Verträumte Erinnerung

Lefswith Lonval
14. April 2011 • Kommentare: 0

Reges Treiben herrscht auf dem Hof des Anwesens der Familie Lonval. Eilige Bedienstete laufen umher, um ihren Herrschaften noch letzte Notwendigkeiten zukommen zu lassen. Selbige warten in bester Laune zu Pferd, dass das Signal zum Aufbruch gegeben wird. Eine jaulende und winselnde Hundemeute, zusammengehalten von Männern auf Pferden mit schwingenden Hetzpeitschen, wartet ebenso. Hier und da unterbricht ein Wiehern das freudige Gelächter und Geschwätz.

Vorne an sitzt  Breonwarth Lonval ruhig abwartend auf seinem Pferd, das Geschehen mit einem wohlwollenden Blick beobachtend. Neben ihm unterhält sich leise kichernd und immer wieder umdrehend seine Tochter Lefswith mit ihrer Zofe Leogwen. Dahinter stellen sich edle Herren, auf ebenso edlen Pferden, in feinster Gockelmanier zur Schau. Nervös scharren einige Pferde mit den Vorderhufen im Staub, als ein knappes Nicken Breonwarths gen Hornbläser andeutet das Zeichen zum Beginn der Jagd zu geben. Die Hundemeute wird noch einige Meter kontrolliert aus dem Hof begleitet, bevor man diese frei gibt. Mit lautem Gebell  nehmen die Hunde Spur auf und hetzen über die Felder, dicht gefolgt von dem Reitertross.

Lefswith hält gut mit, der Wind treibt ihr Tränen in die Augen, konzentriert aber mit enormer Begeisterung lässt sie die Meute vor sich nicht aus dem Blick. Wie von Zauberhand verschwindet plötzlich Leogwen, als nächstes löst sich die Gockelparade in Luft auf. Lefswith versucht noch in der Ferne irritiert die Hundemeute zu erspähen, als sie unvermittelt alleine mit ihrem Vater auf weiter Flur steht. Beunruhigt wendet sie sich leise fragend ihrem Vater zu: „Vater?“.  Bevor jener jedoch antworten kann, ertönt ein lautes Knallen.

Lefswith blinzelt. Das Licht welches ihre Augen trifft,  schmerzt. So ist sie die ersten Sekunden orientierungslos, als sie schlussendlich erkennt, dass sie sich in ihrem Zimmer im Gästehaus befindet, liegend in ihrem Bett. Draußen wütet ein heftiger Wind. Mit zittrigen Beinen und den Gedanken noch beim Traum verweilend, steht Lefswith auf und geht zum Fenster. Kleinere Äste wirbeln durch die Luft, welche vermutlich auch die Verursacher des Knalls waren. Sie richtet noch einen wehmütigen Blick gen Grundstücksmauer und auf den dahinter liegenden Weg, ehe sie sich wieder betrübt ins Bett legt und die Decke weit über ihren Kopf zieht.

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