Ein neuer Weg also. Neue Menschen, die man ihm, Cinlir Winthallan, anvertraute. Daher wohl auch Anlaß genug ein neues Buch zu beginnen. Aufzeichnungen für die Nachwelt. Damit irgendwann in ferner Zeit jene, die nach ihm kämen, wissen würden, was für eine Art Mann er gewesen war. Was ihn bewegte – und was ihn gänzlich kalt ließ. Aber wie auch so viele andere Bücher gleicher Art wird dieses ebenfalls unter Verschluß gehalten. Denn niemand sieht in einen Mensch hinein. Und niemandem soll dieses Privileg gewährt werden. Die Schrift wiederum ist präziese, gebührend verschnörkelt, in keinem Fall jedoch sieht man Tintenklekse oder dergleichen. Zu vorsichtig und geübt wird die Feder geführt.
Jeder Mann vor mir meines Namens leistete dem Land stets treue Dienste. Und jeder Mann nach mir wird es tun. Wenngleich man mir diese Treue auch zu vergällen mag.
Zwar konnte der Herr, der an Stelle unseres Königs sitzt, nicht länger darüber hinweg gehen wie treu wir alle ihm waren, jedoch gibt er einen abgenagten Knochen als Belohnung. Er nennt es Ehre. Möglichkeit. Ich nenne es schäbige Abspeisung. Keinesfalls jedoch werden diese Worte je ausgesprochen.
Somit trete ich also das Erbe eines Toten an. Eines Mannes, den ich nicht kannte. Mit dem mich nichts verbindet. Wohl habe ich gehört, daß seine Stadt nach wie vor in abgelegenen Stein des Landes gehauen wird. Mehr als diesen Stein und eine wahrlich besondere Lage scheint eben jene Stadt allerdings nicht zu bieten zu haben. Nur Gerüchte höre ich von einem Einäugigen, der sie führte und einem Haufen kurioser Gestalten, die ihm aus mehr oder minder zweifelhaften Gründen folgten. Der Erste seines Namens war er. Und nun bleibt mir die undankbare Aufgabe der zweite in einer frischen Reihe zu sein.
Es ist wie mit Frauen. Wieviele erinnern sich schon an ihren zweiten Liebhaber? So viele jedoch an ihren Ersten, ob nun im Guten oder im Schlechten. Sie erinnern sich. Der Zweite also.
Die Kisten werden also gepackt, für meine Frau und mich. Wir reisen nach Bree, wo sich eben jenen Gerüchten zufolge der halbe Haushalt aufhalten soll. Warum das so ist bleibt mir ein Rätsel. Jedoch bin ich sicher, daß die Männer und Frauen welche der Fremde zurückließ wohl ebenso sehr begeistert über einen neuen Mann an ihrer Spitze sein werden, wie ich es ob ihrer befremdlichen Mischung selbst bin. Allerdings erkenne ich meine Pflicht als solche an. Diesen einen Schritt werde ich auf sie zu gehen. Den Rest wird die Zeit geben müssen. Ich muß sehen, aus welchem Holz sie geschnitzt sind, oder aus welchem Stein geschlagen.
Die Berichte Alejandro Salas‘ an die Heimat wurden mir bereits zugänglich gemacht. Immerhin verliert er sich nicht in unnötigen Floskeln. Sicherlich gute Lektüre für den langen Weg. Ankündigen hätte ich mich wohl sollen. Aber es ist zu vermuten, daß dieses Haus noch in Trauer versinkt. Vielleicht ist es besser sie zumindest für einen Abend als Fremder kennenzulernen, ehe sie mit der unausweichlichen Wahrheit konfrontiert werden.
Herzog Cinlir Winthallan zu Ost Agar, Fürst zu Minas Faer. Wir alle werden uns daran zu gewöhnen haben.
*winkt*
Hallo Herr Zog.