Wahrscheinlich sollte ich meinem Knie danken. So habe ich endlich die Gelegenheit alles, was die letzten Tage geschah, niederzuschreiben. Gar nicht so leicht, denn das war viel.
Am Besten fange ich wohl bei den Wirrungen um den Stadtrat an. Ich kann es immernoch nicht glauben, dass es tatsächlich mich braucht um diesen Breeländern zu zeigen, wie ihre eigene Herrschaftsform funktioniert. In den letzten Tagen habe ich als Seelsorger, Zahlmeister, Zeugmeister, Rechtsbeistand, Truppenaufseher und was weiß ich nicht noch alles gearbeitet.
Einer der Bürger trat an mich heran. Werjem sein Name. Ich schrieb bereits von ihm. Er befragte mich über die Aufgaben, die Besetzung, die Maßnahmen des Stadtrates. Auf seine Bitte hin stockte ich die Zweitversorgung der Wache zur Vollständigkeit auf. Darüber hinaus wird an die Familie eines zu Tode gekommenen Rekruten eine Rente ausbezahlt. Eigentlich hätte es damit auch alles sein können… Aber nein, einer meiner Amtskollegen hat sich derart im Ton vergriffen und schlicht blatant die Unwahrheit erzählt. Nicht in geringen Maße. Natürlich stellte ich ihn zur Rede. Und der Mann hatte glatt die Stirn zu versuchen mich ebenso über den Tisch zu ziehen, wie Werjem! Es blieb also keine Wahl als ihm das Misstrauen auszusprechen.
Das wiederum resultierte in einer Ratssitzung. Nach viel zu langsamen Hin und Her, in dem man keine Ahnung hatte, wer wann zu reden hätte, wurde der Mann seines Postens enthoben. Darüber hinaus werden jetzt wohl Unterschriften für Neuwahlen gesammelt. Elende Demokratie… Aber eine Aufgabe ist eine Aufgabe. Ich habe es schon vorher gesagt, ich sage es wieder: Solange man sie mir zuteilt, werde ich sie nach Kräften erfüllen. Allerdings halte ich diese Neuwahlen für eine sehr schlechte Idee. Zu viele Narren in Bree. Und ich glaube auch zu viele Straftäter. Woraus genau soll man also wählen? Aber das ist nicht mein Problem. Für mich gilt es im Moment nur weiterzumachen und die Zeit abzuwarten. Mal sehen, was dann geschieht.
So viel also zum hoch offiziellen Teil.
Jedenfalls fast. Noch etwas ähnliches betrifft eine Sache, auf die mich Heridan in Fianahs Auftrag ansprach. Man bat, Tarikh umzubetten. Als ob es eine noch größere Entweichung gäbe! Ich habe natürlich abgelehnt. Aber stimmte zu, Salas‘ Grundstück für die Öffentlichkeit zu öffnen. Natürlich nicht dessen Haus. Aber so sollte jeder, der das dringende Bedürfnis verspürt, auch trauern können. Vermutlich werde ich auch damit wieder irgendein Schwerverbrechen für Breeländer begangen haben, von dessen Existenz ich nur noch nicht weiß.
Fianah jedenfalls ist aus ihrem Stadel Kurzurlaub zurückgekehrt. Sie scheint sich soweit gefangen zu haben. Das ist gut. Als sie gestern, nach dieser verdammt wichtigen Nachricht, zu der ich später noch komme, von ihrer Belohnung erfuhr, strahlte sie sogar richtig. Ich glaube, für ein paar Augenblicke war ich nicht gleich Mordors Herrscher für sie. Aber sie hat mich auf noch etwas aufmerksam gemacht.
Sobald es mein Knie wieder zulässt, trommle ich die Wachen zusammen. Armenspeisung in Bree. Wäre doch gelacht, wenn man nicht ein wenig Eintopf in die Leute im Armenviertel bring. Die bisherigen Maßnahmen der Stadt scheinen wenig bewirkt zu haben. Also wollen wir doch mal sehen, ob sich das nicht ändern lässt.
Zu den seltsamen Entwicklungen gehört wohl auch Heridan. Er will sich eine Frau nehmen. Er. Und eine Frau. Zwei Größen, die sich nicht zu vereinbaren lassen schienen. Herrlich. Aber nun, wer bin ich der Sache im Weg zu stehen. Ich hoffe nur, diesmal wird niemand vor der Zeit schwanger. Wobei ich dem Mann meinen Respekt zollen muss. Mein Medicus in Gondor hätte mir schon aus Protest Frauenvergnügen verweigert. Heridan wiederum sagt, ich sollte schlicht tun, was nicht weh tut. Hätte ihm nicht zugetraut, dass er das sagen kann, ohne rot zu werden. Ich denke, Sybell ist in guten Händen bei ihm. Sybell und jedes Kind, das sie mir schenken mag.
Nicht minder seltsam ist die Anfrage von Tarona, die sie mir gegenüber kürzlich stellte. Einen Ball will sie halten. So weit nichts ungewöhnliches. Aber dass sie um Wachschutz bittet, das schon. Sicherheitshalber habe ich die Zubereitungen der Speisen in Tereloc Tuks Hände gelegt. So müssen sich meine Leute schonmal nicht den Kopf zerbrechen, ob irgendetwas vergiftet sein könnte. Ich selbst werde zugegen sein. Das Kommando über den Wachtrupp wird bei mir bleiben. Sicher ist eben sicher. Ich frage mich dennoch, wovor sie so große Angst haben mag.
Und da ich gerade von hoher Politik schreibe… Fürstin Linbeth Valdoran, die mir vor kurzem noch schrieb, sie wolle ihre Schwägerin, Gräfin Edisa Valdoran, mit einem meiner Männer verheiratet sehen, sah es nun in sich uns allen einen Überraschungsbesuch abzustatten. Mordor weiß, was sie sich davon erhofft. Es ist aber auch verdammtes Unglück, dass Sybell jetzt so unpässlich ist. Für die Valdoran würde ich ihre Hilfe brauchen. Aber im Moment muss ich mich wohl damit abfinden, dass ich sie alleine zu bespaßen haben. In welcher Form auch immer. Ihrer Schwägerin gab sie diesen zweifelhaften Sandwind als Wache. Sie selbst hat offensichtlich einen der Männer ihrer Hausgarde dabei. Und ich weiß immernoch nicht, wen ich der Gräfin geben soll, verdammt!
Nach der elenden Ratssitzung tat das Training mit Marwa Mackenschild gut. Izhkarioth hatte gebeten sie in Augenschein zu nehmen. Hat einen verdammten Dickschädel, das Weib! Aber es tat gut sich abzureagieren. Unschön nur, dass die Kniescheibe bei ihrem Stoß gegen mein Bein raussprang. Mordor nochmal, das tat weh! Wäre Bryanne nicht gewesen, wäre das ganze wohl wesentlich schlimmer ausgegangen. Und was sie angeht… Natürlich hat sie nicht alles für sich behalten können. Frauen! Bei ihnen ist wohl kaum etwas sicher. Übelzunehmen ist es ihr wohl dennoch nicht. Jedoch hatte Mutter anscheinend Recht: Nach der Niederlage gegen Cardaan neulich muss ich langsam wirklich davon ausgehen, dass ich hier zu träge werde. Das kann so nicht bleiben!
Der Medicus sah sich die Verletzung an. War wohl auch Gelegenheit alte Wunden zu betrachten. Der Schnitt von Cardaans Schwert neulich verheilt vorbildlich. Und von dem Zusammenstoß mit Lluvia blieb lediglich an der Schulter eine Narbe. Bedenkt man, wieviele Schnitte er führte ist das ein beträchtliches Ergebnis. Es hätte viel schlimmer ausgehen können. Und das Knie… Flusswieser sagt, wenn ich es ausreichend schone, sollte es bald schon wieder in Ordnung sein. Warim gab mir einen Stock dafür. Ein vortreffliches Stück Arbeit. Damit kann man sich auf vielerlei Arten verteidigen… Schwarzes Holz. Metallverzierhungen. Und dann noch diese kleine Besonderheit, die ihn mir doch sehr ans Herz wachsen lässt.
Gestern Abend dann gab es noch mit Theowalt, Giselher und meiner Frau zu feiern. Auch wenn sich mein Ritter inzwischen wohl mit seiner Frau auf die Reise gemacht hat. Ich glaube dennoch, dass er sich über die Nachricht sehr gefreut hat. Natürlich nicht so sehr, wie ich! Zwillinge… Wer hätte damit gerechnet. Sybell und ich werden feiern, sobald sie dazu wieder in der Lage ist. Ich werde ein paar Tage frei halten, in der es nur sie und mich geben wird. Und vielleicht Theowalt. Immerhin will ich nicht, dass sie gleich nach der Geburt verhungert.
Warten. Warten fällt immer schwerer.
Viel passiert, jaja. Und das Warten ist wirklich schlimm. Frag Sybell 😉
Gern geschehen. *verneig*
Aber wenns versaut wird, stopft Theo sich wirklich Brot in die Ohren *g*