emporter sur concurrence

Kostja Flaré
17. Januar 2009 • Kommentare: 1

 ( Anmerkung: Bitte folgendes Lied beim Lesen dieses Blogs anhören: http://www.youtube.com/watch?v=ylzHr02ApBQ&feature=related 🙂 )

Er war fortgeschickt worden. Warum nur?

Elon hatte einen weiteren Brief gelesen. Mit jeder Zeile, die er gelesen hatte, verfinsterte sich seine Miene. Schließlich hatte er den Brief seiner Frau gezeigt.
Mitten im Brief hatte sie Kostja gebeten, den Raum zu verlassen.
Das beunruhigte Kostja sehr. Normalerweise hatten seine Eltern keine Probleme damit, wenn er bei Besprechungen von geschäftlicher Art anwesend war.
Sie wussten beide, dass es ihn nicht interessierte. Also warum jetzt?
Ging es vielleicht doch um etwas persönliches? Nein, das konnte nicht sein. Elon las Morgens ausschließlich geschäftliche Briefe.
Aber diese Anstrenung in seinem Blick… die Anspannung in ihrer Stimme… es musste sich um etwas sehr ernstes handeln.

Unruhig ging Kostja in seinem Zimmer auf und ab, bis er beschloss, in den Wald zu gehen. Das würde ihn entspannen. Im Moment konnte Kostja eh nichts ausrichten.
So streifte er seine graue Ledertunika über und zog festes Schuhwerk an.

Die Sonne neigte sich bereits gen Westen, als Kostja zu seinen Eltern gerufen wurde.
Sie befanden sich im Wohnzimmer, einem gemütlichen, großen Raum mit rötlichen Ton-Fliesen und glatten Alabaster-Wänden. Elon und Sascara saßen in zwei weichen, dick gepolsterten Ledersesseln, die mit rotem Stoff überzogen und mit brozenen Nieten verziert wurden.
Ilé, Gernand und Aeston saßen auf kleineren Sesseln, die in einem Halbkreis vor denen ihrer Eltern aufgestellt worden waren.
Ein Sessel war noch frei und Sascara wies Kostja mit einer beiläufigen Handbewegung dazu an, sich zu setzen.
Gernand und Aeston waren Kostjas ältere Brüder, beide knapp drei Jahre älter als er. Ilé, seine Schwester, war ein Jahr jünger als Kostja. Die drei schienen genau so ratlos zu sein wie er, warum ihre Eltern sie zu sich gerufen hatten.

Elon und Sascara hatten die ganze Zeit ruhig auf ihren Sesseln gesessen und leise einige Worte ausgetauscht. Auch jetzt konnte Kostja die Anspannung seiner Eltern spüren, auch wenn beide jetzt gefasster wirkten. Sein Magen verkrampfte sich. Was war hier nur los?
Schließlich atmete Elon tief durch, beugte sich leicht nach vorne und erhob die Stimme.

„Ihr fragt euch bestimmt, wieso ihr hier so zusammengerufen worden seid. Ich muss euch sagen, dass wir im Moment schweren Zeiten gegenüberstehen.“

Also doch! Kostja biss sich auf die Lippe. Irgendetwas schlimmes war passiert. Das verhieß nichts gutes…

Elon machte eine kurze Pause und fuhr dann in einem etwas ernsteren Tonfall fort.

„Das Baronat von Linhir hat Heute einen unserer Daueraufträge zur Stahllieferung storniert. Das ist schon der Dritte innerhalb von zwei Wochen.
Sie geben nun der Handelsfamilie Vercani diese Aufträge. Die Vercanis treiben die Preise nach unten und verkaufen lachhafte Wahre zu einem noch lachhafteren Preis.
Das Baronat rüstet sich für den Krieg. Sie richten ihre Wirtschaft auf die Mobilmachung aus und ziehen nun die Vercanis uns vor.“
Elon rümpfte jedes Mal die Nase, wenn er den Namen der Handelsfamilie aussprach. Nach einer weiteren Pause, in dem er seine beunruhigt blickenden Kinder musterte, begann er erneut zu  sprechen.

„Linhir könnte hier das Züglein an der Waage sein. Wenn Linhir nun die Vercanis als neuen Haupthandelspartner annimmt, werden über kurz oder lang die anderen Baronate, Fürstentümer, Privathändler und schließlich auch Städte folgen. Wenn Linhir an den Feind gerät, sind wir dem Untergang geweiht.“

Innerlich schnaubte Kostja. An den Feind geratendem Untergang geweiht sein… diese Worte wurden in letzter Zeit häufig gesprochen. Doch nie bezogen sie sich auf die Wirtschaft, sondern auf viel wichtigere Dinge.

Ein drittes Mal setzte Elon nun zum Reden an. Er sprach nun voll grimmiger Entschlossenheit, mit wütendem Kampfeswillen.
„Das darf einfach nicht geschehen! Wie werden Linhir nicht verlieren! Wir werden sie davon überzeugen, dass wir die bessere Wahl sind! Wir werden uns nicht von diesen jämmerlichen Vercanis schlagen lassen!
Deswegen setzten wir nun alles daran, unsere Beziehung zu Linhir zu stärken.
Unter anderem plane ich, Linhir Unterstützung in Form von beratendem Personal zur Verfügung zu stellen. Dieses soll die freundschaftlichen Bande zwischen dem Hause Linhir und der Familie Flaré stärken.“

Er atmete kurz durch, dann stand er auf und breitete die Arme aus.
„Für diese Aufgabe habe ich euch, als meine Vier ältesten Kinder, auserwählt.“Kostjas Augen blitzten auf. Nach Linhir? Freundschaftliche Bande verstärken? Er wusste nicht so recht, was er davon halten sollte.
Auf der einen Seite freute er sich, Linhir zu besuchen. Er lernte gerne neue Menschen kennen.
Doch Freundschaft zu heucheln, um das Baronat von den Qualitäten der Flarés als Handelspartner zu überzeugen? Das klang schon weniger verlockend.
Dabei wollte er so wenig wie möglich mit den Machenschaften seiner Familie zu tun haben – nun sollte er in einem fremden Fürstentum diese hochgestellten Adligen von etwas überzeugen, woran er selbst nicht glaubte?
Erneut verkrampfte sich Kostjas Magen. Dieses Mal zeigte er seinen Missfallen auch äußerlich, wenn auch nur subtil durch ein Zusammenpressen der Lippen. „Ihr werdet alle schon Anfang nächster Woche nach Linhir aufbrechen. Nun geht, wir werden euch später Näheres erklären.“
Mit diesen Worten setzte sich Elon hin und seine Kinder standen, alle mehr oder weniger verwundert auf.
„Kostja? Bleib kurz hier, wir müssen noch etwas mit dir bereden.“, rief Sascara, als sich der Junge zum Gehen wandte.

„Was ist denn noch?“, fragte dieser, sich um einen höflichen Tonfall bemühend.

Erneut beugte sich Elon vor, stand jedoch nicht wieder auf. Seine Stimme war gesenkt, beinahe schon einfühlsam.
„Für dich haben wir eine spezielle Aufgabe. Du musst wissen, nicht alle Mitglieder der Adelsfamilie Linhir befinden sich in Gondor.“
Kostja runzelte die Stirn.
„Die Baroness von Linhir, Ellena von Linhir befindet sich derzeit im Breeland. Laut unseren Informationen dient sie dort im Moment als Seneschall des Fürstentums „Minas Faer“. Es scheint recht jung zu sein, jedenfalls konnten wir kaum etwas darüber hinausfinden lassen.
Du wirst dich ins Breeland begeben und dich in ihre Dienste stellen lassen.“
Kostjas Herz machte einen Hüpfer. Breeland! Das lag in Eriador, quasi am Ende der Welt! Diese Ellena musste im Exil leben oder so etwas Ähnliches! Unmöglich, dass sie sich über diese Distanz um das wirtschaftliche Befinden von Linhir kümmern konnte!
Er würde ins Unbekannte reisen, neue Menschen kennen lernen, die Kultur des Breelandes erfahren – und sich dabei nicht um die lästigen, wirtschaftspolitschen Pflichten kümmern müssen, die ihm sonst auferlegt worden wären.
War das Absicht? Bestimmt! Kostjas Vater wusste gut von dessen Abneigungen, schließlich machte Kostja auch keinen Hehl daraus. Er wollte ihm wohl ganz offensichtlich einen Gefallen tun! Deswegen hatte er auch zusätzlich noch Ilé geschickt, obwohl sie, als Mädchen, niemals an der Spitze der Handelsfamilie stehen würde.
Kostja wollte seinen Eltern vor Freude um den Hals fallen.
„Ich verstehe.“, meinte Kostja ruhig, keine Miene verändernt. „Wie ihr wünscht, Vater.“
Er wusste, dass dies seinen Vater wesentlich stolzer machen würde, als überschwängliche Freudensbekundungen.
„Wenn ihr erlaubt, werde ich mich nun zurückziehen.“
„In Ordnung.“, erwiderte Elon, ebenfalls ohne eine Gesichtsregung. Doch Kostja konnte ein seltsames Leuchten in den Augen seines Vaters erkennen.Der junge Mann verbeugte sich und verließ den Raum mit sicherem Schritt.
Erst als er in seinem Zimmer war, begann er vor Freude in Lachen auszubrechen.

  1. Alrich sagt:

    Eigentlich… sind das Engländer. Blos keine Gefühle zeigen. 😀

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