La Sombra

Alejandro Salas
28. Januar 2009 • Kommentare: 3

Endlich hatte Alejandro wieder die Zeit gefunden sich dem Gemälde zu widmen. Und endlich hatte er sich an sein Vorhaben gehalten was er diesmal malen wollte. Das Ergebnis war, wie der Rest des Bildnisses, zufriedenstellend – für einen Einäugigen.

Zumindest einige Figuren hatten jetzt ihre Schatten. So zum Beispiel der Mann in seiner Pfütze. Sein Schatten entsprach Größe, Form und Figur nach genau seinem Herrn, nur war er löchrig und vergleichsweise blaß gemalt worden. Wie eine alte Decke. Wäre der Schatten die Kleidung des Mannes gewesen, er hätte ihn nicht vor Wind und Wetter zu schützen vermocht. Zu löchrig, zu zugig, zu abgetragen, wie er sich da so über den Boden fallen ließ.

Die Frau wiederum am Fenster, welche die drei Geister vor der brüchigen Scheibe nicht zu sehen schien, dafür aber den Sprung in jener, wurde, verglich man ihre Größe mit der in Relation angepaßten ihres Schattens, von eben jenem überragt. Auch hatte er keine menschliche Form, glich vielmehr einem Falken, welcher die Flügel ausgebreitet hatte und leicht geduckt war, bereit sich jeden Moment vom Boden abzustoßen und in die Luft zu erheben. Um zu fliegen. Endlich zu fliegen. Wie er es längst hätte tun sollen. Sicherlich würde er es alsbald tun.

Der Schatten des Mannes am Feuer fiel schon allein dadurch auf, daß er in die falsche Richtung fiel. Statt vom Feuer weg zu fallen, von wo aus das Licht kam, welches ihn hätte verdrängen sollen, fiel er eben in Richtung Feuer, wand sich über den Boden zu jenem ersehnten Flammenziel. Die Form an sich wiederum war unmenschlich. Ein zu klein geknülltes Kneul an pranken, Flügeln, Schwanz und Hälsen, welches irgendwie in die kleine Form zu passen hatte, die der menschliche Körper als Schattenspender so bot. Die Kreatur wirkte, als wolle sie jeden Moment die Fesseln ihrer menschlichen Eingrenzung sprengen, während die zwei Köpfe der Bestie gierig nach den Flammen lechzten und ihren Rauch, welchen der Wind günstig zu ihnen trug, tief inhalierten.

Und dann war da noch jene Frau im Abseits. Jene, die kaum von den anderen bemerkt zu werden schien. Ihr Schatten war sehr weich gezeichnet, spiegelte aber dennoch am Boden ebenfalls ein Tier wieder: Eine Löwin, die zwischen ihren Pranken ein kleines rundes Kneul hielt, welches sich noch nicht definieren ließ. Der Kopf des Tieres jedoch war so geneigt, daß kein Zweifel bestand: Sie schützte diesen kleinen Ball wehrloses Etwas. Nichts Unbefugtes würde je daran heran reichen.

Mit ihr war er noch nicht fertig. Das wußte Alejandro. Und sie war die Figur bei der er wußte: Er würde es nie sein. Er lächelte.

  1. Sethur sagt:

    Sagte ich eigentlich schon, dass el Fürst beim Ausdrucksmalen eine sehr schicke Idee ist? 😉

  2. Ellena sagt:

    Ich würde das Bild irgendwann gerne mal sehen 🙂

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