Uthriel

Laerien Ruhwardon
31. August 2009 • Kommentare: 4

Langsam ließ der alte Mann, an dem das Leben sichtlich nicht spurlos vorüber gegangen war, sich in den Stuhl sinken. Er hustete laut und in seinem Blick lag Sorge als er aus dem Fenster sah, vielmehr ging sein Blick hindurch, in die Leere, er nahm nicht wirklich wahr was er sah. Seine Gedanken waren ohnehin weit entfernt. Der Tag an dem er seine Tochter aus dem Hause geschickt hatte lag nun mehrere Wochen zurück, seitdem saß er jeden Abend hier und dachte an sie, wie es ihr wohl ergehen mag. Erneut wurde der Mann von starken Husten gebeutelt, eine seiner Hände legte sich an seinen Brustkorb und er verzog schmerzhaft das Gesicht. Er atmete schwer, begleitet von einem schmerzlichen aufseufzen als das Zucken seines Brustkorbes verebbte. Uthriel hatte seine Gründe gehabt weswegen er seine jüngste Tochter fort geschickt hatte, natürlich hatte er ihr nicht jeden einzelnen ausführlich erklärt, jener der den Krieg in den Landen betraf sollte ausreichen. Er hatte es nicht geschafft seiner Tochter ins Gesicht zu sehen und ihr zu sagen das er krank war, sehr krank sogar. Er konnte förmlich spüren wie seine Zeit verrann, Tag für Tag wurde er schwächer und doch war er noch ein Kämpfer. Doch auch Kämpfer müssen spüren wann ihre Zeit gekommen ist.

Das war auch der Grund gewesen weshalb er Cinlir Winthallan seine Tochter anvertraut hatte und ihm sämtliche Befugnisse gewährte. Er war sich sicher das sie dort in guten Händen war und der Fürst die richtigen Entscheidungen treffen würde. Zudem war er sich sicher das er dies vielleicht sogar besser als er selbst bewerkstelligte. Die ganzen Jahre in denen er seine Jüngste verhätschelt hatte, hatten ihren Tribut gefordert. Sie war schon längst in einem heiratsfähigen Alter doch hatte er die Kraft nicht mehr aufgebracht einen Mann zu finden der ihren Ansprüchen gerecht wurde und zudem mit den ihrigen leben konnte, ohne die Flucht zu ergreifen. Er hatte ihr nie einen Wunsch verwehrt, sie hatte immer alles bekommen was sie wollte und wann sie es wollte. Welcher Mann würde dies akzeptieren? Eine Frau an seiner Seite zu haben die ständig nur forderte? Der alte Mann seufzte leise, er wollte sich das nie eingestehen, doch nun da er Abend für Abend hier saß und sein Leben Revue passieren ließ kam er nicht umhin es doch zu tun und wenn es nur im Stillen sich selbst gegenüber war. Er konnte nur hoffen das Cinlir seine Fehler erkannte und sie wieder gerade biegen würde. Sein Blick glitt zu seinem Schreibtisch auf dem ein Umschlag lag der nach seinen Ableben fort geschickt werden sollte, er hatte ihn bereits vor einigen Tagen geschrieben und fein säuberlich hinterlegt. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Alten als er daran dachte wie seine Frau ihm vor über 18 Sommern die freudige Nachricht brachte das sie ein Kind unter dem Herzen trug, ihr drittes. Seine beiden Söhne waren bereits auf dem Weg zu stattlichen Männern heran zu wachsen und er hatte damals nicht damit gerechnet das ihnen erneut ein Kind geschenkt werden würde. Umso größer war die Freude und am Tage ihrer Geburt versprach er alles dafür zu geben um dem kleinen Mädchen ein schönes Leben zu bieten, ohne Sorgen und voller Glück. Genau das hatte er wohl auch gemacht.

Wieder unterbrach ein raues Husten seine Gedanken, das Atmen fiel ihm schwer und er sank tiefer in seinen Stuhl. Ihr ganzes Leben lang hatte er alles für sie getan, ihr jeden Wunsch von den Augen abgelesen, er hatte darüber hinaus nur eines vergessen, sie auf das Leben ohne ihn vorzubereiten, auf ein eigenständiges Leben in dem sich nicht nur alles um sie dreht. Er konnte nur hoffen das der Fürst schaffen würde was er versäumte, allerdings war er dessen sehr zuversichtlich. Uthriel griff mit zusammengekniffenen Augen an seine Brust als ein schmerzhafter Stich diese durchzuckte, ehe sich der Körper des alten Mannes ein letztes Mal auf bäumte, die Hand die auf der Stuhllehne geruht hatte verkrampfte sich. Ein paar kurze Augenblicke später sank Uthriel leblos in den Stuhl zurück, dem Stuhl in welchen er die letzten Wochen jeden Abend gesessen war um in Gedanken über sein Leben und vor allem seiner Tochter zu schwelgen.

  1. Der entsprechende Gatte wird seine helle Freude an der jungen Dame haben 😀

  2. Sveawyn sagt:

    Hey so schlimm ist die gar nicht, gehört nur noch etwas….zurechtgebogen *hüstel*

  3. Cinlir Winthallan sagt:

    Ha! Muss ich sie doch verheiraten! Der Cinlir hat den Mann schon gut verstanden, obwohl er den Brief nicht hatte. Ha! Hahaha! 😀

  4. Sybell sagt:

    *taschentuch nehm und schnüffel*

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