Steh auf.
Ihre Lungen brannten bei jedem Atemzug, fühlten sich an, als würden sie gleich platzen und doch bekam Claddagh nicht genügend Luft. Undeutlich hörte sie vor sich Bewegungen, beziehungsweise das abrupte Aufhören von Bewegungen. Dieser verfluchte Gardist war stehengeblieben!
Steh auf.
Warum hatte sie noch einmal darauf bestanden? Ach ja: Blut für Blut. In trockenen Kleidern und ausgeruht war das eine gute Idee. Aber es lenkte ihn ab. Hoffentlich! Die Muskeln in ihren Beinen versagten ihr den Dienst und die Knie waren so dreist und schlossen sich dieser Rebellion an. Verdammt! Bockigkeit regte sich in der jungen Frau, sie würde sich nicht von dem eigenen Körper in die Knie zwingen lassen! Das konnte dieser Körper gleich wieder vergessen. Sie schämte sich für das Versagen ihres Körpers.
Eine Erinnerung bahnte sich den Weg durch ihre Gedanken. Sie sah eine Hand vor sich, ausgestreckt, um ihr zu helfen. Darüber sah sie zwei dunkle Augen, in denen ein spitzbübisches Lächeln zu sehen war.
„Hinzufallen, Junge, ist keine Schande…..wenn man wieder aufsteht! Also, steh auf, Junge!“
STEH AUF, VERDAMMT!
Die Muskeln in ihren Armen brannten auch, doch Claddagh biss die Zähne zusammen und stemmte sich langsam hoch. Die Rebellion ihrer Beine war beendet! Es schien Jahre zu dauernd, doch sie stand. Schwankend, aber Claddagh stand.
Der mit Wasser und Schlamm vollgesogene Rock des Kleides klebte widerlich kalt an ihren Beinen und behinderte Claddagh bei ihren ersten taumelnden Schritten. Beinahe hätten die Knie doch noch eine neue Rebellion angezettelt, aber eben nur beinahe.
Langsam beendete Claddagh die letzte Runde. Wieder ging sie in die Knie, hingebungsvoll schnaufend und hustend.
War es das wert gewesen? Aufzustehen? Sie sah förmlich den strengen Blick und hörte das „tz,tz“, begleitet von einem missbilligenden Kopfschütteln von Meister Mardil. Ihr war es, als würde sie seine Stimme hören: „Natürlich war es das wert, Junge.“
Und er hatte Recht.