Nachdem der Knabe im Zimmer verschwunden war, sah sich Alrich im Haus um. Missmutig blieb sein Blick an einem Bild hängen. Oh Nein, diesmal würde er es nicht gerade hängen, sollte sich der Kämmerer der Baroness oder deren Zofe oder wer auch immer darum kümmern.
Ganz eindeutig, es war das Haus einer Frau, jedenfalls nahm der alte Gardist nicht an, dass der Knabe für die Blumenvase auf dem Kaminsims verantworlich war. Obwohl, so sicher konnte man sich da nicht sein. Immerhin ein Salas, und die neigten seiner Erfahrung nach beständig zu seltsamen Handlungen. Alrich verzog leicht das Gesicht. Nahm man es genau, war der Rotzlöffel Herr Graf Atherton Salas, Verlobter der Seneschall von Minas Faer und Bruder des Fürsten. Großartig. Vermutlich hatte Cardaan sein Vergnügen daran, ihn als Gardisten für den Bengel einzusetzen.
Etwas verloren stand Alrich im Hauptraum und sah sich um, schließlich ging er zum Kamin und legte ein wenig Holz nach. Wie inzwischen häufig, nutzte er sehr bewusst seine rechte Hand dafür. Nachdenklich sah er darauf. Sie knackte bedrohlich, wann immer er sie zur Faust ballte, aber immerhin – es gelang ihm etwas besser inzwischen.
Der Junge hatte ihn gefragt, ob er sie ihm abschlagen lassen könne, so als Graf. Alrich schüttelte den Kopf. Der Knabe war seltsam. Auf der einen Seite schien er alles zu fürchten, was auch nur annähernd damit zutun hatte, ein Graf zu sein, Gardisten eingeschlossen, auf der anderen Seite war der Bengel ganz offenbar wild entschlossen, das dennoch zu werden.
Alrich knurrte leise. Dass er als Gardist nicht viel taugte hatte der Junge schnell erkannt. Er war wieder einmal Teil eines Schauspiels, dessen war er sich sicher. Was dieser besondere Graf hier brauchte, war Selbstsicherheit und irgendwas, was ihn daran erinnern würde, welchen Rang er inne hat. Fast musste Alrich grinsen, entschied sich dann aber doch für einen wütenden Blick gen Zimmertür. Gardist Alrich Dorn würde also dieses Zeichen darstellen. Verflucht, genau das hatte im gerade noch gefehlt.
Es hatte auch nicht viel gefehlt, da hätte er dem Bengel oder eben dem Grafen eine Ohrfeige verpasst, die dem Jungen gelehrt hätte, seine Worte etwas klüger zu wählen. Wenig später allerdings zeigte derselbe Junge ihm und dem Hauptmann seinen Rücken. Alrich hatte keine Ahnung, was der Knabe in seinem kurzen Leben schon angestellt haben konnte, dass sein Rücken Narben hatte, die man lange nicht mehr an einer Hand abzählen konnte. Sein eigener Rücken war nicht annähernd so gezeichnet und Alrich wusste, dass er in jungen Jahren schon so manchen Offizier den letzten Nerv geraubt hatte, die Konsquenzen hatte er seinerzeit stets zu Spüren bekommen.
Atherton allerdings, war vielleicht 17 Jahre alt 20, mit gutem Willen. Und langsam dämmerte Alrich, weshalb der Junge den Hauptmann so anfuhr. Vermutlich war das sowas wie eine Flucht nach vorn, denn es schien, als hätte der Junge schon früh gelernt, dass eine Uniform und erst recht ein Offizier darin, nichts Gutes zu bedeutet hat; und nun war der Junge davon umgeben.
Das würde ein verdammt langer Dienst werden und der alternde Mann stellte murrend fest, dass er dabei wie ein vernünftiger Gardist auszusehen hatte, sonst würde das Ganze wohl schief gehen. Alrich sah sich um und zog sich schließlich einen Hocker heran….
Das Knarren der Tür ließ Alrich hochfahren, die Hand legte er automatisch an das Heft seines Schwertes. Er fluchte leise, als die Baroness den Raum betrat und ließ die halb gezogene Klinge wieder zurückfahren.„Verflucht! Was macht ihr um diese Zeit hier?!“ knurrte Alrich verhalten. Ellena hob leicht eine Augenbraue, dann lächelte sie: „Dies ist mein Haus Gardist, vielleicht ist Euch das entgangen. Ich nehme an, ihr seid als Leibgarde für meinen Verlobten eingeteilt?“ Alrich nickte. „Gut, Alrich. Habt ihr gut geschlafen?“ Die Baroness lächelte. Und wie stets sprach sie völlig ruhig. Alrich irritierte das; irgendwie wusste man bei ihr nie, woran man ist. Alrich knurrte seine Antwort eher: „Geschlafen, Baroness. Aber wie ihr erleben konntet, ist das nicht wirklich schlafen“ Ellena nickte ihrerseits „Ihr seid Gardist des Grafen, da der Morgen anbricht vermute ich, dass er bald aufstehen wird. Er wird dann einen Gardisten an seiner Seite haben, Herr Dorn. Ich bin sicher, ihr könnt das bewerkstelligen.“
Alrich knurrte noch, als die Baroness längst den Raum verlassen hatte und stellte sich dann neben die Tür. Es dauerte nicht lange, da steckte der Bengel den Kopf aus der heraus. Alrich knurrte, besann sich dann und nahm Haltung an „Guten Morgen, Herr“ brachte er murrend heraus…
ooc: Gisi, das hast du richtig klasse gschrieben. „Atherton“ kann sich glücklich schätzen, der guten „Alrich“ an seinr Seite zu haben… *nickt und zieht ihr „Wir lieben Alrich“-Shirt an*
Gnah! Sie können einem mal wieder alle leid tun. o.O
Besonders der Bengel, eh? 😀
ooc: eh, ja!