Im Freien Fall

Heridan Flusswieser
25. August 2010 • Kommentare: 7

„Pferde geben uns die Flügel, die wir nicht haben.“

– der Volksmund

Der Mensch ist nicht zum Fliegen geschaffen. Und doch muss ich. Sie hilft dabei. Sie zeigte mir den Abgrund, von dem aus ich Springen würde, sie zeigte mir, wie man die Flügel festhält. Aber ich kann nicht fliegen. Flügel allein machen noch keinen Vogel. Ich werde fallen. Endlich. Sie lässt mich. Ich falle auf den Boden, ganz flach. Und bleibe hier. Wer auf dem Boden steht muss nicht fliegen.

Nach Hause… gut. Ausruhen… sehr gut. Liegen… noch besser! Nephi schaut komisch. Ich weiß, sie hat mitleid. Aber ich habe mein Wort gegeben: Ich werde Flügel anlegen und springen, obwohl ich niemals fliegen kann. Es ist die Sache wert. Dann ist es dunkel, ich werde ruhig. Muss den Himmel nicht sehen, mit all den Vögeln, die mich verspotten. Sie haben Flügel, sie fliegen. Ich werde Flügel bekommen und muss fallen.

Verdammte Bastarde.

Ich schlafe. Nephi ist nicht da. Und doch bin ich nicht allein. Ich höre ihr atmen… ich höre das Rascheln von Stroh. Eilig schlage ich die Augen auf. Ich liege im Stroh. Ich bin Stroh – nein halt… eine Rüstung aus Stroh ist das. Und vor mir steht das Ungeheuer. Schnaubend und mit den Hufen scharrend tritt es auf mich zu. Ich springe auf, greife an den Gürtel – er sieht aus wie der Sattelgurt – und ziehe das Schwert, stoße damit nach dem Maul des Ungetüms. Als es zuschnappt halte ich nur noch den grünen Teil der Karotte in der Hand. Ich drehe mich um und laufe weg, fort, in eine Ecke des Stalls.

Meine Waffen nähren es, meine Rüstung ebenso. Genau wie mein Versteck. Ich kann ihm nicht entkommen, meine Hände sind ebenfalls nutzlos – das Mistvieh ist zu groß. Da ist ein kleines Licht… die Tür! Mit etwas Glück… ich werfe die Strohrüstung fort, um das Ungeheuer abzulenken, renne los. Mit dem Rettenden Sprung durch die Tür… direkt in den Abgrund. Ich falle, eine endlose Zeitlang. An der Wand stehen Schriftzeichen, große, kleine… sie bilden immer den gleichen Satz. „Nur wer Flügel hat, kann fliegen“.

Ist das so?
Mag sein.
Aber kann jeder fliegen, der Flügel hat?
Nein.

Ich lande, auf dem Boden. Eine Wiese, bis zum Horizont nirgendwo ein Baum, nirgendwo eine Blume. Nirgendwo ein Mensch. Nirgendwo ein Tier. Ich verblasse, grün vor dem grünen Gras. Oder hinter dem Gras? Neben dem Gras? Mitten in dem Gras?

Plötzlich – ein Schlag. Ich stürze, falle ins Gras. Vor meinem Gesicht zwei Haarige Füße. Worte mischen sich zu den wiederkehrenden Schlägen – beide Treffen hart. „Narr“ – Zack. – „Idiot“ – Zack. Nach einer weile verebben die Schläge, die Worte ebenso. Ich blicke auf, am Boden liegend. Sehe einen grimmigen Halbling auf mich niederstarren. „Du Tölpel hast versagt! Weißt du, wie schwer es war, ihr zu helfen, nachdem du gepfuscht hast?“ Zack. Der letzte Schlag, das Letzte Wort. Der fatale Treffer. Ich liege regungslos im Gras. Eine Ewigkeit… es umwuchert mich, ich werde Gras. Der Hobbit führt Pferde auf die Weide, sie beginnen zu grasen. Ein selbstgefälliges Grinsen erfüllt seine Züge. Der Wind schüttelt mich.

Nephi schüttelt mich. Ich schrecke auf, die Augen panisch. Sie den Tränen nahe wegen meinem unruhigen Schlaf. Ich rede ruhig mit ihr, beruhige sie. Irgendwann schläft sie, in meinem Arm. Ich schlafe nicht. Der Hobbit käme sonst wieder und weckt sie auf.

Verdammt… ich muss fliegen lernen…

  1. Heridan sagt:

    Nein, er ist nicht geisteskranker als vorher – auch wenns sich so anhört.

  2. Giselher Aldorn sagt:

    Das Pech von Mittelerde liegt auf dem Rücken der Pferde oder so… würde Heridan sagen?

  3. Fianah sagt:

    Ich finde es immer noch gemein, dass Fia nciht dabei sein durfte :p

  4. Sybell sagt:

    Er stellt sich aber auch an *fg*

  5. Elmion sagt:

    Red Bull verleiht Flüüüüüüügel!

  6. Rena sagt:

    Der Hobbit ist Fürst Wintermoor der Schreckliche! 😀

  7. Sanguisa sagt:

    Man sagt aber auch das man aus einen Esel kein Rennpferd machen kann *flücht*

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