Some say the World will end in Fire…

Sandwind
4. Mai 2010 • Kommentare: 1

In Jahren…

Die Stoffe und Leder, die Cúronsûl aus seiner Heimat kannte, waren leicht, ermöglichten schnelle Bewegungen. Noch immer. Und zu diesen Bewegungen war er auch nach wie vor fähig. Aber die Stoffe, Leder und Fälle, die er nun trug, machten schwer. Schwer, aber nicht warm, wie man es ihm doch versprochen hatte. Hier war Wärme das Wichtigste. Doch fand er in seinen Knochen nur die Kälte.

Vor Wochen schon hatte er Anor geschrieben. Einen echten Brief, einfach wie er auch gehalten gewesen sein mochte. Ein Teil von ihm verteufelte sich unverändert dafür, Wasser für etwas zweckloses wie einen Brief verschwendet zu haben. Er hätte seine Reiseroute ändern können. Selbst mit Anor sprechen. Getan hatte er es aber nicht.

Auch hatte er nicht auf Ithils Worte gehört. „Mein Cúronsûl… Nach so langer Zeit wist du sie nicht mehr finden.“ Wahrscheinlich hatte sie damit auch noch Recht. Alles sprach dafür. Im Land des verschendeten Wassers hatte er überall gesucht. Jeden Stein umgedreht. Mehrfach. So auch in der Heimat, an den ihn sein Wasser und sein Wort band. Und nicht zuletzt auch dort, wo er, wie jeder Sandwind, seinen Ursprung wusste.

Nichts.

Damals – es schien Ewigkeiten, mehrere Leben her zu sein – hatte er sich geschworen, er würde suchen, bis er finden würde. Zu viele Versprechen hatte er gebrochen. Also suchte er weiter, egal wie aussichtslos.

Nun, da es keinen anderen Ort mehr für seine Suche gab, hatten ihn seine Füße in ein Land getragen, dass über Monate hinweg Anors Gesicht zu vergessen schien. Und Ithil gab dafür ihr Wasser. So viel davon, dass Anors Wärme niemanden mehr erreichte und das Wasser erstarrte. In Legenden und Geschichten, an die er zu keinem Zeitpunkt geglaubt hatte, erzählte man von Wasser, das Fest wurde durch Kälte. Jetzt, nach so vielen Jahren, spürte er es unter den Stiefeln, spürte die kalte Berührung in seinen Körper kriechen.

Neben der Kälte spürte er genau die gleiche Angst, die er schon vor Jahren gespürt hatte, als er Anor das zweite Wasser holte. Eingetaucht war er. Um sein Leben gefürchtet hatte er. Dennoch war er geschwommen und am Ende zitternd zurückgekehrt. Hier, im Land des festen Wassers, würde er nicht schwimmen können. Keineswegs jedoch war das Wasser hier, in all seinem Überfluss, weniger gefährlich.

Vor Jahren hatte er das dritte Wasser an Sandwind gegeben. Es zurückerhalten, ohne es zu wollen. Ohne überhaupt wirklich zu wissen, wofür. Die Schuld dafür zu suchen fiel ihm jedoch nicht schwer. Noch weniger sie bei sich zu finden. Einmal noch hatte sie ihn weggeschickt. Und er war Narr genug gewesen darauf zu hören. Danach war es ihm unmöglich gewesen ihre Spur wiederzufinden. Egal wo er suchte. Egal wie lang.

Aber er war längst nicht bereit aufzugeben. Mit einem kurzen Blick zu der blaß-silbernen Scheibe am Himmel setzte er seinen Weg fort und sank Schritt für Schritt weiter in weiß ein.

  1. Sethur sagt:

    Immer diese traurig-schönen Blogs. Ihr bringt mich nochmal zum weinen. Tss tss.

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