Pernothrim

Gwaethil Eglainion
27. Juni 2010 • Kommentare: 6

Die Mischung der Farben ist bunt. Kein reines Blau wie sonst.
Die gelben Blüten wachsen hier überall. Und warum sollten sie nicht schwimmen?

Eben habe ich ihr gezeigt, wie ich Dir meine Gedanken zukommen lasse. Sie hatte es bitter nötig. Sie hat die Blüten auf das Wasser gesetzt und die kleinen Schiffe mit ihren Gedanken beladen. Hin zu jenem, dem sie dringend etwas sagen muss.
Ich sah ihre Tränen.

Ich sang Dir mein Lied.
Hast Du es gehört?

Coelia-nin ech at nin cûn în.

Ich glaubte, nun, da Fürst Winthallan und Fianah einander mit mehr Verständnis entgegengehen, sei die Zeit der düsteren Gedanken vorbei. Doch scheint mir, daß dies nun wie eine Krankheit auch auf andere übergreift.
Etwas geht vor sich. Die Blicke sind verschleiert. Die Augen sind geschlossen. Tore sind errichtet. Etwas geht vor sich.

„Min glamhoth yrch dan annûn!“, sagt Tínentâl knapp und kaum hörbar, bevor er zum nächsten Posten geht. Die tirn verstehen. Jene, die Leder tragen, zerstreuen sich im Kreis und werden unsichtbar, während sie lautlos Pfeile auf ihre Sehnen legen. Jene, die Eisen tragen, gehen in die Knie und stellen die Schilde auf. Ihre Bewegungen sind eingespielt. Kein yrch wird diesen Wall überschreiten.
„Nín gwaedh no uir.“
Ein jeder tirn flüstert die Worte und wird bis zum letzten Atemzug daran festhalten.

Warum habe ich das Gefühl, daß Uneinheit herrscht? Vielleicht sehen sie nicht die Notwendigkeit, einig zu sein, da es keinen unmittelbaren Feind gibt, der vor ihren Toren steht.
Vereint nur ein gemeinsamer Feind?
Es gibt eine Dreiteilung im Haushalt. Zunächst gibt es jene, die herrschen und repräsentieren. Die zweite Einheit besteht aus jenen, die unter Waffen stehen und von Seneschall Aldorn angeführt werden. Die dritte besteht aus jenen, die alle anderen Tätigkeiten ausüben.
Man mag der Meinung sein, daß jene Dritten diejenige sind, deren Wichtigkeit im Kriegsfalle die geringste ist. Doch sie sind die Zahlreichsten, und gerade jetzt, da der Haushalt im Frieden lebt, liegt der größte Einfluss auf die Seele desselben in ihrer Hand.
Einige sind so voll Sorge und Angst, daß man der Meinung sein könnte, sie hätten Zeitalter des Leides hinter sich und spürten nun die Last der Jahre auf ihren Schultern. Dabei sind sie so unendlich jung.

„Tokchnath!“
Der gekläffte letzte Schrei des orch geht über in ein Röcheln. Der tirn zieht mit einem Schmatzen die Klinge aus dem toten Körper und geht wieder in Ausgangshaltung. Nachdem die meisten Angreifer von den Pfeilen niedergemacht worden sind, brandet der Rest nun gegen den Schildwall.
Keiner der tirn gibt ein Geräusch von sich. Allein das Bellen der yrch und das Geräusch der Klingen durchschneidet die Stille.
Wie es der Befehl sagt, geht er wieder in die Reihe und überprüft, ob links und rechts neben ihm die anderen noch an ihrem Platz sind.
Da sieht er den Umriss von Limcell, der erstarrt. Wie eine angreifende Schlange hat einer der yrch seinen Schwertarm ausgestreckt und dem tirn die Waffe in den Hals gerammt. Mit weit aufgerissenen Augen sieht er zu, wie die gezackte Klinge aus dem Hals der Silhouette auf der anderen Seite wieder austritt.
Wie stark der Drang ist, dorthin zu springen und dem Ungetüm die eigene Klinge hart über die Brust zu ziehen. Doch dann wäre die Linie offen. Gwelwen und Ôlglír, die sich rechts und links neben ihm befinden, verlassen sich auf seine Deckung. Also geht er wieder auf ein Knie und rammt den Schild in den Boden.
Tränen und Zorn darf es erst später geben.
„Novaer, Limcell, nín gwanûr.“

Die junge Cwenwesc hat uns unter Tränen ihr Geheimnis verraten. Sie ist so voller Angst, daß sie es nicht allein wagen wird, Fürst Winthallan ihre Geschichte zu erzählen. Ihre Ehre ist fehlgeleitet. Sie denkt, sie müsse einen Eid einhalten, den sie unfreiwillig gab, und gleichzeitig wagt sie es nicht, bei ehrenhaften Seelen um Hilfe zu bitten.
Ich kann mir die Grausamkeiten nur schwerlich vorstellen, die ihr angetan wurden, doch offensichtlich waren sie so schrecklich, daß sie den Glauben an Güte und Nachsicht verloren hat.
Wie seltsam. Unter den Zweitgeborenen ist selbst der Lebensbund, den zwei miteinander eingehen können, so etwas wie eine Währung. Selbst das große Geschenk der Liebe hat einen Gegenwert und kann als Druckmittel missbraucht werden.

Sveawyn hat ein doppelt gebrochenes Herz durch eine Entscheidung, die sie vor einiger Zeit getroffen hat und nun bereut. Ich hoffe, daß sie Trost findet im Gespräch mit ihren Gedanken. Ich denke, sie glaubt nicht an die Kraft des Wassers. Aber allein, daß sie ausspricht und zuende denkt, was zu denken ist, wird sie reinigen. Sie hat sich darauf eingelassen. Möge ihr Herz wieder heilen und nicht so sehr vernarben, daß es zu zäh wird, um erneut jemanden zu empfangen. Doch niemand kann zur Heilung gezwungen werden.

Er wirft die Waffe von sich, als das Horn geblasen wird, das den Sieg verkündet. Nichts hält ihn nun mehr. Den toten Körper eines der Angreifer stößt er mit einem kräftigen Tritt von Limcells Leiche. Er kniet über dem kalten Körper und starrt ihn schmerzerfüllt an.
„Komm rasch fort von hier!“, sagt hinter ihm eine klare Stimme, und er erkennt die seines Vaters.
„Nein! Ich bleibe bei ihm und singe ihm das letzte Lied.“
„Folge uns. Jetzt!“
Noch während er nach Worten sucht, zieht Ornrhoss ihn auf die Beine.
„Es werden mehr kommen. Wir müssen neue Linien aufbauen.“
Und dann blickt der Alte zu seinen beiden Söhnen und hat einen harten Ausdruck.
„Wenn wir hier verweilen werden weitere sterben.“
Schweigend ziehen sich die Grauelben zurück und verschmelzen mit der Dunkelheit.

Ich verstehe nicht, warum sie sich solche Dinge antun.
Warum können sie nicht versuchen, weniger Fehler zu machen als wir?
Haben wir ihnen am Ende nicht nur das Land überlassen, sondern auch all die Schwermut, all die Schulden?
Dann war dies vielleicht unser größter Fehltritt.
Oder war es jener, viel zu früh aufzugeben?
Sage mir, was geschieht, wenn alle sich hinter ihren Türen aus Tränen verstecken und niemas wieder hervorkommen?
Was geschieht dann im Ernstfall?

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Please tell me the answer…
    …is fate unchangeable?
    Even at his most powerless,
    man’s existence is never without meaning.

  2. Giselher Aldorn sagt:

    Ein wirkliches tolles Bild. ich hoffe ja, dass unser Elb die Antworten findet!

  3. Cwenwesc sagt:

    Tollen i lû, i lû tollen.
    Ai, thi n´edain!
    man i had min lû
    Aphado nín, lasto beth nín.

    Inc chîa rheniai.
    Thios drassen, lû.
    Lû, naro enî tress chîa.
    I Aear cân ven na mar!

    aphado nín Gweathil, aphado nín,
    pedo Gwaethil! Naro, Gwaethil!
    Gellan nin, cen govo, lû
    In Valar garai gemb hîs or enîa.

  4. Gwaethil Eglainion sagt:

    OK, weil ich zu faul bin, das jetzt zu übersetzen, fordere ich hiermit eine Übersetzung an.

  5. Gwaethil Eglainion sagt:

    Edit: Grob hab ich es. Aber ich will trotzdem noch eine richtige Übersetzung.

  6. Sethur sagt:

    Der Gwaddi kann schreiben. Trés chique.

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