Verzweifelt versuche ich meine Gedanken, meine Wünsche, meine Sehnsüchte durch die Verwendung von Alchimie auszulöschen. Doch meine Erfahrungen scheinen zu gering… ich habe schon mehrere Tränke ausprobiert. Sie haben gar nichts, rein gar nicht verändert. Nur die Nebenwirkungen waren lästig.
Ich habe mir ein eigenes Arbeitszimmer in Michelbinge eingerichtet. Es sieht wüst aus. Zerbrochene Scherben, Phiolen mit ätzenden Flüssigkeiten und verstreute Blätter von irgendwelchen zusammen gewürfelten Rezepten liegen auf den Tischen und auf dem Boden verstreut. Ich begreife es immer noch nicht. Warum kriegt Alejandro mit solch‘ einer Leichtigkeit einen Trank in die Hände, der ihm alle Gefühle vergessen lässt, und ich kriege es noch nicht einmal selbst hin, diesen zu mischen? Ich habe nun viele Jahre an den Mischpulten verbracht und verdammt gute und auch nicht immer offizielle Lehrmeister gehabt.
Zuerst war mein Gedanke irgendwelche milchig harmlos ausssehende Gifte zu mischen, um mich an all die jenigen zu rächen, die, bei denen ich glaubte, am meisten Schuld an meinem Unglück waren. Ob es denn nun so ist oder nicht, wäre mir egal gewesen. Es hätte mich vielleicht beruhigt, wenn ich den Geschmack der Vergeltung schmecken würde… Aber im nach hinein, löst das nicht mein Problem. Gifte sind einfach herzustellen und noch einfacher um sie an die Leute zu bringen wenn man das nötige Geschick dafür besitzt.
Aber es ändert nichts an der Tatsache, dass ich eine verbitterte Frau geworden bin. Dazu viel zu jung um jetzt schon diesen Hass in mir zu spüren. Ich dachte ich lebe noch ein paar Jahre um die schrecklichsten Dinge des Lebens erfahren zu müssen. Aber mittlerweile weiß ich nicht mehr was schrecklicher sein könnte. Für mich ist alles so belanglos geworden. So belanglos und unwichtig.
Ich sitze nun wieder hier an meinem Mischpult. Abermals hatte mich die Wut übermannt und sämtliche Phiolen und Blätter vom Tisch gewirbelt, die klirrend auf den Boden aufschlugen. Ich fühle die Stirn in meinen Händen, wie sie heiß und fiebrig in sie gebettet ist. Meine Atmung ist abermals nicht besonders ruhig, wie in den letzten Tagen.
Wenn ich nicht bald eine Lösung finde, glaube ich langsam dem Wahnsinn zu verfallen. Es muss doch etwas geben. Es muss!