To the last drop

Cenedor Faeryllian
11. Mai 2010 • Kommentare: 4

In Jahren…

Die Nacht war schwärzer als sonst. Fast so, als würde sie die Nacht verhöhnen, dem nahenden Grauen einen dunklen Schleier umlegen damit er sich auf seinen Hammerschlag vorbereiten kann. Aber das war nicht weiter relevant. Er war hier auf Befehl seines Herrn Cinlir, um seinen Bruder zu unterstützen. Es stand viel auf dem Spiel. Um genau zu sein ging es um die Existenz der Trutzburg Ost Agar. Nicht wenige Männer und Frauen waren mit ihm vom Breeland aufgebrochen, um ein letztes Aufgebot gegen den Feind der freien Völker zu werfen. Nicht wenige werden eben jenes Breeland samt dem Hause Minas Faer niemals wiedersehen.

„Leutnant! Leutnant!“, hallte es über das recht kleine Lager der Soldaten. Cenedor drehte sich von dem freien Tal ab und blickte einen der jüngeren Soldaten an, die erst seit kurzem den Eid geleistet hatten gegenüber seinem Herrn Cinlir. Er selbst war nicht mehr der junge Mann, welcher ins Breeland kam um dem Fürsten von Minas Faer zu dienen. Es hatten sich bereits einige graue Haare eingeschlichen. Aber was das Alter einem an Geschicklichkeit sowie Schnelligkeit nimmt, hatte der Leutnant an Erfahrung und Weisheit gewonnen.

„Leutnant – Herr Enlir schickte einen Boten. Wir sollen uns bereit halten, um den Angriff über die linke Flanke zu führen zusammen mit der Reiterei die aus Minas Tirith eintraf.“ – „Gut. Gib den Männern bescheid. Sie sollen aufsitzen und in Formation aufschließen. Und Zyrus … vergiss unser Banner nicht.“ Der Bursche erwiderte den Befehl mit einem Nicken und rannte in die Dunkelheit davon. Cenedor drehte sich wieder um und blickte in das Tal hinab. Inzwischen hörte man die dumpfen Trommeln der Haradrim und an der gegenüber liegenden Seite flammten die ersten Feuer auf. Es war also soweit. Hier würden die Männer und Frauen aus Ost Agar und Minas Faer ihre letzte Schlacht bestreiten. Hier würde sich die Zukunft der Trutzburg entscheiden … die Zukunft des Hauses Winthallan.

Mit einem letzten Blick auf den Feind wendete sich der Leutnant um und ging zu seinem Pferd, ein Schimmel. Es war ein prachtvolles Tier. Ein prachtvolles Geschenk zu seiner Ernennung als Leutnant von seinem Herrn. Es hatte ihm gute Dienste bisher geleistet. Und würde es weiterhin tun bis zum Schluss. Genau wie die Männer und Frauen, welche bereits an der nördlichen Höhe zur Formation aufgeritten waren. Nie hätte er sich  erträumen lassen, dass er solch feine und mutige Soldaten in eine letzte Schlacht führt, noch, dass ihm sein Herr Cinlir diese Aufgabe alleine übertrug. Es war eine große Ehre. „Ruhig, Maikaelyn, ganz ruhig. Du hast mich weit getragen, alter Junge. Und mit etwas Glück trägst du mich bis über das stürmische Meer zu den Valar.“, beruhigte er sein Ross, als er sich in den Sattel schwang und gen den Soldaten ritt.

„Männer! Frauen! Soldaten Minas Faer’s! Soldaten Gondor’s! Meine Brüder und Schwester!“, brüllte der Leutnant seinen Reitern entgegen, als er ihre Reihen auf und ab ritt. Er musste ihnen zeigen, dass er keine Zweifel an ihrer Sache hegte. Keine Zweifel an der Schlacht, noch an ihrem Auskommen oder gar an ihrer Notwendigkeit. „Viele von euch blicken zum ersten Mal unserem Feind ins Auge! Und noch mehr von euch bestreiten heute ihre erste Schlacht! Verzagt nicht, meine Brüder und Schwestern! Verzagt nicht im Angesicht von solch Niedertracht und Mordlust! Verzagt nicht in der dunkelsten Stunde unserer Heimat! Denn wir werden siegreich sein! Wir werden unseren Feinden in die Augen sehen und ihnen unseren Siegeswillen entgegen brüllen, auf dass sie in die Tiefen der Wüste verschwinden und nie mehr auch nur einen Fuß auf dieses Land setzen mögen! Wir werden mit erhobenem Schild und Schwert, mit wehenden Fahnen und hallenden Fanfaren, mit Mut in unserem Herzen und Zorn in unseren Taten auf sie herniedergehen! Denn die Stunde, in der die Männer von Ost Agar und Minas Faer verzagen, die dunkelste Stunde unseres Herrn, wo Eidbrecher frei ihrer Wege gehen und brennendes Schicksal den Menschen droht, ist noch fern! Diese Stunde ist noch fern, meine Brüder und Schwestern! Deswegen lasst uns reiten gegen unseren Feind und Blut für Blut verlangen! Für Gondor! Für Minas Faer! Für Ost Agar! Für das Haus Winthallan! Angriff!“

Der Jubel und die von Mut durchtränkten Schreie, welche ihn erreichten, gaben ihn Kraft. Sie beflügelten ihn seinen Worten mehr als nur Taten folgen zu lassen. Er trieb seinen Hengst immer weiter an und führte seine Schar gegen den Feind, auf dass sie einen hohen Blutzoll forderten für die Anmaßungen, welche sich der Feind geleistet hat. Weit hinter ihm ertönten weitere Fanfaren und Kriegshörner. Die dumpfen Trommeln von den Haradrim wurden übertönt von dem Donnern seiner Reiter, welche ihn bis zu den Gewässern der Valar folgen würden … da war er sich sicher. Und so fuhren sie auch auf die ersten Kämpfer der Haradrim nieder. Als wäre dies der Ort wo das endgültige Schicksal Mittelerdes, jenes Schicksal, was über ihre Liebsten richtet, entschieden würde.

Dennoch war es nicht genug. Der Feind hatte weitaus mächtigere Verbündete und so war die Niederlage, der unausweichliche Niedergang Ost Agar’s, nicht mehr zu verhindern. Er hatte es kommen sehen, dieses Schicksal, welches drohend über der Trutzburg schwebte. Die erdrückende Erkenntnis nichts ausrichten zu können, als die grimmige Genugtuung getreu dem Eid Blut für Blut gefordert zu haben und die Gewissheit, das andere kommen würden, um das begonnene Werk zu vollenden. Aber wer sollte davon erfahren, wenn niemand überlebte, um es zu berichten? Wer sollte seinen Herrn davon in Kenntnis setzen?

„Zyrus! Zyrus! Bei den Valar – ZYRUS!“, brüllte er über das Schlachtfeld in der Hoffnung der Bursche war noch am Leben. Doch es schien fast so, als sei er bereits gefallen. Oder…? Nein, dort, unweit von ihm entfernt, ragte das Banner Minas Faers hoch hinaus, wie ein Schild, dass die Männer und Frauen von jedwedem Schaden bewahren soll. „Hier, mein Herr Cenedor, hier!“, rief der Knabe ihm zu, während er sich mit Müh und Not zu ihm durchring. Ohne ein unnötiges Wort mit dem Jungen zu wechseln, entriss er ihm das Schwert sowie das Banner und drückte ihm dafür seine eigene Klinge in die Hand. „Leutnant, ich..“ – „Schweig still! Bring das Schwert zu unserem Herrn! Er wird wissen, was es bedeutet! Bring es ihm und sag, dass es keine Entschuldigung gibt! Reite schnell und blick nicht zurück, Zyrus! Los jetzt! Was stehst du da wie angewurzelt!? Nimm ein Pferd und eile dich!“

Für einen Moment erschien es Cenedor fast, als würde sich der junge Knabe seinem Befehl widersetzen. Nur für einen Moment, denn mit einem letzten Blick zu seinem Leutnant, welcher einen bitteren Nachgeschmack hinterlies, wandte sich der Bursche um und rannte in die Dunkelheit davon. Es war besser so. Jemand musste die Nachricht überbringen und Zyrus war nur ein Knabe, ein halbes Kind noch. Es war besser, wenn er lebte, wenn auch nur bis zur nächsten Schlacht, die mit solch Gewissheit folgen würde, dass es ihm bis ins Mark erschauern ließ. Doch es war nicht an der Zeit sich in das dunkle Tief der Gedanken zu stürzen – es war an der Zeit seinen Eid zu erfüllen.

„Für Winthallan! Blut für Blut!“

To the last drop

  1. Sethur sagt:

    Episch 😉 Gefällt mir, schlappohr, sehr. 🙂

  2. Cinlir Winthallan sagt:

    Na gut, du hattest Recht: *schnüff!*

  3. Ardeyn sagt:

    Danke, danke.. *vor Sethur verneig*
    *Solan einfach mal ein Taschentuch reich*

  4. Giselher Aldorn sagt:

    Wir stellen fest, dagegen ist Aragorn ein Anfänger!

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