Ich werde den, der mich diese Kunst gelehrt hat, gleich meinen Eltern achten, ihn an meinem Unterricht teilnehmen lassen, ihm wenn er in Not gerät, von dem Meinigen abgeben, seine Nachkommen gleich meinen Brüdern halten […]
Eid des Hippokrates, Auszug
Es ist erstaunlich… Familien wachsen und schrumpfen. Daheim in Schlucht ist meine Familie geschrumpft – das Haus meiner Eltern zu verlassen war eine nötige Entscheidung, die Werkstatt meines Vaters abzulehnen, war eine nötige Entscheidung. Er war nie glücklich mit meiner Entscheidung – er mag sie akzeptiert haben, doch viel hat er nicht mehr mit mir gesprochen – zu wenig um noch ein Vater zu sein.
Fuhrgut übernahm diese Rolle. Der Berufsstand des Medicus wird manchmal misstrauisch beäugt – nicht zuletzt wegen der starken Bindung zwischen Meister und Schüler. Sogar im Eid ist es verankert – der Lehrmeister gehört zur Familie, der Schüler ebenso… wenn auch nur im Übertragenen Sinne. Und doch gibt es noch andere Wege, auf denen sich die eigene Familie schlagartig erweitern kann.
Eine offensichtliche Erweiterung war die Hochzeit. Man könnte sicherlich sagen, dass Nephilem und ich den klischeehaften Spruch von den Guten und Schlechten Zeiten verinnerlicht haben. Wir merken sofort, wenn es dem anderen schlecht geht und helfen… und langsam gewöhnen wir beide uns an den Gedanken, dass wir uns haben; dass wir jemanden haben, der buchstäblich alles für uns tun würde. Sei es, Pflege, wenn sie unter Kopfschmerzen und zeitweise Übelkeit leidet. Oder sei es ein Gespräch über Albträume, zu dem sie mich anfangs noch zwingen musste. Nun… mittlerweile wehren wir uns nur noch der Form halber gegen die übertriebene Fürsorge. Wie es sich für eine Familie gehört.
Für eine Familie gehört sich allerdings auch eines: Nachwuchs. Das war das Thema des Gesprächs, was wir lange geführt haben. Sie denkt wie ich – wir wären grauenvolle Eltern. Also haben wir beschlossen, die Gedanken darauf auf später zu verschieben. Es wäre auch zu früh für so etwas – ich musste mich vor wenig mehr als zwei Monaten mit dem Gedanken abfinden, dass ich anscheinend doch in der Lage bin, eine Beziehung zu führen – da werde ich noch etwas länger brauchen, bis ich es zum Vater bringen kann. Abgesehen davon… ich sagte Nephi, dass die Möglichkeit dazu besteht – aber in Wahrheit ist es für mich unwahrscheinlich, dass es anders ist – dass ich nicht in der Lage sein werde, Kinder zu zeugen. Zu viele Schläge die ich in Schlucht abbekommen habe – zu schwere Vergiftungen, unter denen ich gelitten habe. Es wäre ein Wunder, wenn ich das spurlos überstanden hätte.
Auch Fianah macht sich Gedanken über diese Problematik – doch aus wesentlich akuterem Anlass. Ihr Kind wird garantiert noch vor dem Herbst kommen und sie macht sich bereits Gedanken über Unglücksfälle. Nephilem und ich – wir sollen Paten werden. Ihr zur Seite stehen – ihr Kind bei uns aufnehmen, wenn sie wider jede Hoffnung sterben sollte. Sie bat darum, verlangte aber gleichzeitig Dinge, die ich niemals erfüllen kann und werde. Sollte sie sterben, während ihr Kind noch sehr jung ist, sollte es nie von ihr und Tarikh erfahren. Angeblich zu seinem Schutz, damit es eine glückliche Kindheit oder zumindest die Illusion einer solchen haben kann. Aber ihr sollte klar sein, dass niemand ein Kind auf Dauer anlügen kann. Schon gar nicht ich. Sie wird das aber einsehen. Einsehen müssen. Auch ein Patenkind gehört zur Familie. Meine wächst also immer weiter.
Und dann wäre da noch Rena. Seitdem wir uns mehr zufällig getroffen haben, war unsere Konversation geprägt vom verbalen Schlagabtausch zweier Menschen, für die es das reinste Vergnügen ist, das Gegenüber mit seinen Worten und Taten zu verunsichern. Es scheint als wäre ich ihr überlegen, aber das täuscht. Die Niederlage die sie einstecken musste währte nur für einen Abend und doch war sie in gewisser Hinsicht vernichtend. Aber sie überwindet so etwas zu schnell, als dass man von einem wirklichen Sieg sprechen könnte. Wir sind uns streng genommen ebenbürtig: sie ist nicht in der Lage mich zu schlagen, ebenso bin ich nicht in der Lage, sie _wirklich_ zu schlagen. Also so, dass es Länger als eine halbe Stunde vorhält. Aber dieser Zustand ist für uns beide nur wünschenswert. Auch sie ist in gewissem Sinne eine Erweiterung der Familie. Als wir uns zusammentaten, um einem Idioten einen verbalen Denkzettel zu verpassen behauptete ich, sie wäre meine Schwester, die von unserem Vater an einen Hobbitfürsten verheiratet wurde, seitdem sei sie in gewissem Sinne verrückt. Sie nannte mich den restlichen Tag nur noch „Brüderchen“ – und fügte hinzu, der Gedanke gefalle ihr. Demnächst werden wir wohl nachsehen, ob es möglich wäre, dass wir tatsächlich verwandt sind. Ich weiß nicht wieso, aber das scheint ihr etwas zu bedeuten.
Ich sollte mir langsam einen Stammbaum zeichnen. Das ganze ist mehr als verwirrend.
Das liest sich wie „Heri wird erwachsen“
Oder eher „Heri wird Mensch“ ^^
Ja 🙂 wurde auch Zeit :p
Huiuiui, da gehts ja rund. Tjaa und mittlerweile hat er ja sogar den Stammbaum fertig. Was dabei rausgekommen ist :-X Gell Brüderchen?