Fragen…ohne Antworten?

Fianah Rattner
24. Februar 2010 • Kommentare: 8

Der Mond schimmerte hell durchs Fenster. Schon eine ganze Weile lag sie im Bett, beobachtete wie die Staubkörner im Lichtschein ihre Bahnen zogen, und hing ihren Gedanken nach. Er schlief vermutlich schon. Wie gern würde auch sie endlich die Augen schließen und in ihren wohl verdienten Schlaf sinken, aber die neuerlichen Ereignisse hielten sie wach. Seufzend schlug sie die Decke beiseite und setzte ihre nackten Füße auf das kalte Holz. Ein kurzer Schauer durchfuhr ihren Körper, während sie ihren Weg in leisen tappsenden Schritten zum Schrank fortsetzte. Sie kramte in einer Schublade herum, schob einige ihrer Zeichnungen beiseite, hielt dann inne und betrachtete das Bild eines Mannes, den sie niemals kennenlernen würde. Behutsam legte sie es beiseite und schaute auf das nächste Blatt Papier. Ein feines Lächeln umspielte ihre Lippen während ihr Zeigefinger die Züge eines anderen, ihr wohl bekannten Mannes, nachfuhr. Doch auch jenes Blatt wurde auf einen anderen Stapel gelegt und nur noch eine Zeichnung trennte sie von den leeren Pergamenten darunter. Es waren drei Kindergesichter, die sie fröhlich lächelnd anblickten. Sie schaute zurück. Lächelte aber nicht. Es lag eher ein Ausdruck tiefen Wehmuts auf ihrem Gesicht. Lange Augenblicke vergingen, in denen sie das Bild nachdenklich betrachtete, ehe sie auch dieses auf den anderen Stapel legte. Schließlich nahm sie Pergament, Feder und Tinte, setzte sich vor den Kamin und begann zu schreiben.

Gefühle…wieso müssen wir ihnen so schutzlos ausgeliefert sein? Sicher…es gibt welche, bei denen wissen wir genau woher sie kommen und was wir dagegen tun können. Hunger, Durst, Müdigkeit…Aber was ist mit Zorn…Angst…Liebe?  Auf wen genau bin ich zornig? Tarik…mich selbst…Atherton…das ungeborene Kind in meinem Bauch? Warum? Auf ersteren, weil er zurück kam? Weil er mich angelogen hat? Weil er noch immer in der Lage ist mich zu verletzen? Weil er nicht auf mich gehört hat und nun vielleicht sterben wird? Auf mich selbst, weil ich ihm geglaubt hab? Zugelassen hab, dass ich nun in der Situation stecke, in der ich eben gerade bin? Weil ich mich wieder hilflos wie ein kleines Kind fühle? Auf Atherton, weil er ihn geschlagen hat? Weil er so oft Recht hat, mit dem was er sagt? Weil er mir alles über seine Arbeit erzählt hat? Auf das Kind, weil es mich zwingt Verantwortung zu übernehmen? Weil es mir vielleicht meine Zukunft raubt? Weil es…mir Angst macht?

Wovor genau habe ich Angst? Mutter zu sein? Wieder zurück zu müssen…zurück in den Dreck? Das er tatsächlich stirbt? Die Menschen die mir helfen wollen zu verletzen oder im Stich zu lassen? Das Falsche zu tun? Allein zu sein? Eine Entscheidung zu treffen? Vielmehr…die, die mein Herz traf zu akzeptieren?

Liebe…das schönste und grausamste Gefühl von allen…Wer ist es dem mein Herz gehört? Eigentlich ganz einfach…Es ist derjenige, der….

Leise gähnend blinzelte sie aus mittlerweile müden Augen, schob das Pergament vom Schoß und krabbelte zurück in ihr Bett. Nun da sie all die Fragen, die sie ständig mit sich herum trug, nieder geschrieben hatte, ging es ihr besser und es dauerte nicht lang, bis ihr Körper ruhig dalag und die Decke sich in regelmäßigen Abständen hob und senkte.

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Das nächste Mal leihe ich ihr meinen Narkotisator 2.0: Ein riesiger Holzknüppel, den ich zur Blinddarmoperation bekam. *g* Schläft man garantiert von!

  2. Fianah sagt:

    Ha püh :p Dann lieber die selbst zusammen gemixten Schlafmittelchen

  3. Aradil sagt:

    Irgendwodruche in trauriger aber auch ein schöner Blog.

  4. Elmion sagt:

    Atherton das Viech! die Kante! der Schläger!

    schöner Blog 🙂

  5. Fianah sagt:

    Kante? *gg* und merci 🙂

  6. Cinlir Winthallan sagt:

    Da hat er Recht – ich muss mich immernoch an den Gedanken gewöhnen, dass ausgerechnet Atherton jemandem womöglich bleibenden Schaden zugefügt hat. *g*

  7. Fianah sagt:

    Na der Schaden war ja schon vorher da^^

  8. Sethur sagt:

    Schön zu lesender Blog, aûf jeden Fall 🙂

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