Gute Stiefel

Giselher Aldorn
3. April 2008 • Kommentare: 0

Gute Stiefel, schon mein damaliger Kommandeur sagte mir das fast zuerst, als ich vor einer halben Ewigkeit der Stadtwache beitrat. Es hat sich bewahrheitet, ohne gute Stiefel ist man nur ein halb so guter Wächter, ganz gleich in welcher Wache…

… Muss seit neustem lange stehen, wieder so ein Grund für gute Stiefel. Der Hauptmann hat mich also dauerhaft zur Leibwache des Fürsten bestimmt. Die Aufgabe ist nicht eben einfach. Damit meine ich weniger die Leute, die dem Fürsten eine Gefahr werden können, sondern eher den Fürsten. Wie bewacht man einen Mann vor sich selber?
Ich glaube Fürst Salas würde gerne manchmal einfach nur Alejandro Salas sein. Er hat Verwantwortung und es gibt eine Menge Leute, die sich um den Fürsten sorgen. Wie es scheint sorgen sie sich mitunter weniger um Alejandro. Ich kann gut verstehen, was diesen Mann bewegen muss. Ich würde ihn manchmal gerne ziehen lassen, aber ich habe nunmal gewählt und so werde ich tun müssen, was der Hauptmann befiehlt. Ich hoffe er erkennt, dass sein Fürst darunter leidet, niemanden zu haben, dem er sich anvertrauen kann. Wie ich das sehe ist er sogar vor seiner Baroness und seinem skurillen Kämmerer in der Hauptsache Fürst…

… Ich habe mit dem Feuer gespielt. Ich werde vielleicht verflucht gute Stiefel brauchen. Iyrawen ist die Medica des Hauses, sie wollte mit dem Hauptmann reden, ich tat ihr den Gefallen und brachte sie zu ihm. Ardeyn Falkenauge ist entweder wahsinnig oder mutig, oder beides. Jedenfalls nannte er sie eine Frau in den Wechseljahren und bot ihr Strafrunden um den See an. Sie lehnte ab, übrigens auch meinen Tee!
Als ich Iyrawen am nächsten Tag traf, war sie nicht eben erfreut mich zu sehen. Hoffentlich bedarf ich nicht bald ihrer Hilfe, wird sicher schmerzhaft.

… Seit einigen Wochen trage ich die Rüstung der Hauswache und ganz offensichtlich hat der Fürst einen guten Rüstmeister in Dronin Eichenfaust! Ich habe noch nie erlebt, dass ein Rüstmeister sich dazu herablässt, eine einfache Wache zu fragen, ob die Rüstung den Aufgaben entspricht. Der Mann Zwerg tat es und er schien sich darüber zu freuen, dass seine Arbeit wertgeschätzt wird. Diese Uniform ist aber auch durchdacht. Keine lästige Platte, außer an den Armschienen, und Stiefel aus verstärktem Leder. Endlich hat mal jemand mitgedacht, es macht derart wenig Sinn mit Kettenstiefeln einen Dieb nachzurennen oder stundenlang an einem Fleck zu stehen, von einer Schicht im Regen ganz zu schweigen.
Ich werde Dronin meinen Dank ausrichten lassen. Ich werde den Hauptmann bitten, Dronin seinen Dank auszusprechen, gute Arbeit sollte Anerkennung finden.

… Urstan Pfahlster, ich kenne ihn noch aus Zunftzeiten. Damals hatte ich den Auftrag, ihn als Söldner anzuheuern und ihm dabei den Zunfteid abzuverlangen. Wäre vermutlich einfacher gewesen, einen Hobbit eine Mahlzeit wegzunehmen. Nun ist er wieder da, er hat einen Auftrag des Fürsten. War schon seltsam ihn Herrn Hauptmann zu nennen, aber ihm schien es zu gefallen. Naja, so kann er sicher sein, dass ich keine seltsamen Verhandlungen führe…

… Wir haben eine neue Wache, also eigentlich ist es die persönliche Wache des Fürsten, oder dessen Marschall oder… was weiß ich, auf jeden Fall dieser Mann, den ich in Ermangelung eines Namens mal verdammter-Sturkopf nennen werde. Der hat einen Aufstand gemacht, weil er seine Kapuze absetzen sollte. Grundgütiger, der Hauptmann kochte vor Wut und ich konnte es ihm gut nachvollziehen.
Letztlich musste ich verdammter-Sturkopf begleiten, der natürlich gleich zum Fürsten wollte. Herr Salas überstelllte ihn der Adjudantin Lynne, vermutlich, weil Ardeyn ihm sonst bis nach Mordor hätte laufen lassen…

… Lynne, ich staune immer mehr über diese Frau. In der Zunft habe ich sie kaum wahrgeommen, so ruhig und gefasst wie sie war. Hier brauchte sie keine Woche, um schon ganz Offizier zu sein. Scheinbar hat sie den Namenlosen den Mann Herrn verdammter-Sturkopf gut im Griff gehabt. Sie wollte mich anschließend sprechen und bat um meinen Rat. Ich sagte ihr, dass sie den nichtmal erbitten muss, sie kann ihn einfach verlangen. Sie betonte, dass sie dennoch bitten würde. Diese Frau nötigt mir Respekt ab; als Wachmann hat man selten Glück mit guten Offizieren, ich scheine zu den wenigen zu gehören …

Du musst eingeloggt sein, um zu kommentieren.