Liebe Ioreth,
ich schreibe Dir heute nur kurz, aber Du sollst es als Erste erfahre. Der Fürst hat eine Entscheidung getroffen. In all den Wochen, die ich nun hier bin, war ich mir nicht sicher, ob er diese Ehe eingehen kann. Oh, verstehe mich nicht falsch, Alejandro Salas ist kein Mann der sich vor der Verantwortung scheut, aber es ist nuneinmal so, dass er viel gewagt hat, um dieser Ehe zu entgehen. Und er hatte ein neues Leben begonnen, mit einer Frau aus dem Breeland. Ich glaube ich habe Dir von Rywen Kyzar geschrieben. Ich fürchte diese Frau fast, sie ist aufbrausend und forderte ihren Platz an der Seite des Fürsten ein. Ich habe es immer bedauert, dass sie nicht verstand, dass sie so viel mehr hatte, als ich je haben werde. Sie hatte die Freiheit und die Möglichkeit einfach nur Alejandro Salas zu kennen. Alle anderen, mich eingeschlossen, werden immer den vollendeten und höflichen Fürsten sehen.
Irgendetwas muss geschehen sein, denn der Fürst sagte mir heute, dass er sein Herz aufgegeben habe und nun der Pflicht folge. Er würde also diese Ehe mit allen Verflichtungen eingehen und wird noch heute meinem Vater schreiben. Ioreth, ich stelle fest, dass ich bei aller Höflichkeit und Umsichtigkeit, die man mir hier zukommen lässt, eben doch eine Pflicht bin. Aber ich darf mich nicht beschweren, letztlich bin ich Teil eines Vertrages und ich wäre eine schlechte Tochter und auch eine schlechte Gattin, würde ich meine Aufgabe nicht zur vollen Zufriedenheit des Fürsten… also nun auch meines künftigen Gatten, erfüllen.
Manchmal würde ich gerne die Dinge tun, die ich früher mit Dir tat. Wie gerne denke ich an die Zeit zurück, als wir meinen Wachen davonliefen und den Gelehrten in den Wahsinn trieben. Erinnerst Du dich noch, als wir im Namen des Barons von Linhir Pferde verlangten und einfach die Wachen stehen ließen? Ach, ich schwelge in alten Zeiten. dabei sollte ich der Zukunft entgegen blicken.
Ich werde wohl künftig nicht mehr solche Dinge tun, ich würde damit die Leute des Fürsten in Schwierigkeiten bringen. Sie kümmern sich fast rührend um mich, fast als würde man mich bei Laune halten wollen. Dabei wäre das sicher nicht ihre Pflicht, ich habe tiefen Respekt vor ihnen und werde mich natürlich ihren Wünschen fügen, und sei es nur, damit sie möglichst wenig Umstände haben, wenn sie schon dazu verdammt sind, einer Baroness… ich sollte sagen, Fürstin… zuzusehen, wie sie Tee trinkt oder gesittet Briefe schreibt.
Ioreth, ich bin nun sehr bald die Fürstin Ellena Salas von Minas Faer, während ich diesen Namen schreibe merke ich, dass er nach einer anderen Frau klingt. Wahrscheinlich werde ich das auch sein. Pflichbewusst, ehrbar und immer an der Seite meines Gatten… Ich klinge wie Mutter seinerzeit…
Ich umarme Dich, liebe Freundin
Ellena von Linhir