Bisher galt Winthallan als integres Haus. Im Interesse des Hauses sowie dem der Witwe Salas und ihrem Sohn habe ich diese Integrität aufs Spiel gesetzt. Wenn man mir meine Lüge nachweisen kann, denn Dank Hauptmann Aldorn weiß ich um sie, wird dadurch mein Haus leiden. Dennoch ist es die beste Entscheidung.
Die Arbeit hier im Breeland besteht hauptsächlich daraus diplomatische Beziehungen herzustellen. Ich habe bisher noch nicht einmal meine Waffe ziehen müssen um sie gegen einen Feind zu heben. Erbärmliche Leistung für einen Herzog, auch wenn Sybell zweifelsfrei gefällt nicht stet um mein Leben bangen zu müssen. Für mich jedoch ist es frustrierend. Also hieß ich Sir Giselher sich mir in einem Übungsduell zu stellen. Zu meiner Überraschung tat er es. Er ist ein guter Hauptmann. Gewandt mit dem Schwert. Ich gestehe, ich habe ihn in dieser Sache bisher unterschätzt, jedoch gelang es ihm sehr wohl mir Paroli zu bieten. Wir kämpften zwei Runden. Er gewann die erste. Das zeugt nur davon, daß mein Training vernachlässigt ist. Ich muß Ciro sehen, unbedingt. Meine Klinge darf nie ihre Schärfe verlieren.
Darüber hinaus habe ich das Schwert Minas Faers, Adelante, nachschmieden lassen. Die Klinge wurde nicht eingeschmolzen, nur angepaßt. Das Gewicht liegt nun anders, sie ist schärfer. Ich hoffe damit nicht versehentlich den toten Fürsten beleidigt zu haben.
Ich weiß nicht mehr ob es vorher oder nachher war. Ich glaube, vorher. Furbor Kastell, Ritter wie er sich nennt, traf am Haus ein. Nicht in Uniform. Er salutierte nichtmal seinem Hauptmann. Er sagte, er hätte persönliche Probleme gehabt. Ich ließ ihm die Hände binden, damit er die Bedeutung des Wortes „zusammen“ lernen könnte. Aber meine Hoffnung, daß er es versteht, ist gering. Bedauerlich nur für seinen Hauptmann.
Nach dem Duell machte der Hauptmann einen Vorschlag, der mir so gar nicht schmecken wollte. Aber er hat wohl Recht. Die Wache ist zu klein um wirklich als solche benannt zu werden. Kaum einem Herzogtum würdig. Er schlug vor den Wachauftrag ganz an die Klingen abzugeben. Dennoch sollte er als Verbindungsmann dienen und, sofern anwesend, den Oberbefehl haben. Details werden jedoch erst fällig, sobald mit den Klingen alles geregelt ist.
Die Klingen… Ich traf ihren neuen Hauptmann hier, Daera Meroun. Eine vernünftige Frau in allem, was ich bisher sagen kann. Ich erzählte ihr von Aldorns vorschlag. Sie schien aufgeschlossen. Wir sind uns jedoch einig, daß beiderseits noch Vertrauensgrundlagen geschaffen werden müssen. Wir treffen uns bald wieder um dies zu erörtern.
Gestern stellte sich endlich Atherton Salas meiner Frau vor. Ich weiß nicht, was genau gesprochen wurde. Ich weiß nur von einem Brief, der von ihm übergeben wurde. Er richtete sich an seine Frau und ihn. Da Letztere aber noch verreist war, suchte er wohl Rat. Ich vermag nichts über ihn zu sagen. Sybell hat noch nicht wirklich darüber gesprochen.
Die Gräfin selbst kehrte gestern Spätabend zurück. Ich hatte so Gelegenheit mit ihr über den Inhalt des Briefes an sie zu sprechen. Das Ergebnis gefiel mir nicht, aber ich hoffe für Lynne Salas und ihren Sohn getan zu haben, was ich konnte. Dem Truchsess schrieb ich nun, daß ich die Herkunft des Knaben anzweifeln würde. Eine glatte Lüge, denn das tue ich nicht. Aber indem ich es offen sage hat Lynne Salas die Möglichkeit in Freiheit mit ihrem Sohn zu leben. Ohne die Gefahr denken zu müssen, man würde ihr ob des Erbes ihres Sohnes nach dem Leben trachten. Oder eben daß das Kind selbst ohne Angst leben kann. Die Gräfin und der Hauptmann verstehen was es bedeutet diesen Brief nach Gondor geschrieben zu haben. Ich selbst weiß, daß es der Haushalt selbst wohl nicht erkennen wird. Aber dafür geschieht es auch nicht. Die Witwe Salas schlug Hilfe aus. So hoffe ich nun ihr die letzte Hilfe gegeben zu haben, die ich geben konnte. Ein Leben in Frieden und Ruhe, so sie es zu leben vermag. In dem Brief behaupte ich der ehemalige Marschall des Hauses könne das Kind gezeugt haben. Aldorn berichtet anderes. Und ich glaube ihm. Er ist ein aufrichtiger Mann, durch und durch. Die Valar mögen mich dafür richten.
Es war auch Aldorn, der das Geheimnis meiner Frau und mir erkannte. Er gab sein Wort es zu hüten, und wieder ertappe ich mich dabei ihm zu glauben. Ich bete, daß er es vermag. Denn wovon der Rest der Welt nichts weiß, daß kann er nicht versuchen zu nehmen.
Weniger bewegend sind die kleinen Geschichten, die sich derzeit um die Zofen des Hauses drehen. Oder mögliche Zofen. Mynerya, welche im Dienst von Gräfin Salas stand, fand gestern wieder zu uns zurück. Ich erwarte noch das Urteil der Gräfin ob die Frau wieder aufgenommen wird oder nicht. Hylea geht ihrerseits nach bestem Können ihrer Arbeit nach und liefert bereits die ersten Informationen. Und auch meine Frau hat hier nun eine Zofe gefunden. Eine einfache Frau, Majola ihr Name. Noch sehr verschüchtert und irritiert, will mir scheinen. Aber wohl gutes Material, andernfalls hätte Sybell sie nicht angenommen.
Zuletzt bleibt zu erwähnen, daß ich der Füchsin, deren Namen ich nun kenne, eine Aufgabe zusprach. Es geht um Geschichten. Ich bin gespannt ob es ihr gelingen wird die Gräfin und Sybell zu beeindrucken. Sehr gespannt. Es könnte wohl eine neue Zukunft für sie bedeuten.
Sybell… Die Valar scheinen uns immernoch nicht würdig genug für Nachwuchs zu halten. An ihr kann es nicht liegen, sie ist jung und stets gefügig. Und so frage ich mich Nacht um Nacht was man von mir erwartet um meinen Wert zu beweisen…
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