Verdammt …

Akirah Taramer
8. April 2011 • Kommentare: 1

Eine deutlich männliche Schrift zeichnet das Bild, zwar lesbar aber in keiner weise so geschwungen und gewunden, wie es die Schrift einer Frau sein kann. Das Buch ist schon älter, der lederne Einband fleckig und die dunkleren Flecken lassen auf anderes als Wasser schließen. Aufgeschlagen liegt es da und die Feder bringt nach und nach Worte auf die gelblichen Seiten.

Viel ist passiert, ehe ich dir wieder schreiben konnte, ehe ich den Mut dazu gefunden habe, wieder etwas an dich zu richten und ich weiß du bist geduldig, du warst es immer, bis zuletzt.

Schon einige Wochen bin ich nicht mehr in Gondor, ich wage mich es bereits Monate zu nennen rechne ich den Tag meiner Abreise als jenen Tag der zählt. Was mich hierher getrieben hat, in die Breelande? Mein Eid.

Nichts anderes wirst du von mir erwarten, denn nichts anderes habe ich befolgt, seid ich ihn vor sechs Jahren, sieben Monaten und dreizehn Tagen ablegte. Ich erinnere mich noch an deine Worte, du hast immer gesagt mein Stursinn und mein Temperament würde mir im Weg stehen, würden mich niemals zu mehr als „nur“ einem Soldaten werden lassen.
Du hast Recht behalten.
Aber vielleicht ist es genau das, was ich sein will, das was ich kann.
Und einen Eid legt man nicht ab, wie ein altes Paar Stiefel die einem zu klein geworden sind oder nicht mehr gefallen. Etwas, was ich seit jenem Tag weiß, als ich den Brief des Heilers in Händen hielt.

Verdammtes Weib!

Verdammte Sturheit, warum hast du gewartet, du wusstest doch, dass ich nicht kommen würde. Auch wenn ich dir anderes schrieb um dich zu beruhigen, hättest du es wissen müssen. Aber du hast gewartet, ausgeharrt und wolltest nicht das Haus verlassen, in der Hoffnung die Türe würde aufgehen und ich würde eintreten. Was hast du dadurch erhalten? Nichts, du hast alles verloren. Du hast versprochen auf dich und das Leben in dir zu achten. Du hast versprochen da zu sein, wenn ich zurückkehre, egal wann dieser Tag sein würde. Gleich was ich dir auch gesagt habe.

Verdammtes Weib!
Verdammte Sturheit!
Du hast gelogen!

Ich höre noch ihre Worte, was sie alles sprach, was sie versprach, was sie wahr machen wollte und auch, dass keine Nachricht aus der Heimat eingetroffen sei, dass ich mich nicht sorgen müsste. Das es keinen Grund gäbe, heim zu reisen. Nicht an diesem Abend, dass ich bleiben sollte.

Ich blieb!
Verdammtes Weib!
Eine Lüge!

Der Brief den ich fand, in dem alles stand, aber zu spät. Kein Pferd hätte mich mehr so schnell tragen können, nicht einmal die alte Dame.

Verdammtes Weib!
Verdammte Lüge!

Doch was habe ich erwartet, es war wie damals, ganz genauso.

Wird er mir zuhören?
Wird er aufhören?
Wird er es einsehen?

Verdammtes Weib!
Verdammte
Verdammte Sturheit!

 

Hast du geübt?
Hast du deine Waffe geölt?
Hast du ihre Schärfe geprüft?
Hast du deine Rüstung gepflegt?
Hast du verinnerlicht, was ich dir sagte?

Ja das habe ich!
Ich habe alles getan, was nötig war, ich bin bereit!

Der Kampf, die Aufstellung, Glaube.
Doch die Einheit ist immer nur so stark wie ihr schwächstes Glied,  … verloren.
Worte vor dem Fürsten, man schwärzt Kameraden nicht an, ich hätte es überprüfen müssen, meine Schuld, meine Strafe. Aber jede Einheit hat ihr schwarzes Schaf und dieses lachte, ich habe mich vergessen, verzeih … nein verzeih mir nicht, es gibt nichts zu verzeihen, es war nicht unrecht, dass ich ihn traf.  Es war nur dumm es vor den Augen anderer zu tun. Er hatte es verdient.

Worte, Folgen … ich habe es verdient … Strafe.

Du hast es immer gesagt, meine Sturheit steht mir im Weg, ich hätte mehr sein sollen, aber damit habe ich verspielt. Du hast immer gesagt, mein Weg hätte ein anderer sein sollen, aber das ist er nicht, er ist genau dieser.

Ich habe dir nie von jenem Vorfall danach erzählt, als ich mit vergessen habe, gänzlich und die Worte des Fürsten ebenso hart trafen, wie die Hiebe der Strafe danach, denn diesmal sollten es nicht nur Worte sein.

Eine Einheit!
Er hat Recht, eine Einheit!
Verdammtes Weib, du hast gelogen!

Jetzt bin ich hierher versetzt, mein Dienst als Wache ist ruhig. Meine Herausforderung habe ich gefunden, ich denke sie wird friedlich verlaufen, auch wenn es nach außen nicht so aussieht, nicht so aussehen darf! Nicht kann, weil ich es nicht kann!

Kameraden!
Eine Einheit!

Ich weiß es doch, ich lebe es sogar, auch wenn man es nicht immer merkt. Aber eine Einheit nur im Dienst, nicht sonst. Ich will nicht vertrauen, nicht wieder. Nirgends sonst als auf dem Schlachtfeld, als auf dem Platz den mein Dienst mir weist.

Dieses Weib, auch wenn ich ihr offen ins Gesicht sagte, sie sei kein solches, so ist sie es doch! Ihre Neugier treibt mich in den Wahnsinn, warum antworte ich überhaupt, vielleicht sollte ich wieder schweigen, vielleicht ist es das, was richtig wäre.

Ob ich sie fürchte?
Nein, meine Seele, ich fürchte sie nicht. Ich fürchte ihre Fragen und das, was sie zurückholen könnten. Sie will wissen, warum ich zu den Huren in Bree und auch vorher in Gondor ging. Ist das nicht offensichtlich?
Sie stellen keine Fragen, sie sind da für das was ich will, nicht mehr … nicht weniger.
Es ist gut so, es ist einfach und gut. Ich bin zufrieden.

Und dennoch habe ich auch hier schon den Fürsten Zorn auf mich gezogen, hier stehen die Dinge anders als an der Front. Er sah mein handeln als eigenmächtige Strafe an, dies hatte Folgen. Sein gutes Recht!

Ihre Worte, unbedacht wie damals …
Verdammtes Weib!

… wusste sie nicht, dass sie das den Kopf kosten kann? Und dennoch kam nach langen Sätzen des Prinzen die rechte Frage, die Frage auf die ich keine andere Antwort mehr geben konnte.

Der Eid!
Was dann kam, traf!

Wie du mich kennst, nahm ich es hin, ich würde es immer wieder, sie ist ein Kamerad!

Dieser dreckige kleine Kammerdiener, ich kann seine Worte noch hören. Voller Hohn. Was denkt er, wer er ist? Was denkt er, wer den Arsch seines Herrn in Sicherheit bringt, wenn es ernst wird? Seine Nadeln? Sein feiner Zwirn? Sicherlich nicht!
Aber auch dafür werde ich noch einstehen, wenn es dazu kommt. Ich bereue das Gefühl des Hiebes nicht, auch nicht den Anblick, als er auf die Knie ging. Ihr Lachen für einen kleinen Moment verstummte.
Eitelkeit, Hochmut, Stolz … worauf? Ihr gutes Recht und dennoch steht sie sich selbst damit im Weg, das wird sie lernen müssen! Ob sie meine Worte verstanden hat, ich weiß es nicht, es ist mir gleich. Was auch immer mich dazu bewogen hat, mit ihr zu sprechen, es wird dabei bleiben.

Dann wieder sie, ihr Bruder … ich muss ihm lassen, seine Hiebe waren gezielt, schnell und auch wenn ich es nicht gezeigt habe, sie haben geschmerzt, mein Schädel fühlte sich an diesem und am nächsten Tag noch an, als würde eine Horde Orks darauf herum trampeln.

Aber … es war sein gutes Recht, was auch immer sie ihm gesagt hat, wusste sie doch, dass nichts passiert ist! Auch wenn ich mich frage, warum ich es ihr gesagt habe.

Ihre Worte willst du wissen?

„Um nichts in der Welt, mit euch!“

Und was kann ich dir heute schreiben? Weitere Worte.

„Hast du?“
„Du weißt es doch, nicht wahr?“
„Du hast es vorhin selbst gesagt.“

Ich habe gehandelt, ich habe gespürt, ich habe gefühlt und …

Verdammtes Weib!
Verdammte Lüge!

Nur glaube ich, meine Seele, dass sie die falsche Lüge erkannt hat. Vielleicht ist es besser so, wenn sie die andere nicht erkennt, nicht erkennen kann.

Doch nun verzeih mir, mein Dienst ruft mich.
Nichts anderes hast du erwartet, ich weiß.
Es ist wie immer, seid dem Tag vor sechs Jahren, sieben Monaten und dreizehn Tagen.

Der Eid!
Mein Eid!

In Liebe und Gedanken an dich dein

Blut für Blut
Gardist Akirah Taramer

  1. Giselher sagt:

    Einfach hat es der Gute aber nun wirklich auch nicht.

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