Hilflosigkeit

Mynerya Kaldenberg
28. August 2008 • Kommentare: 3

Hilflosigkeit

Seit einer gefühlten Ewigkeit lief sie nun schon durch die Siedlung des Breelands, aufgekratzt und verwirrt.

Ihre Gedanken überschlugen sich und sie war unfähig sie zu ordnen oder gar zu verarbeiten. Der Abend hatte seltsam begonnen, sein Ende war eine Katastrophe und sie konnte nur hilflos zusehen. In den letzten Tagen war vieles geschehen, aber es hatte sich immer wieder zum Guten gewendet, doch nun gipfelten viele kleine Dinge in etwas unvorstellbarem. Und je länger sie darüber nachdachte, desto deutlicher wurde ihr, dass da nie was Gutes gewesen war.

Ein Haus nennen sie sich. Ein Fürst mit seinem Gefolge, doch was sind sie wirklich?“

Auch wenn sie alleine auf der kleinen Straße war, sprach sie laut. Ihre Hände zupften wild an der Schürze, während sie immer wieder hin und her sah.

Sie sprechen von Respekt, von Ehre und hohen Idealen. Doch was tun sie? Genau das Gegenteil. Sie streiten sich wie Kinder, hintergehen einander oder zerlaufen vor Missgunst und Hass. Und wer leidet, die Herrin! Der Fürst verschwindet und was tun sie? Versuchen einander umzubringen, wissen wahrscheinlich nicht mal wieso sie immer nur alles umbringen wollen und wer leidet? Die Herrin!“

Der Griff um die Schürze spannte sich, so dass ein Riss entstand. Schlagartig blieb sie stehen und betrachtete das kaputte Stück Stoff.

„Sie zerreißen Vertrauen, nicht achtend ob es jemanden schmerzt. Nur ihr eignes Wohl ist ihnen wichtig, dabei reden sie beständig von Eiden, Treue und Pflichten.“

Wütend packte sie die Schürze, riss sie von sich um sie in den kleinen Bach am Rande der Straße zu werfen. Vom Wasser gepackt schwamm das Stück Stoff davon und verschwand aus ihrem Sichtfeld. Dennoch blieb sie stehen, die Augen auf den Bach gerichtet.

„Sie kommen an und schreien nach Rat, verlangen Führung. Doch ist dies gedeckt, kehren sie ihr wieder den Rücken und tun was sie wollen. Erst wenn das Kind im Brunnen liegt kommen sie wieder an. Die Herrin versucht das Haus zu leiten, wenn der Fürst nicht anwesend ist, aber anstatt ihr Respekt zu zollen nutzen sie Sie wie ein…Ding. Etwas das ihnen Wissen gibt, damit sie losziehen können, aber mehr auch nicht. Sie behandeln sie wie eine Magd oder Bettlerin, denken sie könnten und wüssten alles besser.“ Sie holte tief Luft, schrie laut „Was für ein Haus ist dies?“

Eine Antwort bekam sie nicht, aber die Spannung in ihrer Brust war deutlich schwächer geworden. Schwer atmend stand sie da. Sie hatte versucht Ellena aufzuhalten, dass Schreiben aufzusetzen und war kläglich gescheitert. Mehr als ihre Hände auf die Schultern Ellenas zu legen war ihr nicht gelungen, aber was hatte sie sich auch erhofft. Sie war nur eine Magd, von den meisten im Haus unbemerkt und sicherlich nicht die Person die Ratschläge oder beschwichtigende Worte parat hatte. Hilflos musste sie mit ansehen, wie die Gräfin vor Wut und Enttäuschung zu vergehen schien. Wieder hatte jemand sie mit Füßen getreten und behandelt, als wäre sie nur ein Kleiderständer mit dem Emblem des Hauses auf der Brust. Ihr Herz raste, als sie alleine mit Ellena im Zimmer war. Unfähig irgendwie zu Handeln stand sie da, in einem Anflug von verzweifeltem Mut missachtete sie sogar einen Befehl der Gräfin. Sprach sie offen an. Es brachte nichts, außer ihrem Versagen und der Tatsache, dass sie ihre Pflicht auf das schändlichste missachtet hatte.

Der Wut und Verwirrung, folgte Verzweiflung. Nicht nur das sie sich völlig falsch verhalten hatte, sie wusste auch nicht mehr wohin. Wie in Trance hatte sie dem Fürsten und Frau Lynne das Schreiben überreicht, Dinge gesagt die ihr nicht zu standen. Und seitdem ging sie durch die Siedlung, im Kampf mit sich und ihren Gedanken. Das Haus hatte in wenigen Tagen gezeigt, wozu es fähig war. Nicht zu gutem, sondern darin wie sehr es eine Person verletzen konnte die eigentlich nur das Beste will. Als sie sah wie die Gräfin sich selbst in Ketten legte, dachte sie es könne nicht schlimmer werden. Doch da hatte sie sich geirrt.

„Wohin soll ich nur gehen? Was soll ich nur tun? Ich bin eine Magd, diese Gedanken stehen mir doch nicht zu, aber sie haben der Herrin weh getan. Sie haben sie wieder ihres Glücks beraubt. Sehen sie das denn nicht, wollen sie Sie leiden sehen? Und was habe ich mir anmaßendes Gedacht, als ich die Herrin umstimmen wollte. Meine Pflichten hab ich gebrochen, dazu noch versagt.“

Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie wünschte sich nichts sehnlicher als eine Antwort auf all ihre Fragen. Was konnte sie nur tun, um der Gräfin Freude und Frieden zu verschaffen. Sie fernab all jener zu bringen, die Respekt heucheln und Schmerz bringen. Sie selbst hatte in ihrem Leben schon soviel Schmerz ertragen, dass sie nicht wollte das der Gräfin selbiges wiederfuhr. Mynerya ging wieder los und dachte nach. Sie würde solange gehen, suchen und nachdenken bis sie etwas gefunden hatte, oder vergangen sein würde.

  1. Alejandro Salas sagt:

    Gnah! Man möchte Myn nehmen und ihr sagen, daß alles gut wird! *schnüff* Es wird alles gut, Myn!

  2. Najisa sagt:

    Alles wird gut Myn. 🙁 *beplüsch*

  3. Alrich sagt:

    Och Mensch, Die Myn… ist doch eine wahre Freundin. Ehrlich das wird wieder, bestimmt! 🙂

Du musst eingeloggt sein, um zu kommentieren.