Botengänge

Anfortas Distelzweig
7. Februar 2010 • Kommentare: 2

Eigentlich war der Dienst bei Herrn Giselher garnicht der Schlechteste, auch wenn der bei weitem nicht so freundlich war, wie Anfortas‘ eigentlicher Herr Tharlegond. Dank Zarroc konnte der Junge zumeist bis nach Sonnenaufgang schlafen; der alte Knappe hatte es sich offenbar zur Aufgabe gemacht vor allem den Tee des Ritters immer selbst vorzubereiten.

Nach dem Aufstehen kümmerte sich Anfortas meist um die Rüstung und Waffen des Ritters, wenn Zarroc ihm nicht mal wieder zuvor gekommen war. der junge Knappe musste grinsen. Eigentlich wirkte Steingesicht (wie er Zarroc insgeheim nannte, wegen der ganzen Narben im Gesicht. Wahrscheinlich war es einfacher, Stellen zu suchen, die nicht vernarbt waren) garnicht so schnell; aber da hatte Anfortas sich gründlich getäusch. Also tat er was eben noch zutun war, räumte im Haus des Ritters ein wenig auf, wobei er einen großen Bogen um das Arbeitszimmer machte, und bereitete dann Frühstück. Nicht für Herrn Aldorn, denn das machte Zarroc auch in aller Regel, aber für den alten Knappen. Wieder musste Anfortas grinsen, während er Brot und Käse auf ein Brett stellte. Mit etwas Glück würde er in der Küche noch Met finden. Er wusste, dass Zarroc Met eigentlich zu jeder Tageszeit in Ordnung fand.

Als Anfortas vom Haupthaus zurück kam, war Herr Aldorn bereits dabei, seinen Tee zu trinken und so beeilte sich der Junge ins Haus zu kommen, denn es würde zu seinen Pflichten gehören, dem Ritter beim Anlegen der Rüstung zu helfen. Das wieder war nun eine seltsame Sache: Offenbar mochte es Herr Aldorn nicht sehr, wenn man ihm dabei half, während Herr Elteror das eigentlich als selbstverständlich hinahm und vor allem darauf achtete, dass sein Knappe alle schritte schnell und dabei ordentlich ausführte. Sir Aldorn war schon etwas … seltsam, aber es stand ihm ganz sicher nicht zu, darüber zu urteilen. Und auch ganz sicher würde er das nicht tun, Freiherr Elteror wäre bestimmt nicht sehr glücklich darüber.

Der junge Knappe war gerade dabei, behutsam die obersten Schichten des Tisches im Hauptraum aufzuräumen, als Giselher ihn zu sich rief: „Bring das zu Frau Meroun und achte darauf, dass es nicht nass wird!“ Anfortas sah zu dem sorgsam eingepackten Paket, das auf dem Tisch des Hauptmanns lag und nickte. „Und gib ihr auch diesen Brief, Anfortas“ Der Ritter beugte sich ein wenig nach vorne und reichte dem Jungen einen gefalteten Brief. „Ja, Herr!“ sagte der Kunge, griff sich Paket und Brief und eilte los.

Fast war er versucht, den Brief anzusehen. Immerhin trug er kein Siegel oder so. Aber dann ließ er es soch lieber. Anfortas wollte lieber nicht herrausbekommen, was der Hauptmann mit ihm machen würde, wenn das rauskäme. In letzter Zeit hatte er öfter solche Botengänge machen müssen. Nicht die üblichen, wo er irgendwelche Listen oder so zu Herrn Elteror brachte. Wie er es sah, wollte der Herr Hauptmann mit der Frau Meroun… naja, was auch immer. Jedenfalls ging es ganz bestimmt nicht um Listen…

Anfortas grinste breit, als er das in Seidenpapier eingeschlage Paket überreichte: „Sir Aldorn hat mir gesagt, Ich soll Euch das geben, Frau Meroun“ Der Junge war bereits im Begriff, wieder wegzueilen, als ihm offenbar noch etwas einfiel und so reichte er noch einen Brief seines Herrn weiter:

Liebe Bryanne,
ich hoffe, du wirst es nicht ins Feuer werfen, denn was immer andere sagen – du siehst großartig darin aus!
Ich wäre sehr glücklich, wenn ich Dich ausführen dürfte (Von mir aus auch nur eine Straße weiter, solange ich nur mit Dir zusammen sein darf) ich freue mich schon auf den Dienstschluss und hoffe sehr, dich dann zu sehen.

Sir (*das ‚Sir‘ wurde offenbar nachtröglich eingefügt und auch nicht so, als wäre es dem Schreiber unendlich wichtig, dass das da steht*) Giselher

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Deine Sirs haben dir gefälligst wichtig zu sein, SIR Aldorn! *rüttel* *grins*

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