mein Knappe ein Auge auf das Mündel meines Lehnsherrn geworfen. Ich bin nicht sicher, ob beiden auch nur im Ansatz bewusst es, dass eben jener Lehnsherr derzeit auf eine Menge Dinge nicht besteht. Er lässt die beiden ihre Freude aneinander haben, solange sie sich an die Gepflogenheiten halten.
*An den Rand gekritzelt* und ich werde dafür zu sorgen haben, dass Eondra sich daran hält.

Cinlir wirkt ohnehin so, als wäre er es langsam leid, dass jeder in ihm den Herzog sieht, aber viel zu selten die Tatsache, dass er sich um die seinen sorgt oder eben auch einfach nur Cinlir Winthallan ist. Vielleicht ist das der Preis, der zu zahlen ist. Seitdem ich Cinlirs Seneschall bin, denke ich oft genug darüber nach, wie er seine Entscheidungen trifft und mitteilt. Es ist schlicht nicht möglich, es allen recht zu machen, wenn man wie er das Wohl seines Hauses zu berücksichtigen hat. Ich habe den Verdacht, die seinen verwechseln das oft genug mit Strenge und Missfallen. Ich hoffe, ich werde eines Tages für die meinen ebenso selbstlos handeln können.
*An den Rand gekritzelt* das klingt phat… pathe… extrem bedeutungsvoll, meint aber nur: ich hoffe es gelingt mir, meine Interessen weit genug hinter die Notwendigkeiten stellen zu können  – eben wie es Cinlir tut.

Giselher schloss das Notizbuch und griff nach dem Becher Tee, der neben ihm stand. Es ging ihm nicht schlecht, wahrlich nicht! Es gab kaum etwas, das er nicht erreicht hätte. Und all dies funktionierte, das erschreckte den Ritter noch viel mehr. Obwohl er kein Hauptmann mehr war, oder eine Uniform trug, achtete man ihn (sogar als Stadtrat, was schon an Zynismus grenzte) so sehr er auch suchte, noch fand er keinen Haken an der Sache. Es war einfach gut, wie es war und aus alter Gewohnheit misstraute er eben diesem Umstand…

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Giselher in Optimismus. Wow. Yay! 😀

  2. Sybell sagt:

    Der letzte Satz macht mir ja bedingt Angst *suspekt rumguck*

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