Missmutig trat der Junge gegen den Eimer. Ganz toll! So hatte das in den Büchern nie ausgesehen. Da waren die Heermeister und Ritter immer in schimmernden Rüstungen und die Knappen trugen irgendwelche Fahnen und sahen dabei mindestens genauso aus… oder zumindest sahen sie irgendwie nach Kampf und Ruhm und sowas aus.
Eigentlich hatte Anfortas seinen Plan ziemlich gut gefunden. Auf dem Hof hatte er nichts, was sich zu erreichen lohnte. Das bisschen Scholle würden seine Brüder erben und außerdem hatte Anfortas noch jeden Kampf gewonnen. Also fast jeden Kampf. ODer zumindest einige Kämpfe… gut, er hatte zumindest die gewonnen, bei denen Hobbs nicht den ersten Schlag deutlich unter der Gürtellinie anbrachte – Hobbs war alles, aber ganz bestimmt nicht ritterlich! Also verließ er Land und Hof und versuchte sein Glück andernorts…
In Schlucht gab es Arbeit. Als Stallbursche zwar, aber was machte das schon, ehrliche Arbeit, die ihm am Abend ein Essen einbrachte, außerdem konnte er in den Ställen schlafen. Es wurde sogar noch besser, als er von Herrn Elmion in den Dienst genommen wurde. Das war der ersehnte Schritt! Der Herr war ein Heermeister, oder zumindest sowas ähnliches, eine glänzende Rüstung hatte er schon mal. Für den Jungen war das Beweis genug: wer eine solche Rüstung trug musste wohl ein Ritter sein, mindestens.
Und es wurde sogar noch besser, dachte Anfortas an jenem Abend zumindest. Herr Elmion befahl ihn auf sein Zimmer und redete lange von Pflichten und was ein Ritter so können muss, oder in seinem Fall eben ein Knappe. Anfortas konnte es kaum fassen, Herr Elmion würde ihn als Knappen annehmen und ausbilden! Er würde ein Schwert haben und seinem Herrn in die Schlacht folgen, ganz wie auf den Bildern, die er in den Büchern gesehen hatte!
Der Eimer flog gegen die Wand und das Wasser darin hinterließ eine dunkle Spur auf der gekalkten Wand. Irgendwie war alles anders gekommen. Anfortas sollte eine Frau aufsuchen und dort schreiben lernen, und er sollte mit Hilfe dieser Schreiberin Kleidung kaufen. Dem Haus angemessen, hatte der Herr gesagt. Anfortas verzog das Gesicht, er hatte nicht die geringste Idee, was er da tragen sollte und warum um alles in der Welt er lesen und schreiben sollte! Er war gut ohne diese Sachen zurecht gekommen. Am schlimmsten aber war, dass Herr Elmion ihn erst ausbilden würde, wenn er das beherrschen würde.
In den Büchern waren keine Bilder von lesenden Knappen, da war sich Anfortas ziemlich sicher. Lieber würde er seinem Herrn den Wein oder so anreichen… aber lesen?! Offenbar war das mit dem Knappe-sein nicht ganz so das, was man in den Büchern immer sah.
Anfortas stellte den Eimer wieder ordentlich hin und machte sich daran, den Stall auszumisten, während er daran dachte, als Heermeister des Truchseß unter Jubel in die weiße Stadt einzureiten…
och der Arme…….. aber er soll mal nicht so ungeduldig sein! *g*
Wah der Blog is genial 😀 – ich kann mir das bildlich vorstellen! Wie er sich die Bilder anschaut 😀
*im Super-Naji-Kostüm angebraust komm*