In the heat of the night

Tola
7. April 2011 • Kommentare: 3

Das Dunkel der Nacht … Feuerschein und das Zirpen der Grillen um sie herum. Seine Lippen auf ihren, suchend, fordernd. Lippen, die mehr verheißen, benetzt vom süßlichen Rum, so wie die ihren.

„Du weißt doch, was du bei einem Mann zu tun hast?“
„Weißt du es?“
„Du weißt es doch, oder?“

Trauer.

Angst.

Scham. Scham. Scham.

„Ja, ich weiß es.“
„Natürlich.
„Ja.“

Sie begehrt ihn, streckt ihre Hände nach ihm aus. Sie fallen. Sie fallen tief, weiter und weiter. Sein Körper auf ihrem, im Geiste schon eins.

Rausch.

Freude.

Glück. Glück. Glück.

„Siehst Du, ich hatte Recht. Du hast gelogen.“

Gelächter. Er lacht. Er lacht sie aus. Er geht, entfernt sich von ihr.

Verlassen.

Allein.

Scham. Scham. SCHAM.

 
Die Leere in ihr ist vollkommen. Es schmerzt, wie nur die Leere schmerzen kann …

 

Tola wachte stöhnend auf und wagte es nicht, die Augen zu öffnen. Die Lichtstrahlen, die bereits durch das Fenster des Wachhauses drangen, sorgten schon für ausreichend Schmerz in ihrem gepeinigten Schädel. Sie hatte eindeutig den letzten Abend hindurch mit Alkohol verbracht, obschon sie sich gerade nicht daran erinnern konnte und wollte.

Ich bleibe einfach liegen und versuche diesen schrecklichen Traum zu verdrängen, dachte sie sich. Sollten ihre Kameraden bereits aufgebrochen sein, hätte sie eine gute Chance, für ein paar weitere Stunden ihren Rausch ausschlafen zu können. Also riskierte sie einen Blick und öffnete vorsichtig ein Auge.

Die Erkenntnis traf sie wie ein Vorschlaghammer. Sie war  nicht im Wachhaus und schon gar nicht in ihrem Bett, was das niedrige Zeltdach über ihr und die verschlissenen Decken um sie herum bewiesen. Akirah hatte sie letzte Nacht in ein Waldläuferlager geschleppt und sie war noch immer dort. Sie hatten getrunken – Rum. Die Hitze, welche das Bewusstwerden einer Peinlichkeit gerne begleitet, überkam sie wie eine meterhohe Welle – sie hatte nicht geträumt. Es war tatsächlich passiert.

Tola setzte sich ruckartig in dem kleinen Zelt auf und es fröstelte sie trotz der Hitze, die noch immer in ihrem Gesicht brannte. Mit zitternden Händen zog sie die Decke um ihre Schultern zusammen und stolperte durch den offenen Zelteingang ins Freie. Dort saß Akirah regungslos am fast erloschenen Lagerfeuer, mit dem Rücken zu ihr. Sie sah ihn einen langen Moment an und während die Sekunden verstrichen, vervollständigten sich auch Sekunde um Sekunde ihrer letzten Nacht und brannten sich in ihr Gedächtnis ein:

Wie er sie gefragt hatte, ob sie bereits einen Mann in ihren Armen gehalten hätte.
Wie sie mit einer Lüge geantwortet und seine Frage bejaht hatte.
Wie er sie in seinen Armen hielt, als beide dem Rausch des Rums verfallen waren.
Wie er sie geküsst und sie seinen Kuss auf ihre unvollkommene und ungeübte Weise erwiderte.
Wie sich sein Körper auf ihrem anfühlte und sie versuchte, ihr kindliches Unwissen zu verbergen.
Und … wie er aufstand und sie sich selbst überließ mit Worten, die sie nie vergessen würde: „Siehst du, ich hatte Recht. Du hast gelogen.“

Tolas Eingeweide krampften sich zusammen und sie drehte sich weg von dem Mann, dem sie gestern fast verfallen wäre, um dann mit leisen Schritten im Unterholz zu verschwinden. Das würde er ihr büßen. Er würde bereuen, was er ihr angetan hatte. Aber als erstes musste sie etwas gegen ihr Unwissen tun – und sie wusste auch schon, wie.


  1. Cyrah sagt:

    *breit schmunzelnd rüber guck* na das kann ja heiter werden.

  2. Drakon sagt:

    Bei den Ahnen…bei den Ahnen…bei den Ahnen…*langsam die Hand vor´s Gesicht stülp*

    Und ich habe noch ihre Worte im Kopf „Soviel wars garnich“

    Ugh.

  3. Giselher sagt:

    Ich habe die Blogs in der falschen Reihenfolge gelesen 😀

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