Warmes Bier und Zwiebelsud …

Cyrah
17. Dezember 2010 • Kommentare: 2

…tun am Ende doch nicht gut.

Fröstelnd schloss die junge Jägerin die Türe hinter sich. Sie sah sich in ihrem Zimmer um und zuerst fiel ihr Blick auf den Korb mit den darin schlafenden, sechs Fellknäueln. Lächlend betrachtete sie das friedliche Schlummern darin eine Weile, ehe sie daran dachte, ihre Sachen aus zu ziehen. Sorgsam legte sie alles zusammen und schickte sich dann an, einen Sud aus den Zutaten zusammen zu stellen, die Bryanne ihr mitgebeben hatte.

Dabei fiel ihr ein kleines, blaues Buch in die Finger, sie hielt es darin, drehte und wendete es ein wenig, ehe sie es auf das Fell vor dem Kamin legte. Es war noch zu früh, zuerst wollte sie den Sud fertig haben. Ein wenig schwummerig und angebrütet von dem warmen Bier noch, kicherte sie leise, als sie ihre Kleidung gegen das schlichte, helle Leinennachthemd tauschte. Dazu noch die warmen Stricksocken, die jetzt im Winter einfach unentbehrlich waren.

Erst als sie auch noch etwas Feuerholz in den Kamin gelegt hatte, machte sie es sich mit dem Becher dieses doch sehr innig „duftenden“ Suds auf dem Fell gemütlich. Die Kerzen in ihrem Halter spendeten ihr das nötige Licht um erneut das kleine Buch zu betrachten. Doch ehe sie es aufschlug, huschten Gedanken durch ihr angeschwippstes Hirn.

Wieder musste sie leise lachen, liess sich einfach zurück auf das Fell fallen und betrachtete die Holzdecke.

Die letzten Tage waren anstrengend und doch auch schön gewesen. Zum einen hatte sie in den Hunden der Meute eine wirkliche Aufgabe  gefunden, die sie durchweg erfüllte. Dann waren da noch die Raben, welche sie für Drakon ausbilden sollte, die täglichen Treffen mit diesem, der Tiere wegen und zuletzt auch noch Sera. Die Stute, welche der Fürst ihr einfach so geschenkt hatte. Etwas, was sie noch immer nicht ganz verstand.

Gedankenverloren strich ihre Hand über das weiche Lammfell und sie erwischte sich dabei, wie sie ein wenig träumerisch an ihre Tanzversuche dachte. Zuerst an die ersten Schritte bei Edisa, mit deren Leibwache. Es hatte sie einfach überrumpelt und sie wollte nicht unhöflich sein und ablehnen. Also hatte sie sich von dem älteren Mann einige Schritte zeigen lassen. Und wenn sie ehrlich zu sich selbst war, hatte es sogar Spass gemacht.

Das darauf folgende Gespräch mit Edisa hatte sie ein wenig beruhigen können, hier durfte zwar vom Fürsten her verheiratet werden, aber zum einen hatte sie nicht den passenden Stand um dafür interessant zu sein und zum anderen, kam das wohl allgemein gar nicht so oft vor. Eine Tatsache, die sie wieder ruhiger schlafen liess.

Und dann, war da gestern gewesen. Sie war einfach nur wieder zurück ins Wachhaus gegangen, wo sie niemanden erwartet hatte, bis sich dann doch erneut ergeben hatte, dass sie einige Tanzschritte hatte lernen können. Sicher, es hatte abruppt geendet, aber dennoch erwischte sie sich erneut dabei, wie sie der Gedanke daran lächeln liess. Die Röte auf ihren Wangen, nun die mochte von dem warmen Bier und auch ein wenig von den Anspielungen kommen, welche Bryanne ihr gegenüber geäusser hatte.

Bryanne… heute wollte sie mit ihr Kekse backen. Wenn sie ehrlich zu sich war, hatte sie noch nie Kekse gebacken und freute sich dennoch fast schon diebisch wie ein kleines Kind darauf, auch wenn sie hoffte, nichts falsch zu machen. Sich nicht ganz zu blamieren. Aber das hoffte sie in sovielem.

Bryanne!

Mit dem Namen, fiel ihr auch das Buch wieder ein und sie rollte sich auf den Bauch, einen Schluck von dem doch wieder widerlichen Gebräu herunter würgend, dann noch einen und dabei zog sie das kleine Buch näher zu sich. Sie winkelte die Unterschenkel an und schlugt sie gegeneinander, während sie einen weiteren Schluck nahm Betrachtete den schon etwas abgegriffenen Einband und trank erneut, es schmeckte scheusslich, aber es sollte helfen und um nichts in der Welt, wollte sie zum Julfest …. ihrem ersten, wirklichen Julfest… krank sein.

Die legte die Finger an den Einband und schlug das Büchlein auf … die erste Seite war leer, genauer standen dort einige Worte, doch so sehr sie sich auch bemühte, sie verstand keines davon. Dennoch lag ihr Blick eine ganze Weile darauf, bald … bald würde sie verstehen, was diese Zeichen ihre sagen wollten. Und auch darauf freute sie sich schon sehr.

Ein weiterer Schluck, der Becher war leer und sie verzog leicht das Gesicht, ein wenig mulmig war ich schon von diesem Zeugs und das Fell hatte auch ganz leichten Seegang, jedenfalls kam es ihr so vor. Aber jetzt hielt sie es doch nicht mehr aus und blätterte um …

….

….

…und dann schien für den Moment die Zeit fast still zu stehen, oben in dem kleinen Turmzimmer des Wachhauses. Der Blick der Jägerin lag schier fassungslos auf dem, was sie dort sah. Aber da lag er schon seid einer halben Stunde. Sie starrt auf das Bild, als würde es sich vielleicht doch noch verändern. Als würde es von seinem Schrecken verlieren können. Alles schien nur mehr wie ein Zeitlupe um sie herum zu geschehen, bis dann alles mit einem Schlag ganz schnell ging.

Ihr war schlecht, mit einem Mal drehte sich alle, so dass sie nur mehr aufspringen und fast schon polternd aus dem Zimmer stürmen konnte. Dabei war ihr sogar gleich, ob jetzt unten gerade jemand wach war oder nicht, ob sie nur ein Nachthemd trug oder nicht. So schnell sie nur konnte, rannte sie die Treppen herunter und durch den Schlafraum, einfach nur noch raus und zu dem nächsten Busch, den sie neben dem Haus finden konnte. Das warme Bier und der Zwiebelsud hatten sich eindeutig nicht vertragen, oder aber dieses Bild.

Dazu noch Bryannes Worte, sie hatte es sicher gut gemeint, aber alles in allem, war es einfach etwas zuviel gewesen.

Etwas später und auch um ein wenig Mageninhalt leichter, schlich sie dann doch wieder ins Wachhaus zurück, leise wie immer durch den Schlafraum und dann hoch in ihr Zimmer. Sie verschloss die Türe hinter sich und starrte auf das noch immer daliegende Buch. Sie straffte sich ein wenig, grifft das Schriftstück und stopfte es erstmal ganz tief in ihre Truhe. Dort würde es kein Unheil mehr anrichten können. Zu ihrem Glück sah gerade niemand, dass ihre Wangen schon seit sie das Buch aufgeschlagen hatte, mit der Glut im Kamin um die Wette glühen wollten. Sie schluckte … morgen früh, sie würde wieder … die Raben.

Schnell nahm sie zitternd einen  Zettel und einen Stift, sie zeichnete eine Anleitung, wie sie es schon einmal getan hatte und schlicht noch einmal hinunter und hinaus, legte den Zettel gut sichtbar für Drakon hin und huschte wieder zurück in die Sicherheit ihres Zimmers. Eine Sicherheit, die sie nicht wie sonst, am frühen Morgen wieder verlassen würde. Wenn sie es überhaupt jemals wieder tun würde, denn für den Moment konnte sie sich nicht vorstellen, wie sie Bryanne, jedem anderen hier oder eben Drakon jetzt noch gegenüber treten sollte. Nicht, nachdem sie DAS gesehen hatte.

Sie kroch in ihr Bett und versteckte sich fast schon unter den zwei Decken, vergrub den Kopf im Kissen und dann kamen ihr Tränen, sie hatte Bauchweh, durch die ganze Aufregung, sie schämte sich über die Maßen und ganz sicher würde sie jetzt auch das Julfest verpassen und das Keksebacken, weil sie niemals wieder hier heraus kommen konnte.

Niemals…

und über dieses Niemals… schlief sie ein.

  1. Sybell sagt:

    Ich hab’s kaputt gemacht. Menno 🙁

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