Etikette

Diese Seite soll Hausmitgliedern und Interessierten, sowie auch einfach nur Gästen erklären und näher bringen, wie man (unserer Vorstellung nach, welche keinen Anspruch auf literarische oder historische Korrektheit erhebt) die jeweiligen Amtsträger anzusprechen und zu behandeln hat. In der Theorie. Ob es die Charaktere letztendlich tun, liegt natürlich beim jeweiligen Spieler. Die Titel werden, sollte es mehrere Charaktere in der Sippe mit diesem Titel geben, exemplarisch an einem dargestellt. Viel Spaß beim Lesen.

Respekt. Am Ende geht alles genau darum: Respekt. Aus Sicht der Etikette ist ein Höhergestellter jemand Erhabenes. Zu sprechen, ohne aufgefordert zu sein, ist äußerst unhöflich. Gar zu berühren – undenkbar. Natürlich ist allen Beteiligten klar, dass dieser Respekt nicht immer echt ist. Egal wie hoch oder nieder jemand ist, letztendlich machen sie alle Fehler. Letztendlich können diese alle gefunden werden. Und letztendlich gibt es immer jemanden, der einem diese Fehler zeitlebens vorzuwerfen weiß. Dennoch, die Etikette bindet uns alle, gibt uns Bahnen und Wege, die unser Leben ordnen. Verhindert das Chaos. Bewahrt unsere Kultur. Ist Zeichen von Anstand und Tugend, egal ob aufgesetzt oder nicht.

Man spricht nicht ohne Erlaubnis. Wer es dennoch tut, sollte auf einen milden Herrn hoffen, denn nicht immer bleibt die Rüge dafür nur ein scharfer Blick. Die Frage, ob angesprochen oder nicht, hat schon Königshöfe beschäftigt. Und sie wird es auch weiter tun. Das Wort zu erteilen, klein wie die Geste scheinen mag, kann höfischer Sitte nach bereits als eine Art gesellschaftliche Waffe genutzt werden. Sich nicht daran zu halten bedeutet über kurz oder lang den freien Fall. Sollte man auf gleicher Höhe sein muss man diese Erlaubnis zwar nicht abwarten, jedoch empfiehlt sich dennoch dringend ein freundlicher, ebenfalls von Respekt durchzogener Umgang. Ansonsten verschieben sich die Verhältnisse von Freunden und Feinden all zu schnell.

Warum Berührungen verboten sind? Zwei Gründe: Einerseits sieht man vielerorts die Dienerschaft als jene, die Arbeiten zu erledigen haben, die – simpel gesprochen – schmutzig sind. Die edlen Stoffe verdienen es wohl kaum malträtiert und verdreckt zu werden. So auch nicht die Haut der feinen Damen. Das ist der geringere Grund, welcher auch von vielen gar nicht mehr als solcher anerkannt wird. Der andere ist die Unantastbarkeit des Anderen insofern, als dass man nicht berührt, was einem nicht gehört. Damit einhergehen bestimmte Implikationen, die ich an dieser Stelle nicht näher auszuführen gedenke.

Es wird dem Adel oft nachgesagt, dass vieles in dieser Welt mehr Schein als Sein ist. In manchen Belangen gebe ich dieser Ansicht uneingeschränkt Recht. Zum Beispiel was Handküsse angeht. Wenn eine Dame die Hand offeriert, ist das längst keine Einladung, mehr oder minder begehrenswerte Lippen auf zarte Haut zu pressen oder schlicht den Stoff zu tränken. Vielmehr geht man mit entsprechender Dame eher um wie mit einem Heiligenbild, ob man sie nun mag oder nicht. Die Lippen berühren weder Handschuh noch Hand. Der Blick ist gesenkt – außer natürlich man verspürt das dringende Bedürfnis die Frau entweder tödlich zu beleidigen oder sie zum sofortigen Beischlaf aufzufordern. Beides nur selten ratsam, sogar bei Ehefrauen.

Ansonsten gilt: Je höher der Andere, desto tiefer die Verbeugung ihm gegenüber. Manchmal eben dann so tief, dass man keine Wahl hat als niederzuknien. Nur Narren sehen diese Geste als Zeichen der Schwäche. Ja, es bedeutet Unterwerfung, das ist korrekt. Es bedeutet aber auch, dass jener, dem man sich unterworfen hat, sich an seine Position zu halten hat und nach Kräften für das Wohlergehen seiner selbst, aber auch des Kniefallenden zu sorgen hat. Ähnliches gilt übrigens bei der Geste des Anbietens von Brot und Wein im Haus eines Anderen. Nimmt man an, so ist die gesellschaftliche Konvention, dass der Gastgeber ab diesem Moment für Schutz und Wohlergehen zu sorgen hat. Stößt einem nun etwas zu ist klar, wessen Fehl es ist.

Tradition. Tradition ist wichtig. Sie lässt uns die Namen jener, die vor uns kamen ehren, nicht nur in Wort, sondern auch in Tat. Kniet man vor einem König, kniet man nie einfach nur vor diesem Monarchen. Man kniet vor ihm und all jenen, die ihm den Weg dorthin bereitet haben mögen. Hat sich das jeder verdient? Vielleicht nicht. Aber jeder von Stand wurde normalerweise sein ganzes Leben lang darauf erzogen das zu tun, was er nun tut. Wir werden geboren, um zu führen. Wir werden geboren, um zu bewahren. Wir wachsen heran, um zu den Männern zu werden, die nötig sind, um ein Land bestehen zu lassen. Nicht einfach nur eine zweiköpfige Familie. Ein Dorf. Eine Stadt. Eine Region. Ein Land. Und so wie ein Bauer allen Respekt für seine Feldarbeit verdient hat, so wie er verdient hat, dass sich die Soldaten seines Herrn schützend zwischen ihn und seinen Feind stellen, so hat es der Landesherr verdient, dass man ihm den nötigen Respekt zollt und ihn in höchsten Würden hält. Geringeres zu tun hieße Verrat an ihm. Es hieße aber auch – und ich weiß, dass das den Meisten nicht bewusst ist – Verrat an sich selbst. Denn wer verlässt schon freiwillig im Gewittersturm den Schutz des eigenen Hauses, nur um zu zeigen, dass er es eben kann, ohne vom Blitz erschlagen zu werden. Manchmal gibt es für diese letzte Aufgabe übrigens auch gnädige Bäume.

Eines muss sofort klargestellt werden: Egal welchen Stand genau der Lehnsherr hat, es ist in keinem Fall akzeptabel einen Bediensteten mit etwas wie… „Elender Irgendwer“ anzusprechen. Wie bereits vorher erwähnt, hat jeder seine Aufgabe. Und jeder verdient daher etwas Anerkennung dafür. Vom niedrigsten Stallburschen oder Koch bis ganz hoch. Da die genaue Zahl der Bediensteten meist aber äußerst unüberschaubar ist, kann es durchaus sinnvoll sein, nicht immer den Namen mit zu nennen. Oft beschränkt man sich bei der Anrede schlicht auf die Tätigkeit. Wenn man einen Namen benutzt, dann eher den Nach- als den Vornamen. Von einem „ihr“ wird normalerweise nicht abgewichen. In jedem Fall sollte man vorsichtig sein. Sich jemanden in einer niederen Position zum Feind zu machen… So etwas kann leicht zu Unannehmlichkeiten führen. Und manchmal zu mehr als das. Bleibt nochmals zu versichern, dass Untergebene sich nicht beleidigt fühlen sollten, weil man sie nicht stet beim Vornamen anspricht. Das ist und bleibt äußerst selten. In Gondor würde das kein Mann bei Sinn und Verstand tun oder erwarten. Leider sind wir hier nicht in Gondor.

Ser Giselher… Einem Herold müsste ich nicht erklären, wie man einen Ritter anzukündigen hat. Oder einen Herzog. Oder einen Fürsten. Schon gar nicht, wie man Leute anzukündigen oder anzusprechen hat, die mehrere Titel in sich vereinen. Ich nehme mir daher heraus diese Ausführung so knapp wie irgend möglich zu halten.

Ser Giselher Aldorn also. Man kann ihn natürlich mit „Ritter“ oder „Herr“ ansprechen. Die Anrede wovon oder für wen er Ritter ist, lässt man für gewöhnlich schlicht weg. Als seinem Herrn ist es mir erlaubt, da auch ich ihn zum Ritter schlug, „S er Giselher“ zu sagen, also den Vornamen zu verwenden. Gäbe es diesen Vornamen hier häufiger, würde ich wohl davon absehen und ebenfalls den Nachnahmen anfügen. Da dem nicht so ist, kann ich mir das gestatten. Für den Mann von der Straße jedoch wird es wohl besser sein, sich an den Familiennamen zu halten. Zumindest, solange Ser Giselher selbst noch keine Familie gegründet hat. Sicherlich nur noch eine Frage der Zeit. Ein Mann wie er sollte nicht lange warten müssen.

Was die Vorlieben meiner Frau angeht… Die sollte sie lieber selbst erklären. Und natürlich hat die jeder, egal ob einfacher Mann oder hoher Herr. Sie kann, wenig überraschend, als „Fürstin zu Minas Faer“ angesprochen werden. Ebenso korrekt wäre „Herzogin zu Ost Agar“. Je nachdem, welchen Titel man mehr gewichtet. Da wir von Fürsten sprechen ginge auch „Hoheit“, „hochfürstliche Durchlaucht“, „Durchlaucht“ oder „fürstliche Gnaden“. Durchlaucht ist ebenso korrekt im Bezug auf den Herzoginentitel. Mancherorts ist es auch üblich „euer Gnaden“ zu sagen.

Entgegen weitläufiger Meinung ist es keineswegs angemessen, vielleicht aber gebräuchlich, „hohe Dame“ oder etwas Derartiges zu sagen. Ich merke an, dass eine Anrede dieser Art zwar inkorrekt ist, aber zumindest erahnen lässt, dass der Sprecher den Versuch unternommen hat so etwas wie eine halbwegs korrekte Anrede zu finden. Vielleicht stimmt das die Zuhörerin ja bereits gnädig.

So kommen wir nun eigentlich zur wahren Schönheit von Titeln und ihrer korrekten Anrede. Mein voller Titel, wie er wohl irgendwo in irgendeinem Buch geführt werden muss, lautet: Cinlir Winthallan, 2. Fürst zu Minas Faer, 9. Herzog zu Ost Agar, Stadtrat von Bree. So benutzen würde das allerdings wohl niemand. Völlig zu Recht. Hier im Breeland würde man nur ungern überhaupt betonen, dass meine Familie ein altes Adelsgeschlecht ist und somit wohl sicher gern die Generation weg lassen. In Gondor wiederum gibt man wenig auf Demokratien, selbst wenn es nur Scheindemokratien sein mögen. Niemand würde sich dort die Mühe machen so etwas wie Stadtrat zu erwähnen.

Das Schöne an den Titeln ist also, man würde schlicht die gleichen verwenden, die man auch bei meiner Frau verwendet. Natürlich stets darauf achtend, dass ich, im Gegensatz zu ihr, ein Mann bin. Noch dazu an der Waffe geübt. Und kein Mann Ost Agars scheut sich diese zu nutzen. Bleibt also die Gewissheit: Verstimmt man so einen Mann, endet es fast immer in irgendeiner Form von Schmerz. Ost Agar hat jeden Titel, jede Generation mit dem Blut seiner Söhne erkauft. Auch ich habe bereits Brüder an den Krieg verloren. Wer fragt, weswegen ich auf diese Titel bestehe, verletzt bereits ihr Andenken. Das ist nicht duldbar.