Minas Faer

Krachend landete der Becher auf den Boden; in hunderte Scherben verteilten sich die Tonstücke auf dem Boden. Ein weisser Schwall ergoß sich vor den Füssen des Mannes, den sie zu treffen gesucht hatte.

Was ein ungehobelter Kerl!

Er hatte nicht nur die Frechheit besessen, ihre Worte anzuzweifeln, nein. Er stellte sogar die Autorität ihres Vaters in Frage.

„Was er nicht glaubt, dass passiert auch nicht.“

Selbst die Worte des Immerschattens klangen fast schon abstrakt in ihren Ohren. Sogar sie war nie so naiv gewesen, an solch eine Lüge zu glauben. Aber scheinbar hatte das Breeland mehr seltsame Menschen bereitgestellt, als Najisa erwartete.

Wutentbrannt war sie aus den Hallen des großen Hauses gestürmt, hatte die Tür mit einem lauten Knall zugeschlagen und lenkte ihre Schritte aus der Siedlung heraus. Wenn sie das Kandira erzählen würde, würde sie den Kerl sicherlich Manieren beibringen. Aber gleich ihre Schwester aufwiegeln nur weil jemand solche Worte sprach?

Nein.

Das war sicherlich nicht die Art, mit der Najisa sich gegen die Aussage des Mannes stellen wollte. Dabei schien er zu Anfang eigentlich ein netter Kerl zu sein.

„Du musst vorsichtig sein, mit wem du dich abgibst. Oftmals haben Menschen keine guten Absichten. Achte stets darauf, wem du Vertrauen schenkst.“

Mutter’s Worte wurden ihr niemals so sehr bewusst wie die letzten Tage. Vielleicht sollte sie sich mehr an Kandira halten. Die wusste wenigstens, wie man solche Leute ganz weit weg von sich hält.

Vertrauen. Das war auch etwas, was der Fürst gestern in seiner Ansprache erwähnte. Scheinbar hatten sich in ihrer Abwesenheit in Gondor eine menge Dinge getan, von denen sie noch nichts wusste. Wenn es die Zeit erlauben würde, sollte sie Giselher einmal danach fragen.

Aber bis dahin gab es genug zu tun. Und gerade einer Aufgabe sah sie mit Spannung entgegen.

„Es geht um den Jungen…“

So eine Bitte konnte sie ihm einfach nicht abschlagen.