Steine

Gwaethil Eglainion
25. Mai 2010 • Kommentare: 2

Bald wird es eine Entscheidung geben. Ich hoffe, daß die beiden ihre Fenster öffnen, bevor sie sie für immer voreinander vernageln.
Zwischen welchen Möglichkeiten stehen sie?
Er muss altes Eisen brechen oder weiterhin dem kalten Glanz des Spiegels trauen.
Sie muss endlich die Hände erkennen und annehmen, die ihr gereicht werden oder zurück in die vertrauten Schatten flüchten.

Ich muss sehen, wie sie miteinander umgehen.
Ich bin tatsächlich Wasser. Immer wieder stelle ich es fest. Es kann gefrieren und verbinden. Es trägt feuchte Blätter über eine lange Strecke und überdauert.
Ich denke, es braucht Wasser, um die Gräben der steinernen Festen zu fluten und dafür zu sorgen, daß es einen Austausch gibt.
Ich muss Wasser sein. Er und sie brauchen jetzt einen starken Strom. Aber vielleicht reicht mein Wasser nicht aus. Doch wenn ich seine Worte richtig verstanden habe, werde ich nicht der einzige Fluss sein. Wenn sie und ich in die gleiche Richtung fließen, wird das ein guter Beginn sein. Deshalb habe ich vorgeschlagen, daß die Fürstin ebenfalls anwesend ist.
Es geht um nichts Geringeres als drei Seelen.
Warum können sie nicht so frei sein, wie sie es sind, wenn sie ihre Klagen vorbringen? Wovor haben sie eine solche Angst? Beide beherrschen die Worte, die es braucht, um sich verständlich zu machen. Warum benutzen sie sie nicht füreinander?
Wenn sie sich nur durch meine Augen sehen könnten! Wie einfach wäre dann alles.
Würden sie lachen, wenn sie erkennen, wie sie sich selbst einsperren und immer wieder mit wütenden Fäusten gegen die selbt errichteten Barrieren trommeln? Mit bloßen Händen festen Stein zertrümmern. Nichts anderes versuchen sie. Nichts anderes erwarten sie voneinander.
Ich weiß nicht, wie viel sich Winthallan von dem Treffen am Stein erhofft. Oder was. Ich denke, er will reine Klarheit. Und er zweifelt an seiner eigenen Weisheit. Er ist auf der Suche nach der altgewohnten Selbstsicherheit.
Und sie? Sie ist so jung und lebt schon nur noch in der Vergangenheit. Sie will wiederhaben, was sie verloren hat, und dabei begreift sie nicht, daß sie die Familie, nach der sie sich sehnt, bereits gefunden hat. Zumindest hat sie einen sorgenden Vater. Wenn sie ihn nur annehmen würde.
Und was zuletzt verspreche ich mir davon?
Mögen sie ungeschönt sprechen. Mögen sie sagen, was ihre üblichen Positionen ihnen verbietet. Diese Wunden müssen aufgebrochen werden. Vielleicht ist es schmerzhaft. Doch nur eine Wunde, die vom Gift gereinigt wurde, kann endlich verheilen. Begreift, wie wichtig Ihr einander inzwischen seid.
Allein die Tatsache, daß er diesem Vorschlag zugestimmt hat, zeigt auf, wie viel ihm daran liegt. Er will ihr geben, was er zu geben geschworen hat.
Und so werde ich auf dem Stein sitzen und zuhören und einen Weg suchen, ihre Mauern zu öffnen. Vielleicht endet es in Tränen. Vielleicht werden zornige Worte gesagt. Aber Tränen und Zorn sind besser als kaltes Schweigen, das nichts ist als graue Asche eines Feuers, das nie richtig gebrannt hat.

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Graue Asche… *nick*

  2. Fianah sagt:

    Hachja…schöner Blog 🙂

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