Nacht

Gyroir Meroun
24. März 2009 • Kommentare: 5

Ich muss schlafen. Aber es wird ohnehin ein bisschen dauern, bis ich ruhig genug bin. Ich werde das Gefühl nicht los, die Klingen falsch geführt zu haben. Eine Leiche und morgen vielleicht noch eine. Wir waren schnell, aber nicht schnell genug. Ich würde zu gern mit Eolwen tauschen. Nicht, weil sie es besser hat. Gerade weil sie es nicht besser hat.

Wir sind Soldaten. Aber es sollten wenigstens die von uns sterben, die sich damit abgefunden haben. Bei Eolwen weiß ich es nicht. Bei mir weiß ich es.

Sie sind mir alle gefolgt, bedingungslos. Ich habe ihnen nichts vorzuwerfen. Ich kann nichts auf sie schieben. Das ist mein Kommando und meine Verantwortung. So muss ich es Damares berichten und so werde ich es tun. Wenn sie mein Leben fordert hat sie dazu alles Recht.

Drakomir hat uns gut geführt. Auch Rethgodir hat alles getan, was er konnte. Was Tola angeht … Ich weiß nicht recht, was ich davon halten soll. Ich hätte ihr nicht zugetraut, das durchzustehen. Vielleicht ging es alles zu schnell, um es zu begreifen. Spätestens heute Nacht wird sie genug Zeit haben, um über die vielen Toten und das Blut nachzudenken. Sie hat mitgekämpft, sie hat sich besudelt. Wie wir alle. Sie ist eine Klinge, sie wird es überstehen. Wahrscheinlich kann auch sie nicht schlafen.

Nimrothir kann es sicher nicht. Ich habe ihm angesehen, dass er die Schmerzen kaum ausgehalten hat. Ich hätte seine Fassade für stärker gehalten. Aber es ist gut, dass er feststellt, was Schmerz ist. Dass er es begreift. Eine Wunde kann einem sehr viel beibringen. Auf jeden Fall bringt sie bei, was zählt und was nicht, was bleibt und was nicht. Sie zeigt einem auch, wie erbärmlich man ist und wie schnell man verrecken kann. Alles wichtige Dinge. Nimrothir wird wahrscheinlich noch viele Schmerzen leiden müssen, bis er wirklich begreift, was das heißt. Auf dem Schlachtfeld sind wir am Ende alle gleich. Wer überlebt entscheidet am Ende der Zufall. Dass man das weiß, hilft zu verstehen. Es hilft, Hass loszuwerden. Ich kann meinen Feind nicht hassen, wenn ich weiß, dass er mir gleich ist. Ich kann nicht mich selbst hassen.

Aber vielleicht tut mein Bruder das sogar. Dennoch hat er sich an sein Leben geklammert wie jeder andere auch. So ist der Lauf der Dinge. Ich hoffe, dass er das lernt, bevor er stirbt. Denn ich muss zugeben, dass er mir so besser gefällt.
Vielleicht aber auch nur, weil er mich gelobt hat. Ich weiß es nicht. Aber ich erinnere mich daran. Und er hatte genug Schmerzen, um nicht zu lügen. Ich weiß nicht, was das bedeutet. Es wird sich wahrscheinlich zeigen. Der erste Morgen nach der Schlacht zeigt einiges.

Ich hoffe, dass meine Schwester noch lebt.

  1. Bregon Strago sagt:

    Armer Gyroir… 🙁

    „Ich hätte seine Fassade für stärker gehalten.“
    Na wenn der liebe Nimrothir wüsste, was Gyroir da sagt, wäre er aber sicherlich sehr beleidigt. ^_^

  2. Saladoc sagt:

    *g* Schaut mal auf die ID von dem Beitrag ;D

  3. Anjoun sagt:

    Was für ’ne ID? Und was ist mit der?

  4. Anjoun sagt:

    Ah. Jetzt hab‘ ich’s. Ja. Die Klingen sind eben 1337.

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