This above all: to thine own self be true

Sybell Winthallan
1. November 2010 • Kommentare: 1

Meine liebe Ellena,

Es freut mich die Zeilen von Dir in der Hand zu halten und zu wissen, dass es Dir gut ergeht und Du uns auch nicht vergessen hast. Hier im Breeland sind wir alle wohlauf, oder sagen wir eher, wir waren es bis zum gestrigen Abend. Dann nämlich gedachte Cinlir sich mit Herrn Englainion zu duellieren. Als ich die beiden sah, musste ich zuerst lächeln, denn da Du Cinlir kennst weißt Du, dass er derlei Übungen und Ablenkungen benötigt, um sich nicht beständig an die Front zu wünschen. Doch es stellte sich heraus, dass sein Wunsch sich mit einem Krieger des Volkes der Elben zu messen, mehr als überheblich war. Er trug eine recht schwere Schnittwunde an der Hüfte davon. Jene wurde zwar bereits fachkundig von dem Medikus und Gardistin Sarolan Mornadae versorgt, jedoch weißt Du sicher wie es mit schweren Wunden ist. Ich hoffe innig, dass sie sich nicht entzünden wird und in einigen Monaten Cinlir, wie es seine Art ist, die Narbe stolz tragen kann. Ich bin dankbar, dass sowohl Herr Flusswieser als auch Frau Mornadae und Fianah zur Stelle waren, als dieser Unfall geschah. Nun wird die Zeit es zeigen, ob wir nur mit dem Schrecken davon kommen oder ob ein größerer Schrecken auf uns wartet.

Die Kinder sind ebenfalls wohlauf, doch da sie derzeit anfangen ihre Zähne zu bekommen und daher mehr als nur unleidlich sind, habe ich sie zur der Familie der Amme ausquartieren lassen, damit sie nicht die nötige Ruhe von Cinlir stören. Ich hoffe, dass ich sie dadurch nicht angreifbar gemacht habe und diese Entscheidung bereuen werde.

Ebenso hoffe ich, dass Du trotz der Sorge um Deinen Vater und trotz des Krieges, die schönste Zeit Deines Lebens in Gondor verbringen kannst. Ich wünsche Euch von Herzen, dass Euer Weg nicht weiter von Unbill geprägt sein wird wie ich auch wünsche, dass auch Ihr bald mit Nachwuchs gesegnet seid. Sollte Dein Vater, oder dessen Berater, entscheiden die Geschäfte Linhirs auf Tharlegond zu übertragen, so bin ich mir sicher, dass er keinen würdigeren Nachfolger haben kann. Jedoch wünsche ich Dir natürlich, dass vielleicht Dein Bruder beizeiten auch zur Vernunft kommen mag.

Ich würde mich sehr freuen bald wieder Zeilen von Dir in den Händen zu halten, vor allem über Deine Erlebnisse in Ethring. Wenig weiß ich nur über jenen Landstrich. Und die Zeit mag es geben, dass der Krieg beendet sein wird und auch ich zurück nach Gondor kehren kann und dann ebenfalls einmal Linhir und Ethring kennenlernen kann. Ich hoffe täglich auf eine positive Nachricht von der Front, doch so wie die Zeiten stehen, und sicher bist Du auch stets auf dem Laufenden, ist die Lage mehr als nur angespannt.

Ansonsten ist es hier im Breeland, fern ab von allem Unbill der Kriegsschauplätze, sehr ruhig. Die Ruhe wurde nur je durchbrochen durch einen Versuch sich selber das Leben zu nehmen von der Gesellschafterin Cwenwesc, Du bist ja auch mit ihr bekannt. Die Gründen, nun ja, ich mag sie nicht vollständig zu durchblicken, zu fremd ist mir eine solche Handlung, doch scheint ein Großteil mein Fehlen zu sein, auch wenn ich mir stets Mühe gab für sie den besten Weg zu erdenken und ihr meinen Respekt und meine Fürsorge zu schenken, welche jedoch anscheinend auf taube Ohren und blinde Augen stieß. Ich versuche keine weiteren Gedanken mehr daran zu verschwenden, denn verschwendet sind sie wohl, da ich zu keinem Ergebniss kommen kann. Ich hoffe nur, dass das törichte Mädchen zur Vernunft gekommen ist oder kommen wird, denn nicht nur ist sie in der Lage hier im Breeland ein angenehmes, ruhiges Leben zu führen, nein, es ist ihr auch vergönnt, dass sie ihre Liebe gefunden hat. Eine Liebe, die verkörpert wird durch den neuen Knappen von Sir Aldorn namens Eondra. Er ist ein aufrechter, lernwilliger Mann aus den Landen Rohans. Sir Aldorn ist voller Anerkennung und Lob für ihn und ich denke, dass es eher Monate als Jahre sind bevor dem jungen Knappen vergönnt sein wird, sich Ritter zu nennen.

Das Haus wächst und gedeiht, meine liebe Ellena. Stetig treten neue Personen in unsere Dienste. Wir haben nun sogar eine Waidhelferin bekommen, welche sich um Jagdhunde und Falken kümmern wird wie auch wohl Unterstützung kriegen wird von einem Jäger. Für ausreichende Freizeitbeschäftigungen ist in Zukunft also auch gesorgt. Das Haus wird in der Blüte stehen, sobald wir zurück nach Gondor reisen werden. Vielleicht war es also mehr als nur eine gute Wendung des Schicksals, dass Cinlir den Titel erbte. Es ermöglicht uns nach dem Krieg in eben jener vollen Blüte nach Gondor zurück zu kehren wenn dort die Häuser wohl durch den Krieg geschwächt sind. Du weißt, was dieses gesellschaftlich bedeuten kann. Wüsste ich, wem ich dafür danken könnte, würde ich es tun, doch da es niemanden gibt, der jenes zu verantworten hat, verhallt mein Dank, wenn auch nicht minder von Herzen kommend.

Weiterhin haben wir vor wenigen Tagen überraschend Besuch von dem jüngsten Bruder Cinlirs bekommen, Nanndir. In den wenigen Tagen, die er hier verweilt, hat er es so wie es aussieht geschafft den halben Haushalt für seine Zwecke einzusetzen. Ich werde diesem einen Riegel vorschieben müssen, jetzt wo Cinlir erst einmal bettlägerig ist. Jedoch hat sich Nanndir, einmal wieder über ein zerrissenes Band der „Liebe“ trauernd, vorerst zurück gezogen und schreibt sicher hundertundeins trauernde Liebesgedichte hinter verschlossenen Türen. Doch sorge Dich nicht, sein Herz ist schnell geheilt. Meine Zeilen klingen als würde ich keine sonderlich große Zuneigung zu ihm hegen, doch schätze ich ihn wirklich. Er ist ein guter Mann mit einem großen Herz, ein Herz was nur leider zu groß für die Frauen ist. Er hat als der Mann, der er ist, zu leiden unter der Art und Weise wie ein Winthallan zu sein hat, welches von allen anderen Familienmitgliedern des Hauses verkörpert wird und so hat er stets meine Freundschaft und mein offenes Ohr, denn vieles von seinem Verhalten ist nur ein Schutzschild und wohl etwas Provokation der anderen Familienmitgliedern.

Ich hoffe sehr, dass ich bald wieder von Dir lesen, ebenso wie ich hoffe, dass es Euch weiter so gut ergeht wie zu dem Zeitpunkt Deines letzten Briefes. Darüber hinaus hoffe ich, dass die Zeit kurz sein wird bis wir uns wieder sehen werden.

Richte meine Grüße an Deinen Ehegatten aus.

Ich verbleibe mit einer Umarmung aus der Ferne,

Sybell Winthallan

  1. Cinlir Winthallan sagt:

    Ach, das haben wir gleich. Da geben wir dem Nanndir ein Schwert, holen den Herrn Eglainion – und alles wird gut. 😀

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