The Winthallans 4.8 – Kingslayer

Sethur
7. Juli 2011 • Kommentare: 9

Es war vollbracht – und erstaunlich leicht gewesen. Leicht, wie die Klinge sich in Cinlirs Rücken grub, leicht das Zustechen, wie er das Metall in das Fleisch seines Herren trieb. Weit einfacher, als die Tage, die Monate vor der Tat. Mit Sybell Winthallan, oder zumindest in gleicher Eile, war das, was von der großen, machtvollen Verbindung aus Minas Faer, Ost Agar und dem Herzogtum von Albennin übrig war, siech zu Boden gesunken. Die Atemzüge der leeren Stadt waren schwacher, mühevoller geworden.

Als nicht nur das Bild eines Lächelns in den Mauern knapp wurde, sondern ebenso Brot, Wein und Gold, hatte Winthallan ihm die, wenn auch nur teils vom Kämmerer des Fürsten in Händen gehaltene, Führung der finanziellen Geschäfte des Hauses entzogen. Zwar war die Misswirtschaft nicht zu vermeiden gewesen, doch ebenso herbeigeführt. Das war eine der Bitten Salas‘ gewesen. Eine der schwersten, denn was er heute getan hatte, darum hätte der wahre Fürst von Minas Faer nicht gebeten. Diesem zu Folgen hatte er besiegelt, als er Rogonn überredete, sich auf die richtige Seite zu stellen. Nicht als goldener Plan, wie früher, sondern als Ausweg, dem Ruin zu entgehen.

Sethur, die blutige Klinge in der Hand und mit viel zu sanfter Wehmut, vermutete, dass andere Männer stolz auf die Tat gewesen oder sich zu Boden geworfen und die Valar um Vergebung oder ein schnelles Ende gebeten hätten. Manche hätten sie genossen. Der fast spöttische Klang seiner Stimme war keine Absicht, eher war er über die Wehrlosigkeit des fast in die Knie gezwungenen Bullen Winthallan erstaunt, verwirrt und so in Muster zurückgefallen, die er lange abgelegt hatte. Das bedauerte er, es brachte fast ein Gefühl der Schuld.

Es war nicht lange her, dass er entschieden hatte, wie und dass er handeln würde, wie er es hier tat – und er hatte Pläne gemacht. Pläne gemacht, wie er es immer tat, wie es weitergehen sollte. Doch nun waren all die Gedanken und Entscheidungen fort. Er wusste nicht mehr, was sein nächster Schritt sein sollte. Präsenter war Ekel vor Blut an seinen Händen, Blut am Siegelring von Minas Faer, den er vom Finger des Toten gezogen hatte. Er hatte die Klinge zu spät herausgezogen. All die Übungen hatten ihn nie zu einem geschickten Mörder gemacht. Die Klinge seines Vaters, wie er mit verwirrter Belustigung feststellte.

Es tat ihm nicht leid. Auch nicht, als Sybell die Augen öffnete und ihn mehr fragend denn verstehend, matt vom hohen Fieber, betrachtete. Auch sie hatte das Blut des Toten an sich, warm auf ihrer heißen Stirn, doch schien sie es nicht zu fühlen. Das Bett war zu hoch, als dass sie den Vater ihrer Kinder erblicken konnte, er war nach hinten gefallen, als Sethur die Klinge aus dem schwacher werdenden Körper zog. So sah die sterbende Frau nur den Kämmerer, eine blutige Klinge in der Hand, bedeckt von Blut, das im herbstlichen Licht der milchigen Fenster dunkel, mehr braun denn rot, anmuten musste. Ihn in einem kahlen Raum, blass und grau und kahl wie die steinernen Wände.

Er sah das Feuer eines erneuten Fieberschubes in ihren Augen, sah, dass sie trotz des vielen Blutes nicht verstanden hatte.

„Werden wir angegriffen? Wo ist mein Mann? Wo sind meine Kinder?“
„Die Kinder sind in Sicherheit. Euer Mann, meine Herrin, ist mit den Getreuen dem Feind entgegengeritten.
Beten wir für seine sichere Heimkehr.“

Er kniete neben ihrem Bett nieder, nachdem er glaubte, ein schwaches Nicken erkannt zu haben. Die Klinge legte er neben sich ab, betrachtete die Lippen der Kranken, die Bitten an die Valar formten. Man könnte nur den Weg erleichtern, hatte Heridan gesagt. Sethur erhob sich und zog, sanft und langsam, ihren Kopf mit einer Hand stützend, das Daunenkissen unter ihren vom Fieber feuchten Haaren hervor.

  1. Sethur sagt:

    Ich hoffe, es ist ok, dass ich diese Kleinigkeit verfasst habe, Solan. 😉 Das war einfach zu verlockend.

  2. Gwaethil Eglainion sagt:

    Traumhaft geschrieben, mein Bester! Da hat man doch glatt Lust, weiter zu schreiben.

  3. Fianah sagt:

    Ihr seid alle so böse *schnief*

  4. Rogonn Kupferberg sagt:

    Ja, sehr packend geschrieben! Und bitterböse! Tiefschwarz!
    Da läuft es einem kalt über den Rücken!
    Mehr davon! 😉

  5. Sethur sagt:

    Danke danke! *verneig*

  6. Sethur sagt:

    Zumindest auf den Teil mit Sybell bin ich ziemlich stolz. *fg*

  7. Fianah sagt:

    Das ist auch der Schlimmste! Du Mörder! :p

  8. Sethur sagt:

    „Wenn man einmal damit angefangen hat, ist töten leichter als Atmen“

    – John Rambo

    …unendlich bescheuertes Zitat/Film/Typ/Schauspieler. 😀

  9. Rogonn Kupferberg sagt:

    Finster-Sethur!

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