Night’s Watch

Cinlir Winthallan
25. Januar 2010 • Kommentare: 2

Vor Jahren…

Cirandor Garburg, Baron von Albennin und der Vater des Mädchens, dass Cinlir Winthallan wohl zwangsläufig in den nächsten Jahren heiraten würde, sobald sie eben alt genug dazu war – im Moment konnte man nicht davon reden, immerhin war das Balg kaum mehr als sechs Jahre alt – hatte schon sehr früh einen Satz zu dem Jungen gesagt, kaum ins Mannesalter gekommen, den er nie wieder vergessen würde: „Wenn du deine Männer wirklich verstehen willst, darfst du dich nicht scheuen zu tun, was sie tun würden, Junge. Jede Arbeit, die du ihnen abverlangt hast, solltest du selbst einmal verrichtet haben.“ Und mit einem Lächeln hatte er angefügt: „Ob gut oder schlecht spielt keine Rolle. Es ist wichtig, das du fühlst, was sie fühlen würden, verrichteten sie diese Arbeit.“

Natürlich hatte Cinlir an dem Abend nur mit einem halben Ohr hingehört. Und ebenso natürlich war das seinem Schwiegervater in Spe nicht entgangen. Dieser hatte sich an seinen Hauptmann gewandt, hatte ihn breit angeschmunzelt und leise etwas mit ihm besprochen, das Cinlir erst später erahnen konnte. Und noch ehe er es sich versah hatte man ihn, trotz Protestes und der vehementen Erinnerung, man habe es hier schließlich mit einem zukünftigen Herzog zu tun, in eine Uniform gesteckt und an Cirandors Tür postiert.

Es waren andere Zeiten damals. Zu jenen Tagen hatte Cinlir, insgeheim, den Mann bewundert. Er war in der Blüte seines Lebens, kräftig und sicherlich nicht häßlich anzusehen. Er hatte einen guten Namen und den nötigen Schneid. Cinlir sah sehr wohl mit welchen Blicken er manchmal den Frauen nach sah – und wichtiger, er sah, mit welchen Blicken man Cirandor nachsah. Der Junge beneidete ihn darum. So empfand er die Aufgabe des Abends teils als Schmach, immerhin vernachlässigte man seinen Titel, teils als Ehre, denn er, Cinlir Winthallan, war damit zur Hälfte für das Leben eines Barons verantwortlich.

Für die eigentlichen Lektionen der Nacht hatte er anfänglich wenig Sinn. Aber Cirandor hatte es sich nicht nehmen lassen ausgerechnet seinen Hauptmann an der Seite seines Knappen zu postieren. Und besagter Hauptmann wiederum korrigierte jede noch so kleine Fehlhaltung, jedes unaufgeforderte Wort und diktierte all zu gern die jeweiligen Straufaufgaben für die Fälle, dass Cinlir versäumte andere Wachen zu grüßen oder, schlimmer noch, seinen derzeitigen Dienstherrn.

So ging es Nacht für Nacht, fast einen ganzen Monat lang. Mit einer Aufgabe, die Cinlir ursprünglich als sehr einfach angesehen hatte, trieb man ihm so die Blässe ins Gesicht und die Schatten unter die Augen. Er lernte, eher unfreiwillig als sonst irgendwas, die hohe Kunst des im Stehen Schlafens und dabei dennoch wach genug Seins um Eindringlinge zu bemerken. Er lernte, dass kaum jemand Wachen wirklich beachtete. Sie zählten zum Inventar, wie fast alle anderen Mitglieder der Dienerschaft. Er lernte anderen Gesprächen besser zuzuhören, während er selbst keine Wahl hatte als nur dazustehen, geradeaus zu starren und nichts sonst zu tun.

Er lernte zu bitten in den Dienstschluss zu dürfen, wenn er merkte, dass sein Körper, eben doch noch nicht ganz ein Mann, nichts anderes mehr zuließ. Und in jenen Momenten lernte er auch das väterliche Lächeln seines zukünftigen Schwiegervates kennen und lieben.

  1. Sybell sagt:

    Auch hier ein: Awwww 🙂

  2. Giselher Aldorn sagt:

    hach ja, dann weiß der gute Cinlir also auch das mal. Da weiß man dann, dass die Wachenarbeit wertgeschätzt wird 😉

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