Die Sonne war kaum erwacht, die ersten Strahlen über den Horizon hinaus gewachsen, da stand Najisa schon, eingehüllt in ihren Mantel vor der Türe des Schluchtenflechters. Es war ein schöner, ruhiger Morgen, der den gestrigen Abend schon fast Lügen strafte; die Hühner auf den Wegen und der Wiese pickten emsig nach Würmern, die ersten Bewohner des Dorfes begannen langsam ihr Tagwerk, noch leise Unterhaltungen über das heutige Wetter, den neuesten Klatsch und das Klirren der Werkzeuge nahmen langsam ihre Formen an. Najisa atmete tief ein, sog schon fast begierig die noch frische, klare Morgenluft durch die Nase. Im Flechter war noch niemand wach, einzig Lisbett, die wie jeden Morgen mit einem alten Besen den Schankraum auskehrte.Sie hatte geschlafen, ja… Aber die Unruhe über den gestrigen Abend liess sie schon weit vor Sonnenaufgang die Augen aufschlagen. Langsamen Schrittes bewegte sich das Mädchen die Treppen vom Vorplatz des Flechters hinab, die Augen suchend auf den Weg vor sich gerichtet.
„Wo ging es noch einmal lang… ah hier!“
Der Gang schneller, den Umhang fest umschlungen, bahnte sie sich ihre Schritte weiter auf den Weg in Richtung Stadel. Die Ruine kurz vor dem kleinen Ort, das war ihr Ziel. Nach und nach begannen die Vögel, ihren lauten Gesang anzustimmen, während Najisa weiter in Richtung der verfallenen Mauern schritt. Eigentlich wollte sie es nicht so recht, versuchte den Rat des Namenlosen zu beherzigen, doch es gelang ihr nur mühselig, die Gedanken an das, was Stunden zuvor passierte zu verdrängen.
„Ich verstehe es immer noch nicht… Was dort vor sich ging. Warum waren nur alle böse mit Antain? Was hatte sie getan, dass die Frau auf sie einschlug oben im Flur? H..hat es was mit Herrn Elmion zu tun?“
Najisa errötete nur bei dem Gedanken an den Mann. Mit freiem Oberkörper hatte er auf dem Bett gelegen. Bei diesem Anblick wäre sie am liebsten vor Scham im Boden versunken. Soviel hatte sie von einem Mann noch nie gesehen. Der Namenlose fand es wohl sehr amüsant, wie sie Herrn Elmion anstarrte, als dieser, einigermassen erholt, an ihnen vorbei ging. Und auch Mynerya konnte sich das Grinsen nicht verkneifen, als Najisa ihr mit zitternder Stimme versuchte zu erklären, warum sie in dem Zimmer von Lynne so nervös wurde. Der Namenlose meinte, das Mädchen sollte sich an solche Anblicke gewöhnen, sie würde sie wohl desöfteren zu Gesicht bekommen.
„Ohje… alle halten mich wohl für ein dummes Mädchen… … …“ Ein leises Seufzen entweichte den Lippen Najisa’s. Nein, sie wollte weder dumm noch naiv auf die anderen Mitglieder des Hauses wirken! Doch war es nicht einfach, sich in einer Welt zurecht zu finden, die sie so nicht kannte…
„Nun sei nicht so wehleidig! Das schaffst du schon, mit der Zeit wird alles einfacher zu verstehen!“ Eine leise, doch eindringliche Mahnung an sich selbst. Zudem hatte sie noch viel zu tun. „Die Arbeit wird mich ablenken… Und Mynerya ist auch noch da, falls ich Hilfe brauche…“
Najisa bemerkte fast gar nicht ihre Ankunft, als sie mit dem Fuss an ein herumliegendes Mauerstück stiess. Aus ihren Gedanken herausgerissen, hob sie den Kopf und blickte auf die Überreste des alten Turms, der vor vielen Jahren hier gestanden haben muss. Im Vergleich zu den Gebäuden war er schon beinahe winzig, doch mit vor staunen geöffneten Mund betrachtete das Mädchen die zerfallene Ruine… Sie war dennoch nicht weniger beeindruckend, obwohl nur noch sehr wenig von ihrer einstigen Größe zeugte.
„Diese Bauten müssen sehr alt sein… Was sie für einen Sinn haben?“ Neugierig machte Najisa noch einen Schritt weiter hinein. Mynerya hatte ihr die Inschrift an ihrem ersten Tag im Hause gezeigt, doch fand das Mädchen erst jetzt die Zeit, sich auch einmal selbst und alleine dorthin zu begeben. Suchen hob sie den Blick durch die Mauern… Wo war die Inschrift? Nur ein kurzer Moment, schon entdeckten ihre Augen das kleine Podest, was unscheinbar in einer Ecke stand. Den Beutel öffnent, zog sie einen eingewickelten Kohlestift und ein Pergament hervor. Najisa machte ihre Schritte auf das Podest zu, legte das Blatt auf die eingravierten Worte und begann, sie mit dem Kohlestift abzupauschen.
„Ich hoffe, Mynerya hat bald Zeit, mich nach Bree zu begleiten… Damit ich diese Worte vielleicht übersetzen kann. Oder.. sollte ich die Elbin fragen…? Ivarin, Iverin.. wie hiess sie noch?“
Mit einem Schrecken hielt Najisa in der Bewegung inne. Der Beutel! Den hatte sie beinahe vergessen. Iverin trug ihr auf, seinen Inhalt zu studieren und sich ein wenig in der Heilkunst mit diesen Dingen zu üben. Schnell beendete das Mädchen ihre Arbeit, rollte das Pergament aufgeregt zusammen und verstaute alles wieder zurück in ihrer Tasche. Das sollte genügen.
„Ich gehe besser zurück… Vielleicht ist schon jemand wach und kann mir sagen, wo ich die Medica finde… Sie hilft mir bestimmt bei den ganzen Phiolen und Salben, die in dem Beutel sind…“
Hastig stoplerte Najisa aus den Ruinen wieder zurück zum Weg nach Schlucht. Sie wollte die Elbin nicht enttäuschen. Eine Elbin, solch ein wunderbares Wesen hatte sie zuvor noch nie gesehen. Immer noch mit einem Schauern dachte sie an das, was Iverin mit Elmion in dem Zimmer gemacht hatte. Ob sie große Zauberkräfte hatte? Najisa schüttelte den Kopf, weiter schnellen Schrittes Richtung Schlucht laufend. „Hör auf, dir solche Fragen zu stellen…“
Der Tag versprach wieder, lang und aufregend zu werden. Doch heute nahm Najisa sich vor, kein kleines Mädchen mehr zu sein.
😀 hach ich liebe naji einfach, die ist so zucker!! – und ive hat doch nur ne phiole genomm und elmion das zeug in den rachen geschoben O.o xD super geschrieben und ich freu mich auf mehr!!
Na, vorher hat sie doch seinen Atem eingezogen.. Najisa denkt jetzt, dass sie Magie benutzt hat. ^^ Vor lauter nackten Tatsachen hat sie das mit der Phiole verdrängt *g*
^^ zucker‘!
Elmion hat immer sone ausstrahlung auf Frauen 😛
schön geschrieben 🙂 weiter so!