Feenfeuer

Bregon Strago
26. März 2008 • Kommentare: 2

Er wanderte über eine weite, hügellose Wiese. Vereinzelte Laubbäume ragten aus dem langen Gras empor. Eine angenehme, lauwarme Briese wehte ihm ins Gesicht, ließ die Gräser zittern und brachte die Blätter an den Bäumen zum Tanzen. Sätmliche Farbe waren harmonisch hell und leuchteten, die Landschaft wirkte wie Gemalt. Der Himmel war hellrosa, die Sonne strahlte hell, jedoch nicht unangenehm. Wattige Wolkenfetzen zogen über ihm vorbei, jedoch zogen sie mit einer ungeheuren Geschwindigkeit über den Himmel hinweg.Er spürte nichts, außer tiefer innerer Ruhe und Glück. Er schloss die Augen und atmete tief ein, dann wanderte er weiter. Wohin wusste er nicht. Warum wusste er nicht. Er wanderte einfach.Da war eine Person in der Ferne zu erkennen. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Wer konnte das sein? Sie drehte sich um und winkte zu ihm. Es war eine schöne, eine wunderschöne Frau. Er konnte nur ihre Silhouette erkennen und beschleunigte seinen Schritt, um zu ihr zu kommen. Sie drehte sich um und rannte weg. Er rannte hinter ihr her, er rief, er wunk. Sie rannte einfach weiter. Über die Wiese, an Bäumen vorbei, über einen kleinen Fluss, der plätschernd durch die Landschaft floss.

Endlich blieb sie stehen. Es dauerte nicht lange, da konnte Bregon sie einholen.

„He…wartet..wartet doch!“ rief er ihr freudig zu, als er immer näher kam, bis er nur noch wenige Meter von ihr entfernt stand.

„Wer bist du?“

Sie drehte sich langsam um. Die eine hälfte des Gesichts strahlend und wunderschön, die andere vernarbt, verbrannt und blutend. Es war Svantja. Ihr verbliebendes Auge begann, rot zu leuchten, die Pupille verformte sich zu einem Schlitz.

Er riss erschrocken die Augen auf.

Ihr Mund verzog sich zu einem grausamen Lächeln, an der anderen hälfte ihres Gesichtes hatte sie keine Lippen und entblößte eine Reihe brüchiger, brauner Zahnbrocken.

Die Landschaft um ihn herum begann sich zu verändern. Der Himmel verdunkelte sich, die Wolken verfärbten sich blutrot und zogen noch schneller vorbei. Die Wiese verwandelte sich in eine dumpfe Aschewüste, die Bäume verkamen zu vertrocknetem Geäst.

Er schauderte. Dann schloss er die Augen und sprach mit fest entschlossener Stimme.

„Du bist nicht hier. Du bist nicht hier. Dich gibt es nicht. Du bist nicht hier. Ich glaube nicht an dich. Du bist nicht hier, DU BIST NICHT HIER!“

Das Lächeln in Svantjas Gesicht erstarb. Sie breitete die Arme aus. Auf einmal schossen Raben aus den Ärmeln ihrer Robe. Sie kreischten und schlugen wild mit den Flügeln. Sie begannen im Kreis um Svantja zu fliegen. Immer mehr Raben kamen hinzu und bald war Svantja ganz unter einer Kugel aus Federn, Klauen und Schnäbeln verschwunden.

Mit einem Mal schracken die Raben auf und flogen in alle Richtungen davon. Nun stand nicht mehr Svantja vor ihm, sondern Walter.

„Hm…du bist…besser geworden…hätt‘ ich nicht erwartet…“, meinte Walter leise mit einem süffisanten Lächeln.

„Walter!“, war das Einzige, was er in diesem Augenblick hervorbringen konnte.

„Ja…ich…hättest du geglaubt, dass ich dich verlassen würde? Wir sind eins! Ich werde dich nie verlassen, nie! Wir werden für immer zusammenbleiben. Du wirst nie Ruhe finden, keine Sekunde des Glücks soll über dich kommen! Keine einzige!“

Walter begann hysterisch zu lachen, während er, die Hände an den Kopf pressend, auf die Knie sank. Mehre Minuten vergingen so, dann nahm er die Hände vom Kopf. Er ballte sie zu Fäusten und richtete sich mit aller Willenskraft auf.

Walter blickte ihn für den Bruchteil einer Sekunde überrascht, vielleicht mit einem Anflug von Angst an. Dann wich dieser Blick einem selbstgefälligen, hämischen Lächeln.

„Oh, du willst kämpfen? Du hast schoneinmal versucht, mich zu töten, es hat nicht geklappt. Du kannst mich nicht töten, ich bin DU, begreif das doch endlich! Du kannst dich nicht selber töten!“

Walter öffnete den Mund und brachte einen furchtbaren, bestialische Schrei hervor. Dann begannen Fledermäuse aus seinem Mund zu strömen. Sie hatten rot leuchtende Augen, mit Schlitzen als Pupillen. Wild kreischend flogen sie direkt auf ihn zu.

Einen Sekundenbruchteil bevor sie ihn erreichten, prallten sie jedoch von einer unsichtbaren Hülle ab und zerfielen zu Staub. Walter, der bis zu diesem Zeitpunkt hämisch gelacht hatte, runzelte die Stirn.

„Was zum…“

Er stand da, die Hände zu Fäusten geballt. Ein fest entschlossener Ausdruck lag auf seinem Gesicht.

„Es ist vorbei, Walter. Mein Geist gehört mir. Ich bestimme ab jetzt die Regeln. Der gute Geist half mir und nun werde ich mich nicht mehr von dir terrorisieren lassen. Es ist vorbei!“

„Nein…NEIN! Du schwacher, kleiner Knirps hast doch gar nicht die Macht dazu! Du bist schwach, SCHWACH! Du warst immer ein Verlierer und du wirst immer einer sein!“

Er sah Walter direkt in die Augen. Er konnte sehen, dass Walter sich fürchtete. Er lächelte.

„Jetzt nicht mehr, Walter.“

Ein blaues Licht durchstieß den Himmel. Ein Licht mit einer solchen Intensität, dass alles um es herum wieder seine alte Gestalt annahm. Der Himmel, die Wolken, die Gräse und Bäume. Das Licht formte sich zu einem großen, blauen Ball aus purer Energie und schoss direkt zwischen ihm und Walter in die Erde. Walter wich erschrocken zurück. Aus dem Licht formte sich eine schlanke, grazile Figur. Sie trug ein langes, weiches Kleid und hatte zwei große, leuchtende, Schmetterlingsartige Flügel auf dem Rücken. In der einen Hand hielt sie eine rote Blume, so schön und zierlich wie sie selbst. In der anderen Hand hielt sie ein flammendes Schwert aus glühendem Stahl. Sie hatte langes, fließendes, blondes Haar, trug jedoch einen Schleier aus blauem Samt, der ihr Gesicht verdeckte. Unter dem Samt leuchtete etwas. Als sie ihre Stimme erhob, verzerrte Walter das Gesicht, als würde sie ihm Schmerzen bereiten. Er hingegen hatte selten so etwas schönes gehört.

„Walter. Du wirst gehen. Du wirst nicht wieder kommen. Es ist vorbei.“

Walters Pupillen hatten sich numehr zu Schlitzen verengt und seine Augen begannen rot zu leuchten. Er zischte, wie eine Schlange zischte er. Eine lange, gespaltene Zunge drang durch seine Zähne.

„Neeeeeiiiiiinnnnn!!! Eeer geehöööört miiiirr!“

Die schlanke Feengestalt erhob elegant ihr Schwert, als schien es rein gar nichts zu wiegen. Sie hielt es gen Walter und begann einige Worte in einer fremden Sprache zu flüstern.

„Eid Tfark nib thcin hci, eid Tfrak tgeil ni rid. Run ni rid, Nogerb!“

Aus der Spitze des Schwertes schoss ein gleißender Strahl weißen Feuers. Er hüllte Walter ein. Er schrie panisch und voller Schmerz.

„Eeeer iiiisssttt meeeeeiiiin!!“

Walter begann zu glühen und explodierte in Millionen kleiner Funken. Von Walter ging ein Licht aus. Es war unglaublich hell, er musste die Augen schließen doch auch so blendete es ihn noch. Das Licht breitete sich enorm schnell aus und alles verschwomm.

Bregon Strago wachte schweißgebadet in einem Bett im Schluchtenflechter auf.

  1. Lysawyn sagt:

    ooc: Hmm schön zu lesen! Wirklich schön 🙂

  2. Lynne sagt:

    ooc: In der Tat. *unterschreib*

Du musst eingeloggt sein, um zu kommentieren.