„Wieso sollte ich den Hals meiner Leute – und meinen eigenen – riskieren, nur um, wenn man euch dann rettet, euren hübschen Hals zu verdrehen?“
Hatte sie das nicht erklärt? Hatte er es nicht verstanden? So… war es einfach.
Die Sache war klar. Eigentum, das den Besitzer entehrt, darf nur von selbigem zur Rechenschaft gezogen werden. Oh, und sie hatte Schande bereitet, zu leicht hatte sie sich fangen lassen. Beschämend.
Dass der Fürst sie zurückholen würde, damit hatte sie nicht gerechnet gehabt. Da er ihr das Leben gerettet hatte, gehörte es ihm, der Fall war klar. Altes Recht – es war an ihm, sie zur Rechenschaft zu ziehen. Es… ging natürlich nur um Ruf, um reine Machtdemonstration – warum versäumte er es, in ihr ein Exempel zu statuieren? Das war so… unlogisch.
Sie hatte versucht, es ihm klar zu machen, hatte wieder ihre Klingen gezogen und sie ihm entgegengestreckt, doch er hatte ihr nur einen Becher mit blauem Inhalt hingehalten. Ruhig, geduldig, abwartend, während sie am liebsten davon gelaufen wäre.
„Trinkt – oder trinkt nicht. Vergeßt die Klinge.“
„Er spielt.“
„Ich muss, Lai, ich muss.“ Elya bückte sich, legte ihren Dolch vor sich auf den Boden, griff nach dem Becher, zögernd.
„Wenn er uns so tötet, entehrt er den ganzen Clan!“
„Tut er nicht, das… kann er nicht.“
„Was soll das heißen?!
„Das… haben wir schon getan, Lai. Das haben wir schon getan.“
„Wag es nicht..!“
Ein tiefer Atemzug, sie setzt an, leerte den Becher in einem Zug, ließ die Hand wieder sinken, verstärkte den Griff um selbigen. Abwartend.
Der Fürst nickte. „Und so – beginnt es…“
Er bückte sich nach dem Dolch, hob ihn auf, wog ihn in der Hand.
„Keine Sorge, es wirkt schnell…“
Noch immer betrachtete er in aller Ruhe den Dolch.
Elya wurde bleich.
„Man beginnt zuerst… sich seltsam zu fühlen. Die Knie geben vielleicht ein wenig nach. Man fühlt die Muskeln nur schwach. Glaubt nicht greifen zu können.“
Er legte den Dolch auf die Kommode.
„Dann beginnt die Paranoia. Man hat das Gefühl es stünde stets jemand hinter einem. Auch wenn man ihn nicht sieht.“
Sie schloss die Augen, klammerte sich beinahe an den leeren Becher in ihrer Hand. Wartete ab, ungeduldig, unruhig, verlagerte das Gewicht vom einen Bein auf das andere.
„Wenn er es schon so haben will, dann nimm ihn gefälligst mit, dummes Kind! Zieh dein scheiß Schwert!“
Wieder begann sie zu schreien in ihrem Kopf, schürte die Verwirrung nur noch mehr.
„Und dann, wenn man nicht damit rechnet – stellt man fest…“
Elya verkampfte sich, wartete weiter.
„Man ist wirklich nicht allein. Jemand greift einen bei den Schultern. Stützt. Ist Schild, Schwert, Augen, Ohren und Arm.“
Sie erkannte erst, dass ihre Knie nachgegeben hatten, als sie wieder auf die Beine gezogen, festgehalten wurde.
„Und dann stellt man fest, daß man keine Angst mehr haben muß…“
„Jetzt krieg‘ dich wieder ein.“
„Laßt los…“
Laiwyn ballte ihre Faust, hob die Hand langsam, holte zum Schlag aus. Der Dolch war ganz in der Nähe. Das Schwert? Zu unhandlich. Es war so einfach. Ein Schlag, ihn zurückzustoßen, ein Schritt, ein Griff zur Klinge, ein Streich – und sie hätte getan, was sie schon einmal getan hatte.
Von Geburt an, durch den Tod und die Erneuerung müßt ihr Altes ablegen, alte Ängste, alte Leben. Dies ist euer Tod, der Tod des Fleisches, der Tod des Schmerzes, der Tod des Gestern.
Die Faust senkte sich wieder. Ein Schritt zurück.
Elya war es, die den Raum verließ. Laiwyn verließ das Gasthaus.
ooc: Bezaubernde „Elyawyn“… *lächelt* Und wieder spannend!!
ooooch, du willst dem fürstchen doch net weh tun? xD *g* sehr gut geschrieben ^^
So macht man das *grinst*
schön schön 🙂
Schön? Hast ja gehört was bei rauskommt, wenn Lai sich über den Gemütszustand anderer auslässt.. *grins* Und statt Milch gibt’s dann harten Alk. :> muahaha
Sie hat ihm ja nicht weh getan. Brave Ely.