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Cenedor Faeryllian
26. Juli 2010 • Kommentare: 4

Als Cenedor dieses Mal von seinem Dienst widerkam, hielt er in seinem Haus inne und blickte in jene Richtung, in welcher er das Haus von Herrin Ellena vermutete. Es waren nun schon zwei Tage vergangen, bald drei. Bisher hatte er sich jedes Mal davor gesträubt einen Brief an die Männer zu schreiben. Welches Recht hatte er dazu noch? Andererseits hatten sie aber ein Recht darauf zu erfahren, was geschehen war. Und so setzte sich der Gardist an seinen Tisch, nahm ein Stück Pergament zur Hand und setzte seinen Federkiel an..

Blut für Blut Männer!

Zuerst möchte ich Dir, Istdan, danken. Dein Brief sowie das Geschenk für unseren Leutnant erreichte mich noch rechtzeitig. Ich hoffe, dass Du gut bei den Männern angekommen bist und vor allem bei Deinem Bruder. Er war in einer anderen Einheit, nicht wahr? Grüße ihn von mir. Er war ein guter Mann. Ein guter Soldat.

An euch andere, welche sich inzwischen wohl fragen um was für ein Geschenk es sich handelte – es war eine Hellebarde, geschmiedet in Minas Tirith, gekauft von unserer Wette, denn wir haben alle verloren. Ja, ihr hört richtig, verloren. Der Leutnant hat vor zwei Tagen, zur sechsten Stunde am fünften Tage der Woche, geheiratet. Ja, ihr lest alle richtig. Er hat geheiratet und zwar die Baroness von Linhir. Und ich kann euch allen sagen, alleine weil ich jene Blicke vom Leutnant noch nie gesehen habe, dass sie sich innig lieben. Wer hätte das gedacht, nicht wahr? Niemand, der damals auch nur bei gesundem Verstand war, hätte sich den Leutnant als Ehemann vorstellen können! Erinnert ihr euch noch, als wir alle von einem der Freudenhäuser widerkamen und der Leutnant immer noch in voller Rüstung in unserem Lager stand? Was haben wir gelacht, als er meinte, er hätte in seinem Fronturlaub Berichte und Briefe verfasst anstatt sich zu amüsieren.. war nicht das sogar der Abend, als wir angefangen haben zu wetten?

Wie dem auch sei … ich habe mir das Recht gegenüber euch heraus genommen und seiner Frau ein Versprechen gegeben, stellvertretend für uns alle. Ich habe ihr versprochen, dass ich den Leutnant immer wieder zu ihr nach Hause bringen werde, egal wie. Aber lebend. Ich hoffe, dass das in eurem Sinne war, Männer und ihr mir nicht grollt, weil ich euch vorher nicht gefragt hatte. Seht es eurem alten Korporal nach. Denn der Tag an dem ich jenes Versprechen entgültig einlöse, wird der Tag sein an dem ich wieder in eure Mitte treten darf. Ich komme nicht drum herum zu sagen, dass ich mich auf diesen Tag freue. Ich freue mich darauf euch alle wiederzusehen, mit euch zu feiern und zu trinken – dieses Mal in Frieden. Und wenn dann später irgendwann ein alter, weißer  Leutnant zu uns stößt, wissen wir, dass wir unser Versprechen gehalten haben bevor er wieder zu seiner Frau geht..

Bis wir uns sehen, Männer..

Blut für Blut

Er hatte ihn fertig, den Brief. Endlich. Er faltete das Pergament einige Male und schob es in einen Briefkuvert. Danach nahm er etwas heißes Wachs von einer der Kerzen und versiegelte eben jenen Brief. Nun musste er ihn nur noch abschicken und das war nicht leichter, als ihn zu schreiben. Eher im Gegenteil. Dennoch setzte er sich auf seinen Stuhl vor den Kamin und warf den Brief, einmal tief durchatmend, in das Feuer. Er sah eine Weile zu, wie der Brief überbracht wurde, bevor sein Blick verschwamm. Letztendlich aber rettete sich der alte Korporal in einen traumlosen Schlaf…

  1. Cwenwesc sagt:

    Wie schön – auch wenn mir der part nicht gefällt das sie sich dann wieder sehen und er sich auch noch darauf gefällt – aber schön geschrieben.

  2. Giselher Aldorn sagt:

    Naja, ich dachte der freut sich darauf, irgendwann mal seine Freunde wiederzutreffen
    Wobei ich besagten Abend, als der Leutnant als Freizeitbeschäftigung ‚Briefe schreiben‘ angab, lebhaft vor Augen habe. ich darf zitieren: „Deine Mutter korrespondiert, Elteror!“ 😀

  3. Sybell sagt:

    Dies ist jetzt aber traurig….oO

  4. Giselher Aldorn sagt:

    Krass. Und ich habe das Ende nach dem Brief nicht mehr gelesen. Das ist ja bitter!

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