Gondorianische Bürokratie

Vardielle Decroux
7. August 2008 • Kommentare: 6

Ein Loch in der gepflasterten Straße schüttelte die Kutsche durch. Die Pferde schnaubten und der Kutscher versuchte vergeblich, sich trotz des gewaltigen Unwetters trocken zu halten.Der Regen floss in Strömen, es war kalt und der Wind heulte wie ein gequälter Wolf.Im Inneren der Kabine war es gemütlich warm. Die Sitze waren angenehm gepolstert und eine Kerze flackerte auf der kleinen, hölzernen Kommode.

Decroux strich sich einige Haare aus dem Gesicht und leckte sich die trockenen Lippen.

Sie ging nochmals ihre Papiere durch.

Ihre offiziellen Instruktionen, diverse Berechtigungen und Befehle, vom Truchsess selbst unterzeichnet.

Dabei hatte sie ihn nie persönlich getroffen. Seine Diener, Adjutanten und Sprecher hatten mit ihr über ihren Auftrag gesprochen, hatten ihr alles erklärt und ihr Anweisungen gegeben.

Für wahr hatte sie den Truchsess bereits hin unter wieder getroffen, schließlich diente sie unter ihm als Diplomatin, jedoch hatte er sich bei dieser Angelegenheit bemerkenswert offensichtlich zurückgehalten. Wahrscheinlich wollte er die Gefahr, jemand könnte diese Spur bis zu ihm zurückverfolgen, minimieren.

Decroux seufzte und blätterte weiter. Da war auch der versiegelte Brief, der ihr, kurz bevor sie mit der Kutsche aufgebrochen war, von einem unbekannten Mittelsmann zugesteckt worden war.

Sie brach das Siegel auf und begann zu lesen.

Dieser Brief enthielt noch einmal sämtliche Instruktionen, wie sie sich zu verhalten hatte.

Vardielle schürzte die Lippen. Sie hätte diese impertinente Wiederholung von allem, was sie in den letzten Tagen erfahren hatte als Beleidigung, als in Frage Stellung ihrer Kompetenz angesehen, währen ihr die verschlungenen Pfade der gondorianischen Bürokratie nicht so vertraut.

Stück für Stück ging sie noch einmal sämtliche Punkte durch, las noch einmal jeden einzelnen Befehl.

Den Letzten führte sie sofort aus.

Sie holte aus der Kommode eine kleine Messingschale hervor. Decroux zündete die Papiere mit der Kerze auf der Kommode an und legte sie dann in die Messingschale.

Gedankenverloren betrachtete sie das brennende Papier.

Gedankenverloren und schweigend, während die Kutsche, dem Unwetter trotzend, durch die Nacht stürmte.

  1. Elmion sagt:

    uhh… dass macht einem ja Angst….

    aber…. ich weiß jetzt wers geschrieben hat *fg*

  2. constancia sagt:

    äähm eine Kommode in der Kutsche … auch haben will
    aber sehr gut geschrieben.

  3. Elmion sagt:

    AUch in einer Kutsche gibt es Schubladen… dass ist nun wirklich kein WUnder der Technik *g*

  4. constancia sagt:

    Hey Schublade sag ich nix gegen aber eine Kommode?

  5. Alejandro Salas sagt:

    Grelle Blitze
    Durchzucken die Nacht
    Und es donnert
    Als ob der Teufel lacht
    Und das wilde
    Schwarze Meer
    Spielt mit uns und
    Wirft uns hin und her

    Fiel mir dazu irgendwie ein. o.o

  6. Lynne sagt:

    opoc: Ich find’s klasse! Toll geschrieben!

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