Minas Faer

Wahrscheinlich Rosen pflücken. Ihre strahlenden, wachen Augen würden sich die wundervollste Blüte aussuchen, ihre zarten, edlen Finger danach greifen und sie mit ihrer versteckten Kraft abbrechen. Die wohlgeformte Nase würde dann wahrscheinlich kurz daran riechen. Und sie würde lächeln. Ihr Lippen – nein, er zwang sich den Gedanken abzubrechen. Ihm fiel auf, dass er stehengeblieben war, also setzte er nun sein zielloses Auf-und-ab-getigere wieder fort.

Verheiratet also. Gut. Nein, eigentlich nicht gut. Er hatte das nie gewollt. Er hatte sie nie gewollt. Aber manche Dinge ließen sich eben nicht ändern. Und dann, als es endlich soweit war, musste er feststellen, dass Sybell inzwischen eben keineswegs mehr das kleine Mädchen kannte, das man ihm dereinst vorgestellt hatte. Sie war eine junge, begehrenswerte Frau. Und er konnte längst nicht mehr leugnen, dass es eben genau so war.

Inzwischen konnte er längst nicht mehr verstehen was genau ihn in der Hochzeitsnacht geritten hatte um sie nicht auf ihre ehelichen Pflichten festzunageln. Im Gegenteil. Er hatte gelächelt und es eben dabei belassen, nervös wie sie schien und er zweifelsfrei war.

Und verdammt nochmal, das war der größte Fehler seines Lebens gewesen! Er war auch nur ein Mann. Und Männer hatten nunmal Bedürfnisse! Er konnte doch nicht auf andere Lösungen zurückgreifen. Eine andere Frau… Nein. Nein, das kam nicht in Frage. Es würde sie zu sehr verletzen. Es würde seiner Ehre schaden. Selbst wenn niemand jemals davon erfuhr.

Cinlir schnaubte als er vor dem Fenster wieder zum stehen kam. Er sah hinaus, sah Sybell tatsächlich bei den Rosen. Der Anblick war unerträglich, also schloss er die Augen.