Sie atmete tief die klare Nachtluft ein, gerade hatte sie sich vom Pony auf den Weg in die Siedlung gemacht, keinen Moment länger hätte sie es dort ausgehalten. Ohne Frage war sie froh gewesen Rena und Heridan zu treffen. Zweiterer war immerhin, seit sie wieder hier war, ihr bester Zuhörer und Seelsorger geworden – ein Freund eben. Auch wenn sie dass ihm gegenüber natürlich nie so sagen würde, immerhin wollte sie ihn ja nicht damit erschrecken. Doch hatte sie es nicht geschafft den beiden das ganze Ausmaß ihres seelischen Zustandes zu erzählen, zu frisch war die neue Wunde um darüber zu sprechen, sich jemanden anzuvertrauen, ganz davon zu schweigen dass eben jene noch alte mit aufriss.
Als der Punkt gekommen war, der erste Schock sich legte und sie langsam realisierte welch Nachricht ihr heute gebracht wurde, konnte sie einfach nichts anderes tun als zu gehen, für sich zu sein. Vielleicht war es ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt den sie wählte, denn die neue Magd war gerade eben zu ihnen gestossen, langsam musste diese Frau wirklich denken Sveawyn würde sie, warum auch immer, hassen. Sie schaffte es einfach immer wieder zum falschen Zeitpunkt vor ihr zu stehen, zugegeben war dies wohl im Moment nicht sonderlich schwer, doch dennoch. Auch wenn sie bei weitem nicht so schlimm war wie der Schreiberling, der es immer wieder auf ein neues schaffte, kopfüber in ein Fettnäpfchen zu springen und sich dort am besten noch ausgiebig zu suhlen, so reichte es doch dafür aus dass Sveawyn noch nie einen normalen Satz zu ihr gesagt hatte. Doch dass war im Moment ihr kleinstes Problem.
Ohne es zu merken, schlug sie in der Siedlung einen gänzlich anderen Weg ein als gewohnt, er führte sie weder in das Wachhaus, in dem sie sich ein Zimmer mit Fianah teilte, noch in den Stall, zu „ihren“ Pferden, bei denen sie immer Trost suchte wenn es ihr nicht gut ging. Ihr Blick wanderte umher als sie an ihrem unbewussten Ziel angekommen war, am Rande der Siedlung auf einer Erhöhung über dem See. Es war lange her seit sie das letzte Mal hier gewesen war, sehr lange und zu diesem Zeitpunkt war ihr Leben noch gänzlich anders gewesen.
Es hatte keinen Vater gegeben, den sie mittlerweile wirklich kennen lernen wollte, doch nicht durfte, sie hatte auch noch keine falsche Entscheidung getroffen. Zumindest nicht offiziell, im stillen war es wohl da schon zu spät gewesen.
Lange starrte sie auf das Wasser unter sich, ihre Gedanken verloren sich, ehe sie sich an Ort und Stelle auf ihren Hintern plumpsen ließ. In ihren Händen noch immer dieser Brief den sie seit geraumer Zeit festhielt, erneut faltete sie ihn auseinander und begann die Worte darauf zu lesen. Ich hoffe wir sehen uns eines Tages wieder Sie schüttelte den Kopf, konnte noch immer nicht glauben dass sie den Verfasser dieser Zeilen wohl nie wieder sehen würde. Denn er war tot, er war gegangen ohne ein Wort des Abschieds, hatte sein Glück wohl offensichtlich an der Front gesucht nachdem er es hier nicht gefunden hatte und war dort gefallen. Ohne das sie ihn noch einmal sehen konnte, mit ihm reden konnte.
Ich wünsche dir alles Gute für deine Zukunft mit Fin, eure gemeinsame Zukunft Allein dieser eine Satz riss Wunden in ihr auf. Sie war sich lange Zeit nicht sicher gewesen gewesen ob er sie nur als Freundin ansah, oder aber ob sie mehr für ihn gewesen war. Als wäre es gestern gewesen sah sie ihn vor sich, er hatte doch tatsächlich mit ihr gewettet sie, trotz fehlender Tanzkünste, am darauffolgenden Tag zu fordern, auf einen Tanz. Am nächsten Tag wurde aus diesem Tanz ein ganzer Abend. Der Abstand zwischen ihnen wurde in Hobbitlängen gemessen und schrumpfte mit jedem Mal. Wie dieser Abend wohl verlaufen wäre, wenn Fin nicht hinzugekommen wäre, wenn sie einfach nicht auf ihn eingegangen wäre? So war er jedenfalls in Streit und Zickereien geendet.
Dann diese Waffen die er für sie schmiedete, ein Akt der Freundschaft, so dachte sie, wenn auch ein sehr großzügiger. Doch sagte er, er habe ihr eine Freude machen wollen. Ab und an erwischte sie ihn wohl dabei, wie er sie ansah, sein Blick länger auf ihr ruhte und doch war sie wohl zu blind für das Wesentliche gewesen, die ganze Zeit über. Natürlich war auf der anderen Seite meist Fin bei ihnen gewesen. Fin – dieser Idiot, was hatte sie nur in ihm gesehen? Er hatte sie stets beleidigt, war mit dem Charme einer Horde Orks an sie heran getreten aber doch fühlte sie sich zu ihm hingezogen und wohl genau diese Tatsache hatte sie blind für alles andere werden lassen.
So musste erst, nach einem Jahr, ein Fremder kommen der ihr Gewissheit gab, der ihr erzählte was er für sie gefühlt hatte. Ehe er ging, ehe er ihr noch alles Gute wünschte. Und nun saß sie hier, mit dem Wissen zu jener Zeit falsch gehandelt zu haben, sich für den gänzlich falschen Mann entschieden zu haben. Damit nicht nur ihr Leben zum Schlechten gewandt sondern auch noch ein anderes zerstört zu haben. Wäre sie nur nicht so blind gewesen, hätte sie nur die Zeichen erkannt, sich von Fin abgewandt. So wäre nicht nur ihr Herz nicht gebrochen, sondern so wäre er wohl noch am Leben.
Ihre Hand, die den Brief hielt, öffnete sich weiter. In ihr war noch die Kette, die ihr ebenfalls überreicht worden war. Sie hatte sie die ganze Zeit fest verschlossen in ihrer Hand gehalten und der kleine, silberne Anhänger in Form eines Wolfkopfes hatte seine Spuren in ihrer Haut hinterlassen. Nachdenklich starrte sie darauf. So viele Fehler, so vieles falsch gemacht… Ihr Blick glitt wieder auf den See unter ihr, das Wasser welches sich im Mondlicht spiegelte, langsam erhob sie sich wieder. Wie tief es dort wohl runter gehen mag? Wie wäre es wohl zu fallen, würde sie im Wasser aufschlagen oder auf den Felsen am Rand des Ufers? Tat es weh oder würde sie schnell ihr Bewusstsein verlieren?
Tu’s nicht? o.o
Svea! Nein! *schnüff*
Och Svea….. *tätschel* die tut mir echt Leid, irgendwie