In Jahren…
Mit seinen 38 Jahren war es für Atherton Salas, dem einzigen Blutsverwandten Alejandros, noch längst nicht die Zeit ruhig zu werden. Sein Eidherr, selbst nunmehr über 55, hatte längst Grau in seinen Haaren angesetzt. Und obwohl, je älter man wurde, der Unterschied geringer schien, zumindest in Jahren und Lebenserfahrung, war der Graf doch weit munterer als der alt werdende Winthallan.
Munterer, in Athertons Fall, bedeutete heute in einem Bett aufzuwachen, das er gestern noch nicht gekannt hatte. Neben einer Frau, die er ebenso wenig gekannt hatte. Die dafür aber das ein oder andere zu berichten wusste, vor allem über die Pläne ihres Herrn, mit dem sie, wie er in Erfahrung bringen konnte, ebenso dann und wann das Bett teilte. Dieser Herr wiederum, seinerseits Graf Gondors, war aus Athertons Sicht ein höchst zweifelhafter Zeitgenosse. Winthallan sah das kaum anders. Und genau darum fand sich der jüngere der Salas Brüder heute hier in diesem Bett.
Dieses geteilte Bett war, wie der Graf jetzt zu seinem Leidwesen feststellen musste, auch der Grund seines vorzeitigen Erwachens. Denn die Tür des Zimmers wurde aufgestoßen und besagter Rivale betrat den Raum. Mit dem durchaus nennenswerten Unterschied, dass er, im Vergleich zu Atherton, durchaus bekleidet und, wichtiger noch, bewaffnet war. Die Klinge sang als sie ihr Eigentümer aus der Scheide zog und an das Bett herantrat, in dem sich die Gespielin, deren Name derzeit noch weit im Gestern verborgen lag, gerade in eine Ecke kauerte und die Decke vor ihre Brust hielt.
„Was hat er dir angetan?!“, schnappte der ältere Mann ohne den Blick von Atherton zu nehmen. Die Frau mit der Decke, an die sie sich klammerte, schluckte nur hart.
„Gar nichts gegen ihren Willen.“, war Atherton ein.
Der andere Graf nahm das mit dem Wort abschneiden eines anderen fast zu wörtlich und hielt ihm die Klinge an den Hals. Wohin hätte er auch ausweichen sollen.
„Elender Sohn einer Hure!“
Ja. Da war es wieder. Wie hätte er das auch nur fünf Minuten vergessen können. „Das ist nicht ganz von der Hand zu weisen, Sire.“
Eine Klinge am Hals zu haben machte Atherton einen anderen Umstand bewusst. Sein Gegenüber hatte keine Ahnung, was er da im Bett seiner Geliebten aufgestöbert hatte. Und das wiederum wäre für ihn nur von Vorteil. Jedenfalls wenn er es lebend aus diesem Zimmer schaffte…
Zuhause, hinter verschlossenen Türen, wartete ein warmes Lächeln, eine innige Umarmung und Küsse, die die letzte Nacht ohne Zweifel in den Schatten stellten.
Atherton grinste.
Ich glaube, diese Szene so schonmal bei dem bisschen Tudors gesehen zu haben, was ich mir angetan habe *g*
So ähnlich. *g* Das gilt übrigens auch für Cinlis „In Jahren“-Szene. 😉 Für Gisi!