Dienstwege II

Bryanne Aldorn
10. Januar 2016 • Kommentare: 1

Sie lächelte entschuldigend zu dem jungen ihr bisher recht unbekannten Wachmann als dieser von Gernoth-Lucans Schwert attackiert wurde

– nur um wenige Sekunden später festzustellen, dass der Schlag des Jungen wohl an Kraft bekam wie man gut von der Miene des jungen Mannes ablesen konnte als das Holzschwert direkt auf dessen Knie auftraf. Mit zwei kurzen Bewegungen hielt sie Gernoth-Lucans Arm fest, überdrehte ihn für einen Moment, so dass sie ihm mit der anderen Hand das Schwert aus den kleinen Fingern rupfen könnte. Überrumpelt blinzelte der Junge und vergaß für den Moment zu weinen oder sich anderweitig zu beschweren. Diesen Moment nutze sie, um den Wachmann erneut entschuldigend anzulächeln und endlich das Schreiben aus seinen Händen anzunehmen, welches er so pflichtbewusst in ihre Richtung streckte.

Ein offizielles Anschreiben ihres Mannes? Ihre Brauen hoben sich bei dem Gedanken und sie fragte sich welcher beeländischer Laus ihm dieses Mal über die Leber gelaufen sein. Sie hob den Blick um sich bei dem Wachmann zu bedanken, aber dieser hatte schon die Flucht ergriffen ohne eine Nachfrage ob er eventuell auf Antwort warten solle. Ein Mundwinkel hob sich. Einerseits hatte er sicher Angst vor ihrer Reaktion auf…was auch immer und Respekt vor Gernoth-Lucans Schlagkraft jedoch andererseits war dies keineswegs ein Verhalten, welches ihr Mann oder gar der Fürst dulden würden. Wahrscheinlich auch nicht Taramer. Sie entschloss sich später den jungen Wachmann unmissverständlich darauf hinzuweisen.

Jetzt hieß es erstmal den Brief lesen. Sie gab gedankenabwesend ihrem Jungen das Schwert zurück und setzte sich auf den nächsten Stuhl während sie das Schreiben schon entfaltete. Ihre Augenbrauen wanderten unüblich für sie in gar unbekannte Höhen und sie schnaufte als sie den Brief gelesen hatte. Tief durchatmen. Vielleicht war es nicht so schlimm wie es sich für den Moment anhörte. Noch einmal atmen. Ihre Hand zitterte leicht und nur mühsam hielt sie sich für den Moment davon ab den Zettel zusammen zu knüllen und ins Feuer zu schleudern. Ihr Blick fiel auf den beiliegenden Zettel. „Liebe Bry“ las sie. Aha, da. Vielleicht würde das jetzt alles erklären. Was…es nicht tat. Sie runzelte die Stirn als sie geendet hatte.

Was bei Mordor hatte sich dieser breeländische Sturkopf den sie dummerweise liebte nun ausgedacht? Fähige Hände? Was vernünftiges lernen? Sie liebte den alten Aldorn aber kleiner Pachtbauer war nun nicht die Stellenbeschreibung, die sie sich für Gernoth-Lucan, welcher in einem anderen Leben Meroun geheißen hätte, nun unbedingt vorgestellt hatte. Was vernünftiges. Sie schnaufte. Was vernünftiges könnte der Junge werden, wenn Drakon hier wäre und den Jungen erzieht. Durchatmen. Nicht gleich ausrasten. Er meint es sicher nur gut. Es ist Giselher. Sie wusste, dass sie nicht mehr ihre Fitness von früher hatte und sie arbeitete dran. Aber jetzt von einem Breeländer – durchatmen – von ihrem Mann explizit darauf hingewiesen zu werden und dann auch noch allen Ernstes von Taramer trainiert zu werden, welcher dann auch noch die Befehlsgewalt über sie hat. Durchatmen. Zettelkugel entknüllen und etwas auf dem Oberschenkel glatt streichen. Sicher war dies eine der wilden Ideen von dem Fürsten und Giselher in Kombination. War eigentlich zu erwarten nachdem sie diese Szene im Pony gemacht hatte. Elender fürstlicher Weltverbesserer!

Natürlich ging es ihr, seit sie zurück im Breeland waren, nicht mehr so gut wie noch in Bruchtal. In Bruchtal waren sie wie in einer anderen Welt. Hier wurde sie tagtäglich an alles erinnert, was sie verloren hatte. Es war gut wieder hier zu sein, sie war einerseits sehr glücklich darüber aber andererseits war es ein täglicher Spießrutenlauf über Gräber. Gräber von Personen, Gräber von Erinnerungen, Gräber von Ideen. Und sie trauerte. Das wird man ja wohl nochmal machen dürfen. Durchatmen. Zettelkugel wieder entknüllen. Durchatmen. DURCHATMEN!

„Nana, alles in Ordnung?“ fragte ihr Junge vor ihr mit schräg gelegtem Lockenkopf und besorgtem Blick. Es hatte sich seit Bruchtal eingebürgert, dass er sie, ganz wie die Elben um sie herum, „Nana“ und nicht „Mama“ nannte. Von daher lächelte sie als wäre alles in Ordnung und gab ihm einen Kuss auf die Stirn.

„Natürlich, Liebling. Alles ist gut. Nur dein Vater ärgert mich. Geh mal draußen spielen, ich muss was wichtiges schreiben.“ Ihr Rabaukenkind lächelte nur zu seiner Mutter und war in Nullkommanichts auch durch die Tür in ihrem Garten. Wahrscheinlich ging er wieder Hühner jagen, welche neuerdings die Statistenrolle der Orkherde ungefragt übernommen hatten. Sie selbst setzte sich an Giselhers Schreibtisch und verfasste ein Antwortschreiben.

An den Seneschall des Fürsten zu Minas Faer und Herzogs zu Ost-Agar
Ser Giselher Aldorn

Ser Giselher, natürlich werde ich mich einem Befehl meines Eidherren nicht widersetzen und erwarte weitere Anweisungen von Euch wann ich mich bei Hauptmann Taramer einzufinden haben, so dass er mich auf meine Waffenfertigkeit prüft und diese verbessert, so dass ich dann nach Gutdünken meines Eidherren eingesetzt werden kann und den Ruhm des Hauses in meinem bescheidenen Maße verbessern kann. Ich bin mir natürlich sicher, dass Hauptmann Taramer die richtige Person dafür ist mich zu trainieren und erhoffe mir, dass ein Mann wie er versteht die Lücken in meiner kläglichen Ausbildung zu schließen.

Ich verbleibe untertänigst sowie erwartungsvoll,
Lady Bryanne Aldorn

Auch sie legt einen Zettel anbei:

Auf die Erklärung bin ich gespannt!

  1. Giselher sagt:

    Das hat ja.. äh GANZ exzellent geklappt! 😀

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