Minas Faer

Endlich einmal – ihm schien es Monate her zu sein – fand Heridan wieder einmal die Zeit, in sein Rotes Buch zu schreiben.

Das wars. Endgültig. Ich werde nie wieder behaupten, ich wäre schlecht dran. Gut, ein Betrunkener hat mir mal einen Dolch in den Arm gerammt… aber das ist doch nichts.
Ich habe eine Frau getroffen, die mich um Hilfe bat… sie hatte ein Alkoholproblem. Es wäre mir leichtergefallen, das Atmen sein zu lassen als ihr das Saufen. Und wenn das mal ihr einziges Problem wäre. Aber es freut mich, dass sie es geschafft hat. Eine Woche lang vollkommene Abstinenz… und danach hatte sie sich im Griff… unfassbar… Was mich allerdings zu ihrem zweiten Problem bringt: Ihr sogenannter Freund. Ein sympathischer Mensch. Je sympathischer, umso weiter weg er ist. Vermutlich ein Rohirrim. Er gehört zu der Art Leuten, bei denen der Kopf nur zwei Existenzgründe hat: Erstens sähe ein Mensch ohne Kopf recht ungewohnt aus, zum anderen würde es in seinen Hals regnen wenn er keinen hätte. Er hat ihr offenbar geholfen, diese einwöchige Totalabstinenz durchzustehen. Das spricht für ihn. Allerdings hat er das getan, indem er sie bei Wasser und Brot eingesperrt hat. Das widerum… Allerdings war das nicht sein einziger Grund… offenbar wollte er so verhindern, dass sie ihm davonläuft. Ich würde ja die Stadtwache informieren… aber nicht ohne ihre Zustimmung. Das Gebietet die Vertraulichkeit. Ein Medicus muss so etwas achten…
Allerdings hat sie auch ein drittes Problem. Oder hat es vielmehr nicht. Geld. Ihre Sucht hat sie wohl über Taschendiebstähle finanziert. Wobei sie zweimal mindestens sehr erfolglos war. Der eine Fall war ich. Aber der andere… ich werde aus diesem Mann nicht schlau. Ein hagerer, bleicher Mann, in schwarz gekleidet. Sie hatte ihn wohl bestohlen, er hatte sie erwischt und… Von ihr verlangt, dass sie mit ihm schläft. Wobei er ihr in Bezug auf die Antworten allerdings nicht viel Auswahl liess. Ich werde herausfinden müssen, inwiefern dieser Mann eine Bedrohung ist… er stellt ihr schliesslich immernoch nach. Und die höchste Pflicht des Medicus ist die Sicherheit seiner Patienten. Genau das ist sie. Immerhin, wenn sie so weitermacht, kann sie die Probleme nach und nach ausmerzen.

Allerdings auch ich habe an mir gearbeitet. Nach einem Gespräch mit der Stadtwache hörte ich davon, dass sich Überfälle auf Reisende in letzter Zeit häufen. Diese Räuber sind dreist. Könnte mir durchaus zum Nachteil gereichen, wenn ich wieder irgendwelche Pflanzen sammele. Zum Glück habe ich diesen Mann getroffen, Schaitan Yatas. Meister der Kampfschule Yatas, die seit einigen Monaten in Bree besteht. Er hat es doch tatsächlich geschafft, mir binnen einer Woche in einem sehr fordernden Übungsprogramm zumindest so etwas ähnliches wie eine Technik mit dem Stab beizubringen. Jetzt müssen sich diese Räuber zumindest minimalistisch anstrengen, wenn sie mich überfallen. Ausserdem… etwas Ertüchtigung schadet jemandem wie mir ohnehin nicht. Ich hatte darüber auch mit Sir Giselher gesprochen. Nun wird er sogar Privatunterricht nehmen, da er ja jetzt in schwerer Rüstung und zu Pferde kämpfen können muss. Auf die Frage, was er als Ritter des Hauses genau macht, konnte er mir selbst keine präzise Antwort geben. Und damit meine selige Großmutter recht haben könnte… nun, dazu bräuchte es deutlich mehr Drachen und Prinzessinen in hohen Türmen im Breeland.