Ein schmerzender Blick.

Sethur
7. August 2008 • Kommentare: 6

…die Hand Sethurs ist in den Linien der Tinte auf hellem Pergament wie meist schwer leserlich, doch nun scheint sie fast ein wenig zittrig und emotionaler als sein meist eher in Resignation gefertigtes Bild von Hand und Feder. In jenem Bild gleicht sie dem Bilde Sethurs, nahe einer Türe in dunkler, nur vom fahlen Mondlicht erhellten Kammer, an die Wand gelehnt sitzend. Schreibend, oftmals Worte verwerfend, ausstreichend, überschreibend…

Vieles lässt Alrich Dorn zurück, in seinem Wehenden Gang in Richtung eines ungewissen doch vollendeten Schicksales, eines Schicksales das er selbst wählt und das das richtige ist. Nicht fühle ich diese Worte, doch muss ich sie vor mir selbst in Achtung ihm gegenüber schreiben. Und weil ich weiß, dass sie wahr sind.

Für manche Momente wirkt es, als habe jener den ich Fürst nenne, ebenso zu lernen Mensch zu sein wie ich es muss. Kennt er den Schmerz nur nicht, oder will er ihn nicht? Törichte Frage. Er will ihn nicht, kein Mensch wird ihn wollen, er will nicht was damit zusammenhängt. Ich schreibe und Spreche zu Alejandro wie ein Geistlicher, eitel klingt es, widersinnig doch vielleicht mit ein wenig Wahrheit – mit wohl mehr Wahrheit als ich überhaupt besitze. Ich glaube nicht dass meine Worte ihm etwas gaben, es sind die Worte eines Fremden, doch hoffe ich dass er sich selbst nahe genug ist, sich das zu suchen was er benötigt… doch was wird das sein?

Fußstapfen ausfüllen ist es nicht. „Trost“ wird es auch nicht sein. Nur vielleicht letztendlich mehr Gnade sich selbst gegenüber – ich spreche von seiner Gnade ihm gegenüber und kenne mich selbst kaum, und jenem der ich mir selbst gegenüber bin, ein Unbekannter, gebe ich ebenso wenig Gnade und Verständnis wie Alejandro sich selbst.

Trotz aller Ehrlichkeit ist das Antlitz des Fürsten noch immer eine Maske, das des Freundes zu Alrich ist das Wahre Gesicht, wenn er nur eines Besitzt – das wahrste und ehrlichste, welches ich zu Gesicht bekam, scheint mir. „Beschmutzt nicht, was ich am meisten an Euch schätze.“

In dem Versuch einer Reflektion habe ich das Gefühl, in einer mit mir ungewohnter moralischer Gegenwehr meinerseits behafteter Weise, das Billet für jenen Weg zu sein, den Dorn wählt: Der Weg in das, was Rohirim einen edlen Tod nennen, oder auch nur in den Stolz des Kämpfers, der Weg in Stolz, Freiheit und einen guten Tod letztendlich. Er scheint zu glauben, ein Kämmerer könnte das Kissen sein, auf das Alejandro durch den fehlenden Halt des Freundes fällt, ich glaube es in seinen Augen gesehen zu haben. Und in Worten sagte er es, ich wünschte es nur zu glauben, doch ich weiß es.

„Sei ihm ein Freund, Junge.“ .

Nichts anderes könnte ich nun erwiedern, als ich es in jenem Moment tat:

„Bleibt Ihm ein Freund.“

Was erwartet er? Es fällt mir schwer, Dorn in der Erfüllung seines Endes, wie es scheint, nicht als Rücksichtslos anzusehen. Wieder sehe ich in den Spiegel, noch immer sehe ich jenen blassen, dünnen Jungen, ich sehe aus wie ein Geist. Nicht wie ein Freund, der ich sein soll.

Ich habe Angst. Ich fürchte um Alrich. Ich kann mich nicht an einen Menschen erinnern, dem ich so schnell vertrauen würde. Den ich so schnell schätzen lernte. Den ich ähnlich betrauern würde. Warum? Ich weiß es nicht. Vielleicht ist es das, was die Trauer Alejandros, er noch vor kurzem als Demagoge und blind durch mich verachtet, mir nahe gehen lässt. Was mich in einem wohl für andere geringen Maße das mir trotzdem unbekannt ist, mitfühlen lässt. Vielleicht ist es meine verfluchte Jugend die die Tränen Alejandros mich berühren lässt und hier in Stiller Kammer – so nahe dem Leid des Tages – selbige in die Augen treibt.

Ich kenne den Schmerz Alejandros nicht, ich weiß nur, dass ich ihn nicht füllen kann. Fast wirkt Alejandro als würde in Alrich nicht nur ein Freund und Bruder, sondern auch eine Art Vater gehen.

…die vorletzte Passage Sethurs ist mehrmals durchgestrichen, fast ist sie gänzlich unleserlich, so wirkt jener Absatz auch im Schriftbild als schäme er sich der Worte vor sich selbst…

Ich wünschte, ich könnte meinen Vater so sehen. Ich wünschte, ich könnte meinen Bruder so sehen. Nicht weil ich ihnen schlimmes wünsche… nur weil tief in jenem unnützen Haufen von Eis – wie Nimrothir es beschrieb – ein verflucht kleines Kind sitzt das irgendjemanden, irgendetwas lieben will – und auch nur, wenn es wäre, um diesen Menschen zu trauern, wie Alejandro es tut. Einen Menschen um seinen Schmerz zu beneiden. Paradox.

Der Fürst wird einen neuen Kämmerer haben, der Mann Alejandro jedoch zerbrechen, vereisen, verkrümmen, verkümmern oder jedoch wachsen. Ich wünsche ihm letzteres. Und mir letztendlich auch, mehr als ich es für möglich hielt. Ich habe Angst. Um vieles. Auch um mich. Vor der Zukunft. Und auch um Alejandro, welchen ich vormals verachtete. Mitgefühl ist auch eine Art der Verachtung, doch eine Ungewollte, ehrlichere, denke ich.

Der Schlaf wartet, ich habe nicht die Kraft ihn weiter warten zu lassen. Ausgelaugt hat mich der Versuch, in Worte zu Fassen was ich fühle, gescheiterte Versuche sind anstrengender – ob ihres bitteren Nachgeschmacks.

  1. Nimrothir Izhkarioth sagt:

    ooc: Oder um es mit meinen statt „Sethurs“ Worten zu sagen… Gisi, Alrich ist mit mein lieblingschar – wenn der stirbt beiß ich dich bis zur Zahnlosigkeit! *knurr* 🙁

  2. Elmion sagt:

    Alrich stirbt doch net…. der wird nur ein wenig von Elmion geschliffen *g*

  3. Lynne sagt:

    ooc: „[…] der Mann Alejandro jedoch zerbrechen, vereisen, verkrümmen, verkümmern oder jedoch wachsen. […]“ Himmel, ist der Herr eitel und selbstsicher… Das klingt, als ob er irgendetwas vom Fürsten wüsste…

  4. Alejandro Salas sagt:

    „Sei menschlich!“, sagte ich zu dem Stein.
    Und der Stein antwortete: „Ich bin noch nicht hart genug.“

  5. Alrich sagt:

    Ach der arme Sethur. Aber bin sicher, der schafft das.
    Wie auch immer Alrich das geschafft hat…das Knurren wird allenthalben falsch aufgefasst, scheint mir 🙂

  6. Nimrothir Izhkarioth sagt:

    ooc. (@Lynne) Juhu, ich habe es wieder geschafft den alten Sethur wieder herzustellen 😀 Und najaa… er versucht es zu sein, ist ja eine eher lächerliche vorstellung – und pöh, das Jungchen ist nicht selbstsicher oder eitel, der blickt nur auf alle anderen – außer Alrich *g* – hinab und verachtet sie. *schmunzelt*

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