Erinnerungen.

Kashin Daedeloth
26. März 2008 • Kommentare: 4

Kashin sah in den Himmel. Es regnete. Im ersten Moment sah es aus als wäre es Blut, das da vom Himmel heruntergeprasselt kommt, doch eigentlich war es nur das tiefe Rot der Abendsonne, das sich in den kleinen Wassertropfen widerspiegelte. Dennoch… es passte. Blut war dieser Tage reichlich geflossen… Blut, das niemals hätte fließen dürfen. Er konnte es nicht verhindern… und er hasste sich dafür. Es war stets sein oberstes Ziel gewesen, diejenigen, die er liebt mit seinem Leben zu verteidigen, wenn es die Situation erforderte. Und genau bei dieser einen Person, die er mehr liebte als alles andere gelang es ihm nicht. Während sie starb war er damit beschäftigt in seinem Bett zu liegen und die Zeit totzuschlagen, bis die Müdigkeit einsetzte. Er hatte es nichteinmal gespürt…
Es ist schwer genug eine so geliebte Person zu verlieren… eine andere Sache ist es, wenn dies schon das zweite mal passiert. Er weiß noch wie es damals war… Eine Elbe namens Andarial zog ihn aus dem brennenden Haus. Nun ja… sie versuchte es zumindest. Kashin klammerte sich verzweifelt an den leblosen Körper seiner damaligen Liebe. Sein Umhang hatte bereits Feuer gefangen, doch er bemerkte es nichtmal. Andarial gelang es nur mit Mühe ihn aus dem Haus zu zerren… Ein halbes Jahr hatte es gedauert, bis er zum ersten mal sprach… ein halbes Jahr, in dem er kein Wort sagte, in dem er in seiner eigenen kleinen Traumwelt gelebt zu haben scheint, in der noch alles in Ordnung war… Als er daraus erwachte war er tot. Nicht körperlich, nein… eher gefühlstot. In seiner Stimme lag eine Gleichgültigkeit, die ihn wohl selbst erschreckt hätte… Dieser Zustand hielt viele Jahre lang…

Ihr erstes Aufeinandertreffen verlief nicht gerade günstig. Er war damals den Schwarzen Falken beigetreten, einer Gruppe aus Raufbolden und Taugenichtsen wie sich hinterher rausgestellt hatte. Liniath war eingekerkert worden… Sie hatte scheinbar ein Attentat auf einen gewissen Bregon Strago verübt. Attentat… etwas unehrenhafteres gibt es in Kashins Augen nicht. Wenn, dann schon wenigstens in einem fairen Kampf, und nicht hinterrücks mit einem Messer oder dergleichen… Sie lag also da, in ihrem Kerker… Wyald, dem damaligen Anführer der Falken lag scheinbar etwas an ihr, also befreiten sie sie. Gott, war das ein Aufwand…

Sie brachten sie nach Archet… und sie führte sich auf, wie ein kleines Kind. Kashin konnte sich nur an den Kopf fassen. Diese Elbe war weiß Gott wie alt und unreifer als er mit seinen damals knapp 24 Jahren. Sie streikte, wollte weder essen noch trinken. Man hätte es ihr quasi hineinprügeln müssen. Soweit kommts noch… sollte sie doch verrecken, wenn sie keinen Bock auf ihr beschissenes Leben hatte. Es gab wichtigeres als sich mit einer störrischen Elbe herumzuschlagen, also ging er von dannen… Die beiden sahen sich aber, zwangsweise, öfter, da sie Wyald scheinbar geschworen hat ihn mit ihrem Leben zu verteidigen oder sowas in der Art. Dumme Elbe… aber irgendwas war da an ihr… Kashin kann bis heute nicht sagen was es ist… oder eher was es war… Sie zog ihn in einen abgelegenen Teil des Ponys und küsste ihn. Es bedeutete wohl keinem von beiden etwas, also warum taten sie es?

Mit der Zeit lernten sich die beiden besser kennen und irgendwann kam ein altes, beinahe vergessenes Gefühl in Kashin hoch. Zuerst gestand er es sich nicht ein… wieso? Wieso gerade bei dieser blöden Elbe? Sie war kindisch, agressiv und überaus zickig, und dennoch… Sie half ihm aus der inneren Leere heraus. Irgendwie…

Eines Tages schwor er ihr, aus einem unbekannten Impuls heraus sie mit seinem Leben zu verteidigen. Es waren Worte die er garnicht bewusst ausgesprochen hatte, ein Eid, den er zwar mit seinem Blut besiegelt hatte aber eigentlich nie eingehen wollte. Zumindest nicht so früh, und vor allem nicht so unüberlegt. Er tat es dennoch und es wäre falsch zu behaupten es hätte ihm jemals Leid getan. Den Eid hatte er erfüllt so gut es ging… Vor einigen Tagen wäre er deswegen sogar fast drauf gegangen, obgleich es damals schon längst nichtmehr der Eid war, der ihn antrieb. Am selben Abend erneuerte er ihn allerdings… erweiterte ihn sogar. Er war nicht länger nur ihr Schild. Er war ihr Schatten… Er würde nicht zulassen wollen, dass ihr das selbe geschieht, wie dem Mädchen damals… er wollte nicht wieder in dieses tiefe Loch fallen, aus dem er gerade erst herausgekrochen kam….

Kashin erwachte aus seinen Gedanken. Der Regen war zwischenzeitlich schlimmer geworden. Aus dem leichten Guss wurde eine kleine Sintflut. Er schmunzelte. „Jap…weint nur, Götter….weint…“, murmelte er und ließ sich an der Wand hinter ihm herunterrutschen. Kashin zog die Kapuze tiefer ins Gesicht und die Beine an seinen Körper. Er schlang die Arme darum und bettete den Kopf auf seine Knie. Weiß der Geier ob es der Regen oder die Tränen waren, die sein Gesicht herunterliefen. Es war unwichtig geworden…

Was bleibt sind Erinnerungen. Genau wie damals. Er hatte versagt…versagt…

  1. Liniath sagt:

    *schnieft und klatscht* auch wenn du meine lini böse beleidigst . .hassu fein geschrieben .. sehr fein.

  2. Lynne sagt:

    ooc: Wirklich sehr, sehr schön geschrieben, Kashin. Was gibt es hier nur für enorme „Schöngeister“…? Ich bin jedes Mal verblüfft und aufgewühlt (aber auf die gute Art, denke ich), wenn ich die Blogs lese, und will jede Charaktergeschichte gespannt weiter verfolgen. *nickt bekräftigend und lächelt dann*

  3. Lysawyn sagt:

    ooc: *mit wein* :(( Das ist soo traurig 🙁

  4. Kashin Daedeloth sagt:

    *verneigt* Danké Danké 😀

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