Constancia sitzt ruhig an ihrem Tisch und nimmt das Tagebuch zur Hand. Lange hat sie nicht mehr darin geschrieben. Nachdenklich schlägt sie es auf und liest darin. Sie dreht sich ein wenig und sieht aus dem Fenster. Ihre Kinder sind im Garten und spielen. Denerion wie immer der große Ritter. Mit dem Schwert das ihm der Zwerg angefertigt und geschenkt hat schlägt er kleine und große Bögen und probiert sich in Parierhaltungen. Er war schon immer ein Schwertkämpfer. Galmagor steht ihm aber in nichts nach, doch bevorzugt er den Speer und das Schild. Groß sind sie geworden. Constancia streckt sich ein wenig und sieht um die Ecke zum Busch. Ein Lächeln fährt über ihr Gesicht als sie die weißen Haare ihrer Tochter entdeckt. Wie immer, hat sie einen kleinen Zoo um sich versammelt und betrachtet und streichelt jedes Tier. Farinel war schon ein wundervolles Mädchen, still und doch sehr aufmerksam, wenn irgendwo Hilfe gebraucht wird. Und ihre Brüder *sie lacht leise* Oh weia, wehe wenn jemand Farinel zu nahe kommt. Constancia blättert bis zur letzten beschriebenen Seite, nimmt sich die Feder und tunkt sie in die Tinte. Mit feiner ruhiger Handschrift beginnt sie zu schreiben.
Meine Kinder
Es ist lange her, dass ich in dieses Buch geschrieben habe. Es ergab sich einfach nicht. Ihr habt selbst miterlebt, was alles geschehen ist. Am schlimmsten aber hat euch der Verrat und Betrug eures Großvaters getroffen. Nach einem Streit mit Tarona hat er, mit Hilfe einer verunstalteten Leiche, allen vorgemacht, er wäre tot. Wenn ich überlege wie lange wir gekämpft haben das Tarona sich nichts antut. Wie lange wir geweint, getrauert und auch vor uns hin gedämmert haben. Ganz besonders du Farinel hast gelitten. Man konnte jeden Tag sehen wie du mehr vergehst. Es erinnert mich an die Lilie von Venrix damals. Nur das es länger dauerte. Ich habe dich in meinen Armen gehalten und konnte nichts tun außer für dich da sein. Auch die Aggressivität von Denerion war fast nicht auszuhalten. Er hat auf Tarona geschimpft. Sie wäre Schuld. Immer wieder nahm er sein Schwert zur Hand und schwor Rache. Ach Großer, wie habe ich auf dich eingeredet und dir erklärt. Erst nach und nach kamen die Worte bei dir an. Galmagor hüllte sich in Schweigen. Er lief nur jeden Tag hinaus um zu üben und das bis zum Dunkel werden. Ich war nahe daran euch zu nehmen und nach Lorien zu reisen. Dann kam der Tag wo ich dachte der Regenbogen zerfällt zu Staub und ich träume. Da spaziert mein Vater einfach mal so auf das Grundstück und meint alles wäre gut. Es wäre eine Lektion gewesen die daneben ging. Mal abgesehen davon, das man versucht hat die Familie umzubringen, und das von seinen eigenen Leuten.
Constancia legt die Feder neben das Buch und atmet tief durch. Zu frisch sind die Erinnerungen und zu nah. Sie verknotet die Finger miteinander und sieht wieder nach Draußen. Inzwischen haben sich die beiden, sonst so wilden und raufwilligen, Brüder zu ihrer Schwester gesetzt und lauschen ihren Erzählungen. Es schien Frieden da zu sein. Greifbar und fast konnte man ihn sogar schmecken. Als dann sogar noch die Kinder von Tarona dazu kamen und nun zuhörten nahm sie die Feder wieder zur Hand und schrieb weiter.
Da stand er also, euer Großvater. Ich habe keine Ahnung was er glaubte, oder sich vorstellte. Er hat tatsächlich erwartet *für einen Augenblick ruht die Feder auf dem Papier, was einen hässlichen Fleck an der Stelle hinterlässt* das Tarona seine Kinder heraus gibt und er sie sehen oder sogar mitnehmen kann. Tarona war wie vom Donner getroffen. Ich glaube sie war in dem Moment in dem Glauben, dass sie einen bösen Traum hatte. Ich war nicht dabei als er das erste Mal wieder erschien aber ihr habt es mir ja erzählt. Eure Gesichter und eure Träume, ich habe jede Nacht bei euch gewacht. Euch gestreichelt und beruhigt, dabei wusste ich selber nicht wie ich das verarbeiten soll. Nach und nach setzte sich in uns der Gedanke, dass es nur ein böser Scherz war. Nur schwer und zäh kehrte Ruhe ein. Aber nun habe ich euch soweit. Ruhe ist in eure Herzen zurückgekehrt und damit auch in meines. Ruhe für einen Neubeginn.
Constancia wartet bis die Tinte getrocknet ist und schlägt das Buch zu. Sie verschließt die Tinte und säubert nachdenklich die Feder. Immer wieder geht ihr Blick aus dem Fenster zu den Kindern. Lächelnd entdeckt sie dann einen Mann der sich ihnen nähert und Constancia springt strahlend auf. Sie wirft fast den Umhang um und stürzt hinaus. Lachend und überglücklich stürmt sie in die Arme des Mannes . Dieser fängt sie auf und ist danach umringt von den Kindern die alle seine Geschichten hören wollen. Ruhig setzt sich Reyr zu ihnen und beginnt zu erzählen.
Ach ja… Freunde kann man sich aussuchen… Verwandte nicht.
Schön geschrieben!