Warten und lächeln

Cwenwesc Tarlang
21. Juli 2010 • Kommentare: 0

Endlich komme ich wieder dazu etwas zu schreiben. Ein besseres Versteck muss ich für mein Buch finden. Ich werde das Gefühl nicht los das Fräulein Apfelzweig es nur zu gerne lesen würde. Besser ich lass sie gar nicht wissen das es eines gibt auch wenn sie sicher vermutet das es eines gibt.

Ja Fräulein Apfelzweig, mit ihren ständigen Belehrungen geht sie mir ganz schön auf die Nerven. Wirklich böse sein kann ich ihr aber auch nicht. Eigentlich macht sie ja nur ihre Arbeit.

Mädchen Sitz gerade, Mädchen mach dies lass jenes. Die Tage habe ich es nicht mehr ausgehalten und habe mich davongeschlichen. Es war sicher schon nach Mitternacht. Wollte etwas durch die Siedlung gehen, endlich das Haus mal wieder verlassen das ich seit dem Umzug nicht mehr von außen gesehen habe. Zu meiner Freude saß Heridan in seinem Garten. Ich kann gar nicht schreiben wie beruhigen es war in seiner Nähe zu sein. Wir haben uns sehr lange unterhalten und mit allem scheint er nun seinen Wert erkannt zu haben. Er versucht immer alles mit Logik zu begründen, ich hoffe ich konnte ihm darstellen das Menschen meist nicht logisch sind. Das schlimme daran ist das ich etwas festgestellt habe. Ich habe Heridan gefragt er wird es notfalls zu verhindern wissen das ich verheiratet werde. Das ist auf der einen Seite gut und auf der anderen schlecht. Gut ist das es mir etwas Luft verschafft, schlecht ist das ich damit alleine bleiben werde. Die Auswahl welche die Fürstin treffen könnte ist nicht groß. Wie Heridan und ich festgestellt haben ist Graf Salas der einzige unverheiratete im Haushalt. Dazu kommt das der Fürst wohl nicht besonders gut auf ihn zu sprechen ist. Wie auf mich auch, so würde er sich zwei Probleme auf einmal vom Hals schaffen. Einen unverheirateten Grafen und ein Mündel das er nicht leiden kann. Gesehen hab ich den Grafen nicht. Vielleicht wäre es nicht die schlechteste Möglichkeit, eine mit der ich zufrieden sein kann. Viel erwarten darf ich jedenfalls nicht. Immer noch besser als die Möglichkeit das er mich an irgendeinen verdienten Soldaten von der Front vergibt. Wir werden sehen was die Zeit bringt. Solange werde ich wohl weiter sticken, alles hinnehmen was Fräulein Apfelzweig sagt und sticken.

Irgendwie tut sie mir Leid. Als ich so spät nach Hause gekommen bin weil ich in den Fluss gefallen bin saß sie da und schlief im Stuhl. Ich habe sie noch zugedeckt. Wecken konnte ich sie ja nicht, in einem anderen Kleid mit zerzauster Frisur nach Hause kommen hätte sicherlich sehr komische Fragen nach sich gezogen. Die arme hatte sicher Schmerzen als sie morgens aufgewacht ist.

Heridan sucht ein paar Salben zum pflegen zusammen und ich hab schon das Weidenkörbchen her gerichtet mit einem der Deckchen die ich bestickt habe und Duftseifen die ich auf dem Markt bekommen habe. Lavendel und Rosenduft, ich hoffe sie freut sich wenigstens ein bisschen darüber auch wenn sie das sicher nicht offen sagen wird. Mehr als ein nicken oder eine Belehrung was daran nun nicht richtig sei wird sie sicher nicht übrig haben aber der Versuch ist es wert.

Ansonsten sind die Tage hier eintönig. Aufstehen, Frühstück machen und dann stickend oder lesend warten bis Fräulein Apfelzweig aufgestanden ist und dazukommt. Natürlich tut sie immer so als wäre sie schon lange wach und sehr geschäftig gewesen. Ich lass sie einfach in dem Glauben das ich ihr das so abnehme. Ihr schnarchen verrät sie. Dann den ganzen Tag sticken, lesen, üben von Laute und Harfe und sich Belehrungen anhören, Zufriedenstellen kann man sie wohl nicht. Dabei mache ich immer brav lächeln alles was sie wünscht. In der Nacht wenn sie schläft stricke ich dann meist heimlich oder lese Bücher die sie sicher als Schund bezeichnen würde. Ich weiß nicht was sie gegen stricken hat, man kann die Maschen zählen und damit rechnen aber das sieht sie wohl nicht. Außerdem ist es sehr praktisch, ich habe für Niphri etwas zum überziehen gestickt, es scheint ihr inzwischen wieder recht gut zu gehen, die Pfote scheint auch wieder zu verheilen, Heridan weiß glaube ich gar nicht wie dankbar ich ihm für all das bin. Er hat bedenken das ich mich in ihn verlieben würde aber das wird nicht passieren. Schließlich ist er verheiratet und Nephilem ist ihm eine so gute Frau wie es besser nicht sein könnte. Wenn sich der Herr beratungsresistente Breeländische Sturkopf nur selbst mehr achten würde aber auch das scheint zu werden.

Vorgestern hatte ich wirklich Angst um ihn. Diese Frau Arianah die ihn besucht hat drohte ihm mit dem Leben wirklich eine unangenehme Frau, dabei war ich sehr höflich zu ihr. Ich bin dann ins Haupthaus und wollte den Baron oder den Grafen darüber in Kenntnis setzen, da beide aber nicht da waren musste ich sogar zu Sir Aldorn. Er schickte dann Gardist Faeryllian los, ich hoffe Heridan verzeiht mir das irgendwann. Irgendjemand muss es ihm gesagt haben, Sir Aldorn wohl nicht, vielleicht der Gardist. Ich hoffe er versteht irgendwann das ich einfach nur Angst hatte. Inzwischen weiß ich das diese Frau wohl eine Freundin von Fianah ist und Heridan der Pate ihres Kindes werden soll und die Frau ihm daher nichts tun würde. Wer der Vater des Kindes ist weiß ich immer noch nicht. Vielleicht frage ich Heridan mal, im Moment werde ich ihn mal in Ruhe lassen, er musste schon genug durch mich ertragen.

Inzwischen überlege ich mir Gründe um aus dem Haus zu kommen, die einzige Möglichkeit mal etwas anderes zu sehen und zu hören als Fräulein Apfelzweig. Als ich meine Schaukel auf gehangen habe hat sie nur die Nase gerümpft, bestimmt hat sie früher einmal genau so gerne geschaukelt und ist nur neidisch! Sie wollte es mir auch gleich vermießen indem sie mit neuerlichen züchtigen Belehrungen angefangen hat über bedeckte Fußknöchel. Am liebsten hätte ich ihr ins Gesicht gesagt das Heridan mich in einem nassen Kleid im Arm erhalten hat aber ich hab dann wieder nur gelächelt und es hingenommen. Schließlich macht sie ja nur ihre Arbeit. Inzwischen werde ich einfach nur höflich lächelnd und es hinnehmen.

Warten auf Sonnenschein, warten auf das es Zeit ist, warten auf Ruhe, warten auf Zufrieden sein.

Manchmal möchte ich morgens gar nicht mehr aufstehen, ich fühle mich dann so leer und einsam.

Es fühlt sich an als wäre da etwas in mir aber doch nichts, wie ein dunkles Loch, aber doch scheint da nichts zu sein. Zum Glück bleibt mir Niphri, sie ist so unbekümmert und frech, heute Nacht ist sie ausgebrochen und lag dann morgens bei mir im Bett, ich muss schauen das sie nicht mehr ausbrachen kann, nicht aus zu denken was passieren würde wenn sie sich das Bett von Fräulein Apfelzweig aussucht.

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