Minas Faer

Wie seltsam es ist, ihr jetzt diese Fragen zu stellen. Es ist erst einen Wimpernschlag her, so scheint es mir, daß ich sie beantworten und mich damit befassen musste. Jetzt stehe ich auf der anderen Seite des Spiegels und bin tatsächlich überrascht von ihren Antworten.
So muss es für die anderen gewesen sein.

Ich werde hier verweilen.
So selbstsicher und überzeugt. Sie meint es ernst. Sie will es. Sie wird es auch dann tun, wenn niemand sie willkommen heißt.

Ich habe hier Freunde.
Allein aus Sorge um die wenigen, die sie hier kennt, nimmt sie eine ungewisse Zukunft in Kauf, statt den Platz im Schoße der Familie einzunehmen, der ewigen Frieden verspricht.

Es ist feige, dieses Land jetzt im Stich zu lassen.
Einst wurde uns diese Aufgabe anvertraut. Und nun sollen wir aufgeben und versagen? Niemals!

Ich will nützlich sein.
Als Dienerin eines Zweitgeborenen? Tatsächlich?

Mein Volk und ich gehen jetzt getrennte Wege.
Also hört Ihr auf zu sein, wer Ihr gewesen seid. Für den Rest Eures Lebens ist eine lange Zeit. Ein lange Zeit.

Wie anders alles erscheint, wenn man auf dieser Seite des Spiegels steht. Sie ist in diesem Falle die Gegenwart, ich die Vergangenheit.
Ich kann mich an die Blicke erinnern, die ich erntete, als mir diese Fragen gestellt und von mir beantwortet wurden. Sie waren erfüllt von ungläubigen Staunen. Und ich habe mich immer gefragt, ob jene, die die Fragen gestellt haben, ihren eigenen Wert so gering einschätzten, daß es sie überrascht hat, diese Antworten zu erhalten. Wo doch meine Entscheidung lange durchdacht war und keine Laune des Augenblicks.
Von dieser Seite des Spiegels aus ist die Reaktion der anderen verständlich, und nun war es vermutlich an mir, ungläubig zu staunen. Aber ich verstehe und glaube.
Am Ende sind wir noch immer ein Spiegelbild voneinander. Wie sollte ich nicht verstehen?

Ihre Antworten – meine Antworten – klingen richtig.

Nun ist sie die Zukunft und ich die Gegenwart.
Ich denke, sie könnte glücklich werden. Ich bin es.