Minas Faer

Jemand muss auf dieser Seite stehen, damit Feindbilder und Erwartungen erfüllt werden. Ist nur die Frage, ob man mit seiner Seite zufrieden ist.
Eins ist klar: Ich sollte weniger über diese Scheiße nachdenken. Hab für sowas mit Sicherheit keine Zeit.
Man denkt immer, daß Leute, die auf dieser Seite der Mauer stehen, einen Haufen Zeit haben. Die haben doch eh keine Verpflichtungen. Aber das Rennen hier um die besten Reste gewinnen nur die Schnellsten.
Ari hat gesagt, ich soll den Kopf unten halten, weil Rospano seine Hunde ausgeschickt hat. Aber wenn ich was von Brens Lektionen behalten hab, dann daß die Ratte verhungert, die im Dreck sitzt und drauf wartet, daß die anderen wegsehen. Aber die sehen nie weg. Also sollen sie kommen und sehen, daß ich Zähne hab.
Wenn sie mich umlegen – gut, dann ist das hier vorbei. Wenn ich sie umlege, dann hab ich ein Zeichen gesetzt. Ich kann also nur gewinnen.
Also halt die Klappe, verdammter Kopf!
Manchmal wärs besser, dümmer zu sein. Einfach dahindämmern wie die zahllosen Leute ohne Namen.
Im Augenblick jedenfalls ist alles ziemlich entspannt. Niemand außer Rospano, der mir auf den Fersen ist.
Hab keine Ahnung, warum, aber irgendwie lande ich im übertragenen Sinne in letzter Zeit immer mit denen in der Kiste, die mir eigentlich eins reinwürgen wollten.
Felinda hat ihre Klingen und schließlich auch ihre Kleidung fallen lassen. Was für ein Spaß, wenn beide beim Vögeln immernoch die Messer in den Händen haben, um die Deckung nicht zu verlieren.
Rogonn hat mir jetzt sogar eine Mitgliedschaft in seinem Verein der bösen Männer angeboten. Und das, obwohl ich ein Geheimnis kenne, das ihn ans Messer liefern könnte und seinen Bruder umgebracht habe.
Bren… naja, kein Erfolg für mich. Vergiftet. Ich finds fast schade. Hätte ihm gern selbst das gönnerhafte Grinsen aus dem Gesicht geschnitten und ihm den Steckbrief in den Arsch geschoben. Ich beherrsche niemanden, und niemand beherrscht mich. Das hat der Bastard nie verstanden. Möge er in Frieden ruhen.
Und jetzt Sethur Mauertänzer. Wir haben uns wirklich große Mühe gegeben, Feinde zu sein. Hätte ihn vielleicht doch einfach wegmessern sollen, als wir oben auf dem Dach standen und er seine Waffen weggelegt hat, weil er mit mir reden wollte. Aber scheiße, ich mag ihn, irgendwie. Und jetzt? Was sind wir jetzt? Irgendwie Verbündete. Aber ich verstehe immer noch nicht, was sein Beweggrund ist. Er sieht nicht aus, als ginge es ihm ums Geld. Sieht nicht aus, als bräuchte er welches. Er hat was durchklingen lassen. Ich glaub, ihn reizt der Gestank von hier drüben. Will sich vielleicht mal dreckig fühlen. Oder ist schon dreckig und will sich endlich mal nicht verstellen. Irgendwas stimmt mit dem Burschen jedenfalls nicht. Ich muss auf sowas wie eine doppelte Falle gefasst sein. Vielleicht war seine erste Lüge deshalb so einfach zu durchschauen.
Hmpf… Sind die ärgsten Feinde wirklich die, die lächeln?
Ich werds drauf ankommen lassen und die Sache mit ihm durchziehen. Und genau wie bei Felinda am Anfang nie das Messer weglegen.
Verdammt, er gehört zu den Bastarden, die Tarikh auf dem Gewissen haben.
Tarikhs Tod hätte mich nicht so treffen dürfen. War doch klar, daß wir nicht an Altersschwäche sterben würden. Aber irgendwie bin ich immer davon ausgegangen, daß ich zuerst draufgehe.
Hab sogar geheult deswegen. Ich hoffe, Ari erzählt das niemandem. Sie verbringt ne Menge Zeit mit diesem Wendling-Penner. War das nicht der, dessen Brüder uns früher immer so zugesetzt haben? Scheinbar geht sie auch mit dem Feind ins Bett. Warum auch nicht? Dinge ändern sich eben. Und sie muss irgendwo unterkommen. Unsere kleine Familie ist zerbrochen.
Immerhin muss sie sich nicht mehr um Fia kümmern.
Fia… Geht auch mit dem Feind ins Bett. Tja, dann sind wir verbliebenen drei uns also doch noch ähnlicher als ich dachte.
Hat ne Menge gekostet. Ich hoffe, Du versaust das nicht, kleine Schwester.