Massengräber, Gräbermassen

Laflaga
8. Februar 2009 • Kommentare: 3

Man trifft sich immer zweimal, heißt es… und das trifft auch auf die Schlachtfelder Mittelerdes zu. Leider…

Es war eine dieser Horrornächte, die in den glorreichen Schlachtenhymnen vergangener Tage so oft besungen wurden. Eine der Nächte, in denen Krieger zur Höchstform aufliefen und den scheinbar unbezwingbaren Feind durch ihren unbeugsamen Willen doch noch irgendwie in die Knie zwangen: Kalt. Regnerisch. Bedrohlich. Zynischerweise ein sehr passendes Szenario… denn genau das war Laflagas Definition von Krieg. Kalt, trostlos, bedrohlich…
Irgendwie wusste er, dass es seine letzte Schlacht werden würde. Er rechnete damit… nein, er hoffte darin zu fallen und diese Grausamkeit, diese Einsamkeit, dieses… dekadente Abschlachten endlich hinter sich lassen zu können. Er hatte es satt, Schlacht für Schlacht seine Klingen vom Blut unzähliger Kameraden im Geiste rein waschen zu müssen. Er war es leid immer tiefer in den Sog menschlicher Abgründe gezogen zu werden, ohne sich auch nur im geringsten dessen erwehren zu können. Kurzum: Er war bereit. Bereit zu sterben.

~*~

Massengräber, Gräbermassen!
Menschen töten, weil sie hassen…

~*~

Lauter Donner riss ihn aus seinen Gedanken. Ihr Anführer stand nur einige Meter von ihm entfernt und doch drangen seine Anweisungen kaum zu ihm vor, obwohl er fast schon brüllte um das laute Getose des Gewitters über ihnen zu durchdringen. Laflaga sah sich um… versuchte in die Gesichter seiner Kameraden auf Zeit zu blicken, doch alles was er erkennen konnte, waren ausdruckslose Fratzen. Die wenigsten hatten sich so etwas wie einen letzten Rest Ausdruck bewahrt… oder irgendetwas anderes, das sie von den seelenlosen Marionetten um sie herum unterschied. Laflaga schürzte die Lippen und sah an sich herunter. Die Rüstung war blank geputzt. Nicht weil er sonderlich stolz auf sie war… es war nur der einzige Zeitvertreib der ihm im Moment blieb. Der einzige Zeitpunkt zu dem er irgendwie abschalten… nachdenken konnte.

~*~

Mutter, schau nur, die Soldaten!

~*~

Laflaga schloss die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Ihr Anführer war mittlerweile verstummt und blickte nun nach vorne. Nur wenige Meter trennten sie von der feindlichen Schar. Das Gebiet war gut überschaubar, aber der Boden war vom vielen Regen aufgeweicht und matschig. Sonderlich guten Halt würde man auf ihm nicht finden können…

~*~

Mutter, Mutter, ich kann nicht mehr,
mein müder Körper wiegt so schwer.

~*~

Als sich die feindliche Schar in Bewegung setzte atmete Laflaga tief durch und schloss ein letztes mal die Augen. Es war jener eine Moment, kurz vor der Schlacht, in dem eine Sekunde zur Ewigkeit wird und sämtliche Gedanken und jedwedes Gefühl, das in dieser toten Masse, welche sich „Söldner“ nennt, überlebt hat, auf einmal wieder hoch kommt und den letzten Antrieb verleiht… Ein letztes mal versuchte er an den Duft der Thymiansträucher seiner Heimat zu denken… ein allerletztes mal…
Er umschloss das Heft seines Schwertes fester, begleitet vom lauten Knirschen seiner Panzerhandschuhe, das er viel mehr spürte als hörte. Das Brüllen ihres Anführers gab das Signal zum Angriff und Laflaga trieb seine Stiefel tief ins morastige Erdreich um dann mit einem Satz loszuspurten. Er wollte als erster die feindlichen Linien erreichen. Und er wollte der erste sein, der Bekanntschaft mit ihren schartigen Schwertern machte… um dann endlich… endlich Ruhe zu finden.

~*~

Mutter, küss‘ mich und behalt‘ mich lieb,
und Mutter, ich mag ihn nicht… den Krieg.

~*~

Wie so oft kam es anders, als er sich erhoffte. Das Schwert bewegte sich fast ohne sein Zutun, jagt unerbittlich durch Rüstung und Fleisch Seinesgleichen. Erst nachdem ein halbes Dutzend Körper leblos links und rechts von ihm zusammensackten, traf seine Klinge unter einem lauten, verzerrten Klirren auf eine andere. Laflaga versuchte irgendwie in die Augen seines Gegenübers zu blicken, doch alles was er erkannte war der matte Stahl eines Helms, der ihm unheimlich bekannt vorkam, den er aber im Eifer des Gefechts niemandem zuordnen konnte.
Ihre Klingen kreuzten sich mehrfach und es war klar, dass dieser Kampf länger dauern würde als die übrigen, denn diese beiden Söldner waren ebenbürtig. Viel mehr als das… der eine konnte die Bewegungen des Anderen beinahe vorhersehen… so als würden sie schon seit Ewigkeiten miteinander kämpfen. Letzten Endes wurde der Kampf aber entschieden, wie die meisten anderen auch Entschieden werden… durch individuelle Fehler. Laflagas Gegenüber riskierte ein wenig zu viel und vernachlässigte seine Deckung… was dieser eiskalt ausnutzte. Mühsam riss er den Oberkörper zur Seite, wodurch der Schwertstreich ins Leere ging. Mit dem daraus resultierenden Schwung jagte er seine eigene Klinge in die Seite seines Gegners… und er bereuhte es noch in diesem einen Augenblick… denn es war jener Moment in dem ihm einfiel wo er diesen verdammten Helm schonmal gesehen hatte.

Er ließ sein Schwert fallen und fing den zusammensackenden Körper auf, ließ ihn dann behutsam zu Boden gleiten. Seine Hände bewegten sich zitternd zum Helm seines nun reglosen Gegners und hoben ihn von dessen Schultern. Er hatte recht behalten… Arkas lächelte als sich ihre Blicke trafen. „Lieber sterbe ich durch deine Hand… Laflaga… als durch die einer dieser verdammten Marionetten…“, raunte er. Laflaga ballte die Hände zu Fäusten… das Gesicht seines letzten verbliebenen Freundes… begann schon zu verblassen.

~*~

Massengräber, Gräbermassen!
Menschen töten, weil sie hassen…

  1. Sethur sagt:

    Sehr sehr schick, durchaus… nur habe ich jetzt vergessen, wessen Char Laflaga ist. *hüstel*

  2. Kashin Daedeloth sagt:

    Des is meina 😀

  3. Iyrawen sagt:

    Laflaga bin ich auch noch nicht begegnet *ohnehin bei den Twinks nie durchblickt*
    Aber schön geschrieben, Kash! 🙂

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